Hohenlimburg. Eine Hohenlimburgerin hat Kontakt zu ihrer DDR-Brieffreundin aus Kindheitstagen aufgenommen. Seit der Jugend hatten sie nicht mehr geschrieben
Sie weiß nicht mehr, ob es der Umzug nach Hamburg war oder der Eintritt in die Jugend mit den vielen „Flausen im Kopf“. In jedem Fall hat Marion Duarte Nicolau irgendwann zwischen Kindsein und Jugendzeit den Kontakt zu ihrer Brieffreundin Rosemarie verloren. Das war Ende der 1960er-Jahre. Deutschland war geteilt und Rosemarie lebte mehr als 500 Kilometer entfernt in Radebeul in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
„Ich kann mich noch gut erinnern, dass jeder Brief, den ich von ihr bekam, schon einmal geöffnet war“, sagt die heute 70-jährige Duarte Nicolau. Eine wiederkehrende Begegnung mit dem Staatsapparat der DDR. Genauer: dem Ministerium für Staatssicherheit. Die Geheimpolizei unterhielt in Postämtern eigene Abteilungen, in denen systematisch Post geöffnet wurde.
Mehrere Umzüge
Überlebt haben die vielen Briefe das bewegte Leben von Marion Duarte Nicolau nicht. Geboren in Gevelsberg, zog es sie in der Jugend nach Hamburg, in die Geburtsstadt ihrer Mutter. Von dort ging es nach Hagen, seit 1984 lebt sie in Hohenlimburg. Viele Jahre eines Lebens, in denen Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend verblassen. Aber die Erinnerung an Rosemarie blieb, gemeinsam mit zwei schwarz-weißen Fotografien: Die Eine, vom 22. April 1963, zeigt eine junge Frau. Rosie war da gerade um die 15 Jahre alt. Die Andere, vom 25. Februar 1967, ist ein Hochzeitsfoto. Von Rosie und ihrem Mann Gerd.
„Je älter man wird, umso mehr macht man sich Gedanken über das, was einem im Leben so passiert ist und was wichtig war“, sagt Duarte Nicolau. Bei ihr führten diese Gedanken in den vergangenen Jahren immer wieder zu der Frage, was eigentlich aus ihrer Brieffreundin aus der DDR geworden ist. Lebte Sie überhaupt noch?
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Wiedersehen über TV-Sender
„Ich kannte ja auch die Umstände nicht und wusste nicht, falls sie noch lebt, ob sie überhaupt wieder Kontakt will.“ Doch sie fasste sich ein Herz und versuchte ihr Glück – über einen TV-Sender. Mehrere Fernsehformate haben das emotionale Wiedersehen zwischen Menschen, die sich lange verloren hatten, in ihrem Programm. „Viele sagen, das wäre falsch und geschauspielert“, so Duarte Nicolau. „Aber dem war nicht so.“ Sie wandte sich per Telefon an die Macher hinter einer dieser Sendungen und bekam die Zusage, man wolle ihr helfen. „Eine Woche später kam ein Anruf – sie hatten Rosemarie tatsächlich gefunden.“
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Nun hätte diese Geschichte einen Beitrag im Fernsehen verdient und an dieser Stelle sollte eigentlich der Hinweis folgen, wann und wo das Wiedersehen über den Bildschirm flimmert. Aber dem ist nicht so. Denn aus gesundheitlichen Gründen wollte Rosemarie nicht ins Rampenlicht einer bundesweiten Fernsehsendung mit Millionen-Publikum treten. Für diesen Entschluss hat die einstige Brieffreundin aus dem Westen vollstes Verständnis. „Es geht mir bei dieser Sache nicht darum, mich zu profilieren. Aber ich verstehe auch, dass der Sender damit sein Geld verdient.“ Umso dankbarer war sie, dass die Sendungsmacher keine Ansprüche erhoben. Sie wünschten einfach einen guten Neustart und überließen den Beiden ihre Freundschaft. Rosemarie ist heute 71 Jahre alt und wohnt in der Nähe von Dresden. Ihre Freundschaft blüht wieder auf, was viele Nachrichten auf dem Handy bezeugen. Worüber sie so reden? „Über dies und das“, sagt Duarte Nicolau. „Es ist so, als wären wir nie getrennt gewesen.“