Hohenlimburg. Nachdem die Tiere die Wiesen auf dem Ostfeld-Friedhof umgewühlt haben meldet sich der Jagdpächter. Er fordert Nachtzieltechnik zur besseren Jagd

Gestern berichtete diese Zeitung über die durchwühlten Wiesen, die Wildschweine auf dem Ostfeld-Friedhof hinterlassen haben. Schäden, die für Pierre Duckert wenig überraschend kamen, wie er sagt. Duckert ist der Jagdpächter des betroffenen Reviers „Hagen 14“, das sich auf 650 Hektar über Elsey und die Grenze zu Iserlohn quer bis zur Hünenpforte und Holthausen erstreckt.

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„Wir haben in dem Bereich Steltenberg mittlerweile große Rotten von 20 bis 30 Tieren, die von dort aus auch in die Siedlungen vordringen“, sagt Duckert. Hinzu kämen kleinere Verbände von 7 bis 14 Tieren aller Altersklassen und Größen. Bis vor drei Jahren habe es in dem Gebiet keine Populationen gegeben, zuletzt vermehrte sich das Schwarzwild am Steltenberg und der Grenze zu Iserlohn jedoch „explosionsartig“.

Suche nach Nahrung

Er geht davon aus, dass die Tiere aus dieser Richtung auf den Friedhof kamen. „In dem Gebiet gibt es stark bewirtschaftete Agrarflächen, aber kaum ökologisch gepflegte Wiesen, die den Tieren ihren Bedarf an Eiweiß liefern.“ Auf der Suche nach Futter ziehe es die Wildschweine deshalb in Kleingärten und auf unberührte Wiesen, wie sie der Friedhof bietet.

Zuletzt habe er beobachtet, dass sich die Tiere tiefer in die Nacht zurückgezogen haben, bevor sie aktiv werden. Auch eine Folge der Corona-Situation, wie er sagt. „Viele Leute verbringen mehr Zeit in ihrer direkten Umgebung, die Wälder sind als Freizeitgebiet bis in den Abend und die Nacht gefragt“, sagt Duckert, der auch stellvertretender Leiter im Hegering Haspe ist. Über Wärmebildkameras bleiben viele Bewegungen der Tiere in dem Revier im Blick.

Jagdmittel aufgerüstet

Derweil sind Jagdflächen auf dem dicht bebauten Gebiet rar: Bejagt werden etwa 202 Hektar von den rund 650 Hektar, die „Revier 14“ umfasst. Am Steltenberg wurden zuletzt mehrere jagdliche Einrichtungen aufgebaut, sagt Duckert, „da wir schnell erkannt haben, dass wir dort ebenfalls einen extremen Brennpunkt haben in Sachen Schwarzwild.“

Ohne den Mond als Lichtquelle und mit Wolken am Himmel werde die Jagd bei Nacht jedoch mit bisherigen Mitteln oft erschwert. Nicht selten müssten sie das Schwarzwild ziehen lassen, so Duckert. Um die Bestände effektiver eindämmen zu können sollte deshalb moderne Nachtsichttechnik zum Montieren auf das Gewehr zugelassen werden, sagt er. „Damit könnten wir das Schwarzwild unter besten Bedingungen sauber und tierschutzgerecht erlegen und die Population auf ein gesundes Maß drücken.“

Nachtzieltechnik nicht zugelassen

Die notwendige Ausnahmegenehmigung für diese Nachtzieltechnik muss die Untere Jagdbehörde in Hagen erteilen. „Nach Kontakt mit dem zuständigen Ministerium haben wir die Anfrage zurückgewiesen, weil das Jagen mit Nachtsichtgeräten nur in drastischen Ausnahmefällen wie bei der Afrikanischen Schweinepest erlaubt ist“, verweist Clara Treude, Sprecherin der Stadt, auf das Jagdgesetz. Man sei aber weiter zu Gesprächen bereit.

Um kurzfristig Wiesen wie auf dem Ostfeld-Friedhof gegen den ungebetenen Besuch von Wildschweinen zu schützen, sieht Jäger Pierre Duckert die Lösung in einem stabilen Zaun, Doppelstab und mindestens 1,60 Meter hoch, damit die Tiere ihn nicht überspringen. Daneben könne man versuchen, die Tiere durch Duftmittel zu vergrämen.

„Diese Mittel haben allerdings Nachteile. So müssen sie auf dem Gelände regelmäßig aufgebracht werden und zudem ist es möglich, dass sich die Tiere an den Geruch gewöhnen und nicht mehr verscheucht werden.“