Hohenlimburg. In der „Kompetenzwerkstatt“ Thyssenkrupp Hohenlimburg werden weiter Fachkräfte ausgebildet - auch in unruhigen Corona-Zeiten

Seit bald einem Jahr hat Thyssenkrupp Hohenlimburg die Aus- und Weiterbildung in einer eigenständigen Gesellschaft gebündelt. Die sogenannte „Kompetenzwerkstatt“ erlebt wegen Stahlkrise und Corona einen Ausbildungsbeginn in unsicheren Fahrwassern. Trotz Kurzarbeit konnten die Azubis aber bislang im Homeschooling oder als Aushilfe in den Betrieben beschäftigt werden – und in dieser Woche startet ein neuer Jahrgang mit 26 jungen Menschen, darunter angehende Elektroniker, Mechaniker und Industriekaufleute.

Ziel sei es, dem demographischen Wandel durch die Übernahme eigener Auszubildender zu begegnen. „Da muss man aber immer auf die Marktsituation hinweisen“, sagt Markus Zobel, Geschäftsführung Kompetenzwerkstatt. „Aus heutiger Sicht sehen wir die Bedarfe. Allerdings können wir die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre nicht voraussehen.“

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Um so gut wie möglich Planungssicherheit zu schaffen, setzt der Ausbildungsbetrieb auf eine systematische Vorauswahl. Gezielt habe man geschaut, in welchen Bereichen des Betriebes Fachkräfte künftig fehlen und wo deshalb qualifizierter Nachwuchs in den kommenden Jahren notwendig wird.

Telefoninterviews mit Bewerbern

Auf der anderen Seite sagen derweil viele der neuen Auszubildenden, dass sie bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz von der Corona-Zeit nicht beeinflusst wurden. Azubi Dennis Ladwig hatte sein Auswahlverfahren etwa schon im September letzten Jahres. „Da habe ich Glück gehabt“, sagt der 22-Jährige. „Ich denke aber auch, wir haben uns mittlerweile alle mit der Situation abgefunden.“ Ebenso zuversichtlich startet Maria Jahn in ihre Ausbildung als Industriemechanikerin. Sie hat Corona nur insofern erlebt, dass sie bei ihren Auswahlgesprächen Anfang März Abstand halten musste. „Zudem wurde bei mir der Termin für die ärztliche Voruntersuchung um mehrere Wochen verschoben.“ Diese Voruntersuchung durchlaufen alle Azubis im Betrieb.

„Es sind nur sehr eingeschränkte Zeiten möglich. Man muss einen Termin sehr frühzeitig machen und da hatten wir zum Glück geduldige Azubis, die das mitgemacht haben“, sagt Sabina Aleksandrowicz, Ausbildungsleitung. Wegen Corona hat sie in diesem Jahr erstmals mit Telefoninterviews gearbeitet, um Gespräche mit den Bewerbern zu führen. „Manche hatten schon nach dem ersten Gespräch eine Zusage“, sagt Aleksandrowicz, die Telefon und Video auch in den kommenden Jahren einsetzen will, um mit den Bewerbern ins Gespräch zu kommen.

„Die Azubis waren immer noch aufgeregt, aber sie befanden sich in ihrem gewohnten Raum und von daher war es einfacher.“ Zudem reduziere sich der Aufwand für die Bewerber „und wir konnten uns schon gut ein Bild von den Personen machen.“

„Kompetenzwerkstatt“: Nicht alle Ziele umgesetzt

Mit Blick auf das erste Jahr der Kompetenzwerkstatt zieht Zobel ein positives Fazit – wenngleich auch nicht alle gesteckten Ziele erreicht wurden. „Wir konnten unseren Marktauftritt, was die Aus- und Weiterbildungsaktivitäten für andere Betriebe angeht, noch nicht umsetzen“, sagt Zobel. So soll die Kompetenzwerkstatt in der Idee nicht nur Fachkräfte von Thyssenkrupp ausbilden, sondern auch für kleinere Unternehmen in der Region, die selbst nicht die nötigen Kapazitäten haben. Aufgrund der Corona-Zeit sei es jedoch nicht realistisch, das Betriebe aus dem Umfeld ihre Kandidaten zur Ausbildung schicken.

„Das hängt damit zusammen, das viele Betriebe sich in einer schwierigen Situation befinden und Kosten reduzieren, wo es geht.“ Zudem sei es aufgrund der Corona-Auflagen zur Zeit nicht möglich größere Personengruppen zusammenzukommen. Im kommenden Jahr wolle man dieses Thema aber vorantreiben.