Hagen. Ein ungewöhnlich intensiver Konflikt zwischen den beiden HEB-Geschäftsführern sorgt zurzeit im Hagener Rathaus für großes Kopfschütteln.
Unter dem Dach des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB) raucht es zurzeit gewaltig – und das hat diesmal rein gar nichts mit den Öfen der Müllverbrennungsanlage (MVA) zu tun. Vielmehr lodert ein toxisches Feuer zwischen den beiden neuen Geschäftsführern André Brandt und Uwe Unterseher-Herold.
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Von „Reibungspunkten“ spricht Aufsichtsratsvorsitzender Horst Wisotzki: „Die verstehen sich nicht so gut.“ Eine eher höfliche Umschreibung, die nach WP-Informationen jedoch deutlich zu kurz greift. Die beiden Entsorgungsmanager sollen sich nicht bloß angebrüllt haben, dass die Wände wackeln, sondern Insider berichten auch von fliegenden Aktenordnern und anderem Büro-Inventar.
Keine Stellungnahme vom HEB
Jetzt zählt die Welt der Entsorger ohnehin zu jenen Branchen, in denen auch schon einmal ein rustikal-derber Austausch als guter Ton interpretiert wird. Doch derartige Eskalationen mit tiefen persönlichen Verletzungen sorgen inzwischen auch im Hagener Rathaus für ungläubiges Kopfschütteln. Was letztlich der Auslöser für das äußerst angespannte Verhältnis zwischen den HEB-Geschäftsführern war, gilt bislang allerdings noch als das große gemeinsame Geheimnis der beiden Unternehmensführer. Sie selbst wollen auf ausdrückliche Anfrage der Stadtredaktion zu den Vorfällen keine Stellungnahme abgeben, zumal der promovierte Jurist Brandt zuletzt über Wochen krankgeschrieben war.
Beim Rosenmontagszug 2020 stand das Duo selbstironisch kostümiert im Straßenkehrer-Outfit noch wohlgelaunt nebeneinander im „Trinkergehege“ am Autoscooter und schunkelte harmonisch zu kölschem Liedgut im Rumtata-Rhythmus. Doch kurz danach muss es ordentlich gerumst haben. Heftige Auseinandersetzungen über getroffene Entscheidungen und zu Kompetenzen mündeten in Nicht-Einmischungsappelle und gegenseitiges Untersagen. Der Austausch fand nach WP-Informationen zuletzt bloß noch per E-Mail in einem in der klassischen Geschäftswelt wenig üblichen Jargon statt.
Hintergrund, so berichten Insider, scheint ein seit Monaten schwelender Konflikt zwischen den HEB-Gesellschaftern aus Hagen und Dortmund (Entsorgung Dortmund GmbH) zu sein. Nach dem Ausscheiden des Dortmund-Vertreters Manfred Reiche, der Ende 2018 als HEB-Geschäftsführer in den Ruhestand ging, ließen die Dortmunder den Sessel zunächst lange unbesetzt, bis schließlich André Brandt dessen Posten in Hagen übernahm. Diesen füllte er nach dem Wechsel des Hagener Geschäftsführungssprechers Herbert Bleicher zum Kreis Warendorf (September 2019) sogar mehrere Monate alleine aus und rammte, so die Wahrnehmung des Aufsichtsrates, dort einige Pflöcke ein, die wiederum bei Unterseher-Herold (seit Dezember 2019 dabei) nur auf bedingte Zustimmung stießen. Hinzu kommt, dass es zwischen Dortmund und Hagen reichlich Dissens zu den Müllmengen und -qualitäten gibt, die derzeit aus Dortmund an der MVA angeliefert werden.
Offensichtlich reichlich Stoff für fachliche, aber auch zwischenmenschliche Konflikte, die im Frühjahr sich zwischen zwei Männern mit offensichtlich nur gering ausgeprägtem Drang zur hohen Kunst der Diplomatie hochgeschaukelt haben und inzwischen auch erste Lager-Gräben in der HEB-Belegschaft entstehen lassen. Während Oberbürgermeister Erik O. Schulz als Vertreter des HEB-Mehrheitsgesellschaftes Stadt Hagen mit Hinweis auf interne Personalangelegenheiten einen Kommentar zu der Situation grundsätzlich ablehnt, möchte auch der HEB-Betriebsratsvorsitzende René Langenohl kein Statement zum aktuellen Betriebsklima beim HEB abgeben. Er sehe allerdings noch nicht die Gefahr, dass die Situation so eklatant aus dem Ruder laufe, dass er einschreiten müsse: „Alles andere ist Sache der Geschäftsführer.“
Schreibtische auf Distanz
André Brandt wird übrigens in dieser Woche nach längerer Krankheit im Rahmen einer Wiedereingliederungsmaßnahme an seinem Geschäftsführer-Schreibtisch beim HEB zurückerwartet. Allerdings wird dieser dann nicht mehr im Hauptverwaltungsgebäude am Betriebshof Fuhrparkbrücke nur wenige Meter vom Büro von Uwe Unterseher-Herold stehen, sondern an der MVA am Pfannenofen. Dort wurde bereits ein neues Büro für den Dortmund-Statthalter mit der entsprechenden räumlichen Distanz zu seinem Rivalen eingerichtet. Am 9. September will sich der HEB-Aufsichtsrat in seiner nächsten turnusmäßigen Sitzung mit der untragbaren Situation beschäftigen.