Hagen. Die Hagener Bäckerei Kamm beteiligt sich an einer Aktion. Für eine Bewerbung um einen Ausbildungsplatz reichen zunächst ein Foto und ein Lächeln.

Die Botschaft ist simpel. So simpel, dass man sich fast fragen könnte, warum nicht schon viel eher jemand auf diesen Gedanken gekommen ist. Sie lautet: „Bewirb’ dich mit einem Lächeln.“ Kein mehrseitiges Anschreiben, kein langer Lebenslauf, keine Zeugnisse. Einfach nur ein Lächeln. Genauer: ein Schnappschuss mit einem Lächeln.

Sebastian Kamm, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei in Hagen, ist einer derjenigen, der die Botschaft aufgreift. Auf Plakaten, die er in den neun Filialen in Hagen und Umgebung aufgehängt hat, und in den sozialen Netzwerken. Dort, wo sich junge Menschen tummeln, wo man sie erreichen kann.

Hagener Bäckerei will bis zu sieben Auszubildende einstellen

Denn an junge Menschen geht sie, diese Botschaft, „Bewirb’ dich mit einem Lächeln“. „Wir suchen drei bis fünf Auszubildende für den Verkauf und zwei Auszubildende zu Bäckern in unserer Produktion“, sagt Sebastian Kamm. „Und wir haben uns für diesen ungewöhnlichen Weg entschieden. Wir wollen die Hemmschwelle für eine Bewerbung zunächst so niedrig wie möglich halten. Und auch in einem zweiten Schritt brauchen wir im Grunde nicht viel mehr als einen möglichst ausführlichen Lebenslauf.“ https://www.wp.de/staedte/hagen/hagen-1500-ausbildungsplaetze-fuer-schulabgaenger-id229381258.html

Den jungen Menschen will die Großbäckerei nach Möglichkeit eine dauerhafte Perspektive bieten. „Zwei Bäcker haben gerade ihre Prüfung bestanden, eine Verkäuferin steckt noch mittendrin“, sagt Sebastian Kamm, „wir wollen alle übernehmen. Wir bilden grundsätzlich vor allem für unseren eigenen Bedarf aus.“

Die händeringende Suche nach Fachkräften

Um auch künftig gut aufgestellt zu sein, hat sich der Bäckerei-Chef jetzt entschlossen, sich an einer Aktion zu beteiligen, die der Bäckerinnungs-Verband Westfalen-Lippe und der Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks gemeinsam ins Leben gerufen haben: „Bewirb dich mit einem Lächeln.“

„Wir wissen, dass wir in der Branche mehr Auszubildende brauchen“, sagt der Hagener Henning Funke, Geschäftsführer des Rheinischen Bäckerhandwerks, „alle sind händeringend auf der Suche nach Fachkräften.“ Die wolle man nun ausbilden. Und weil viele Jugendliche durch die Corona-Krise verspätet ihre Schullaufbahn beendet haben, komme die Aktion jetzt genau zur rechten Zeit.

Aktion schlägt im Handwerk hohe Wellen

Was Funke auch daran abliest, dass die ersten Reaktionen durchaus positiv sind: „Im Handwerk hat dieses eher ungewöhnliche Vorgehen schon hohe Wellen geschlagen. Andere haben die Idee aufgegriffen. Vielleicht haben wir sie nicht am besten umgesetzt, aber wir sind die ersten, die damit rausgegangen sind.“

Im Grunde funktioniert das Prinzip ganz simpel: Potenzielle Bewerber (oder deren Eltern) können einen QR-Code abfotografieren oder gleich scannen und landen auf einer Plattform, wo sie zunächst einmal ein Foto (mit einem Lächeln) und ihre Kontaktdaten hochladen können. Das ist die Eintrittskarte in ein Bewerbungsverfahren. „Erste Bewerbungen auf diesem Weg sind bei unseren Mitgliedsbetrieben bereits eingegangen“, sagt auch Michael Bartilla, Geschäftsführer des Bäckerinnungs-Verbands Westfalen-Lippe, der auch für Hagen zuständig ist.

Die Firma Kamm ist hier organisiert. Und geht den ungewöhnlichen Bewerbungsweg mit. Auf vielen Kanälen – auf Facebook, auf Ebay und auf Plakaten.

WEITERE INFOS:

In Nordrhein-Westfalen gibt es mit dem Bäckerinnungsverband Westfalen-Lippe und dem Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks zwei Innungen, in denen Betriebe organisiert sind.

Der Hagener Henning Funke ist Geschäftsführer des Rheinischen Verbandes, der für den südlichen Teil von NRW sowie für Teile von Rheinlandpfalz zuständig ist.

In Hagen ist der Rechtsanwalt Henning Funke auch durch sein Engagement für den sogenannten Unternehmerrat bekannt geworden, der sich im Jahre 2016 gegründet hat. Der Unternehmerrat bringt sich seither immer wieder mit eigenen Impulsen in Diskussionen zur Stadtentwicklung ein und kritisiert die Hagener Politik für ihre mangelnde Wirtschaftsförderung.