Hagen/Mallnitz. . Sie ist ein besonderes Stück Hagen: Die Hagener Hütte liegt 2446 Meter hoch in den Alpen. Viele Hagener kennen sie nicht. Dabei lohnt der Besuch.

Für den ganz spontanen Sonntagsausflug wird die Tour zugegebenermaßen eher schwierig: Denn dieses ganz besondere Stück Hagen liegt rund 840 Kilometer entfernt von der eigentlichen Volmestadt. Das heißt, acht Stunden Fahrt mit dem Auto und gut zehneinhalb mit der Bahn müssen erst einmal bewältigt werden, um an den Ausgangspunkt zu kommen, von dem aus man hoch auf die 2446 Meter hoch gelegene Hagener Hütte wandern kann.

Doch dann kann die Tour losgehen zu einem Ort in Österreich, der seit mehr als 100 Jahren eng mit Hagen verbunden ist. Und den doch so viele Hagener noch überhaupt nicht kennen. Die WP will Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zum Beginn der Sommerferien den Weg schmackhaft machen. Vielleicht schon für eine Reise in diesem Jahr.

Der Hüttenwirt

Hans Aschbacher  ist der Wirt der Hagener Hütte
Hans Aschbacher ist der Wirt der Hagener Hütte © Michael Koch

Er lässt sich nicht unterkriegen, auch nicht von Rückschlägen wie im vergangenen Jahr. „Da mussten wir die Hütte schon Mitte September schließen“, sagt Hans Aschbacher, dessen Familie die Hagener Hütte nun schon in dritter Generation bewirtschaftet. Denn eigentlich ist die Saison erst am 1. Oktober vorbei. 14 Tage weniger Umsatz, das haut ins Kontor, wenn man bedenkt, dass die Saison oben auf der Hütte gerade einmal drei Monate dauert.

Vielleicht kann Hans Aschbacher, der mit seiner Frau Elisabeth (Sissi) die Hütte betreibt, das in diesem Jahr wieder reinholen. Der Anfang ist jedenfalls vielversprechend. Schon Mitte Juni – 14 Tage früher als gewohnt – haben sie die Hagener Hütte eröffnen können. Viele Bergwanderer haben sie auch schon wieder besucht: Für eine Rast zum Essen und Trinken. Oder aber auch zum Übernachten in den 14 Mehrbettzimmern und 28 Plätzen in den Matrazenlagern.

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Was aber Mangelware auf der Hagener Hütte ist, das sind die Hagener selbst: „Leider kommen nur sehr wenige“, sagt Hans Aschbacher. „Wir würden uns sehr freuen, mehr begrüßen zu dürfen.“

Und dabei ist die Gastfreundlichkeit bei den Aschbachers garantiert: Nicht nur, weil sie sehr offen und kontaktfreudig sind. Sondern auch, weil es hier zünftiges Hüttenessen gibt – mit frischen Zutaten, die Hans Aschbacher über einen schmalen Fahrweg mit einem Traktor aus dem Tal holt. Und natürlich viele Getränke. Typisches aus der Region, aber auch auf den Eversbusch-Doppelwachholder aus Haspe muss in 2446 Metern Höhe niemand verzichten.

Allein von den drei Monaten Hüttenbewirtschaftung kann die Familie Aschbacher nicht leben. In der Wintersaison arbeitet das Paar an einem Skilift, zudem betreibt Hans Aschbacher noch ein kleines Sägewerk. Und jedes Jahr stellt sich aufs Neue die Frage, ob man noch einmal eine Saison dranhängt. Bislang ist am Ende aber doch immer ein Ja rausgekommen. Und Hans Aschbacher hat auch durchaus den Wunsch, dass die Familientradition weitergeht: „Ich hoffe, dass meine Söhne das Ganze mal weitermachen.“ Die Chancen stehen nicht schlecht: Christian und Daniel helfen jetzt schon fleißig mit.

Der Weg

in Blick von der anderen Seite: Zu sehen ist der Weg von Mallnitz über die Jamning-Alm bis zur Hagener Hütte.
in Blick von der anderen Seite: Zu sehen ist der Weg von Mallnitz über die Jamning-Alm bis zur Hagener Hütte. © Siegfried Morhenne

Ja, es stimmt, die Hagener Hütte ist eine Herausforderung. Sie liegt nicht im Mittelgebirge, nicht im Voralpenland. Sie liegt in den Hohentauern, also im Hochgebirge – und dessen sollte man sich auch bewusst sein. Aber sie ist machbar: Nicht nur für sehr sportliche und erfahrene Wanderer. Sondern auch für Familien und für Senioren – wenn man die Tour denn gut plant, sich Zeit nimmt, die Kräfte realistisch einschätzt und gut ausgerüstet ist. Vor allem mit guten Schuhen, Wasser und Verpflegung.

Machbar für alle ist der Aufstieg von Mallnitz aus. Oder aber von der Jamnig-Alm, die mit dem Bus angefahren werden kann. Die Hälfte der Strecke hat man dann schon gespart. Auch hier ist natürlich Ausdauer gefragt, doch der Weg führt über recht breite und nie allzu steile Wege hinauf.

Ob als Auf- oder Abstieg: Der Weg auf der anderen Seite nach Sportgastein bzw. in der Verlängerung nach Bad Gastein ist schon eine größere Herausforderung. Der Aufstieg ist steiler und führt über gute, aber teils schmale Pfade. Nutzt man diese für den Abstieg, ist Trittsicherheit gefragt, denn über längere Zeit muss man konzentriert einen Fuß vor den anderen setzen.

Am Tauernhöhenweg

Um auf die Hagener Hütte zu wandern, kann man entweder von dem etwas verschlafenen Mallnitz aus oder dem mehr touristischen Bad Gastein aus starten – bzw. von dem etwas höher gelegenen Sportgastein, das mit dem Pkw und dem Bus erreichbar ist.

Der Aufstieg zur Hütte dauert von Mallnitz über die Jamningalm vier Stunden, vom Parkplatz Jamningalm, zu dem ein Bus fährt, zweieinhalb Stunden und von Sportgastein drei Stunden. Die Hütte liegt am Tauernhöhenweg.

Von der Hagener Hütte aus kann man den Vorderen Geißelkopf (2974 Metern) in zweieinhalb Stunden erreichen, die Romate Spitz (2696 Meter) in zwei Stunden und den Greilkopf (leicht, auch für Kinder) in 2581 Metern in einer halben Stunde.

Kontakt zur Hagener Hütte über Fam. Hans Aschbacher, postlagernd, A-9822 Mallnitz,

+43 664 403 66 97.

Belohnt wird man aber so oder so – ob Auf- oder Abstieg, ob von Mallnitz oder von Sportgastein – mit herrlichen Ausblicken in die hochalpine Welt. Mit einer reichhaltigen Pflanzenwelt. Und mit ein bisschen Glück kann man auch die Tiere der Bergwelt, insbesondere auch Murmeltiere, sehen.

Die Hagener Hütte kann man aber auch als eine Station auf einer Hüttentour auf dem Tauernhöhenweg ansteuern. Denn er führt direkt an ihr vorbei, ist insgesamt 200 Kilometer lang und führt zwischen Seckau im Osten und Krimml im Westen durch alle neun Gebirgsgruppen der Niederen und Hohen Tauern. Einige Passagen – etwa in Gletschergebieten – erfordern aber einiges an Erfahrung. Insgesamt ist hier also vor allem Kondition und Trittsicherheit gefragt.

Die Verbindung zu Hagen

Wanderer vor der Hagener Hütte.
Wanderer vor der Hagener Hütte. © Siegfried Morhenne

Warum aber heißt die Hagener Hütte so wie sie heißt? Die Antwort ist einfach: Weil sie der Sektion Hagen des Deutschen Alpenvereins gehört. Und die ist mit rund 1200 Mitgliedern ein durchaus nicht kleiner Verein in Hagen. Damals, vor mehr als 100 Jahren, folgte Hagen dem Trend vieler ander Sektionen in den Ruhrgebietsstädten (wie auch in anderen Städten Deutschlands). So gibt es in direkter Nachbarschaft auch eine Duisburger Hütte, in andere Alpen-Gebieten ist eine Dortmunder, eine Bochumer oder Essener Hütte zu finden. Den Menschen im Ruhrgebiet sollte ein Anlaufpunkt in den Alpen mit ihrer guten Luft geschaffen werden.

1911 wurde mit dem Bau begonnen, im August 1912 war die Hütte fertig, die nun eine Aussicht auf die Goldberg- und Ankogelgruppe bietet. Zum 100-jährigen Jubiläum wurde die Hütte grundlegend saniert – mit Eigenmitteln der Sektion Hagen, vor allem aber mit Geldern des Hauptverbands des deutschen Alpenvereins. Die Technik wurde erneuert, so dass die Hütte heute mit Photovoltaik und Blockheizkraftwerk betrieben wird. Und es gibt einen Anbau mit einer Terrasse, die moderne Gastronomie-Ansprüche erfüllt.