Hagen. Die Fakten des Heimat-Checks liegen jetzt komplett auf dem Tisch: Nach der Sommerpause präsentiert die Politik ihre Schlussfolgerungen.

Der Datenschatz ist ausgerollt: Über sechs Wochen hat die Stadtredaktion im Rahmen des Heimat-Checks ein breitgefächertes Zahlen- und Meinungsbild zur Stimmungslage in der Bevölkerung, zu den verschiedensten Aspekten im Lebensumfeld und täglichen Miteinander der Menschen in Hagen präsentiert.

Knapp 3000 Frauen und Männern haben im Vorfeld den dazugehörigen Fragebogen in der Tageszeitung sowie auf unseren Online-Plattformen ausgefüllt und somit ein Stimmungsbild geliefert, das nicht bloß repräsentativ, sondern vor allem aussagekräftig ist. Das wesentliche Ergebnis: Die Hagener geben ihrer Stadt im Durchschnitt gerade einmal die Schulnote „befriedigend“ (3,14). Das ist alles andere als „gut“ und liefert somit reichlich Ansatzpunkte für gezielte Verbesserungen.

Pünktlich zur Kommunalwahl

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Rechtzeitig zur Kommunalwahl im September können somit auch die künftigen Vertreter in den Bezirksvertretungen sowie im Rat ablesen, welche Defizite den Menschen in den unterschiedlichen Stadtquartieren unter den Nägeln brennen beziehungsweise wo es auch schon ganz gut läuft und somit bestehende Konzepte kopiert werden können. Nach der Sommerpause wird die Stadtredaktion die Fraktionsvertreter der im Rat vertretenen Parteien mit der Bürgermeinung konfrontieren. Wir sind gespannt, welche Schlussfolgerungen die künftigen Entscheidungsträger aus dem Heimat-Check ziehen und welche Arbeitsaufträge sie für ihr Wirken in der nächsten Wahlperiode daraus mitnehmen.

Besonders kritisch blicken die Menschen in Altenhagen, Wehringhausen, aber auch in der City sowie in Teilen von Haspe auf ihr persönliches Umfeld. Und das nicht bloß bei inhaltlichen Klassiker wie Stadtsauberkeit, Parkplatznot oder Sicherheit, sondern auch bei Aspekten wie Kinder- und Seniorenfreundlichkeit sowie Gemeinschaftsgefühl. An diesem eher negativen Stimmungsbild können auch Positiv-Bewertungen bei den Themenfeldern Einkaufen, Gastronomie oder auch Nahverkehrsanbindung wenig ändern.

Eher wohlwollend beurteilen die Hagener hingegen die Aspekte Sicherheitsgefühl (Note: 2,88 – hier hat die Polizei auf die Situation in den größten Problemecken gezielt reagiert, aber die Bürger bleiben auch alarmiert), Nahverkehr (2,69 – hier konnte der neue Fahrplan coronabedingt seine wahren Qualitäten noch gar nicht ausreichend unter Beweis stellen) und medizinische Versorgung (2,85 – die ärztliche Überversorgung in der Stadt greift zwar nicht in allen Stadtteilen, aber die Qualität des Angebots mit Fachmedizinern, mehreren Krankenhäusern und Unikliniken um die Ecke wird anerkannt).

Erschreckende Distanz zu Bürgern

Besonders erschreckend stellt sich hingegen das Miteinander zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung dar: Die Note 3,76 – der schlechteste Durchschnittswert im gesamten Heimat-Check – zeigt, wie groß sich inzwischen die Vertrauenskluft zwischen den Entscheidern und den Hagenern auftut.

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Unzufriedenheit herrscht, trotz des durchaus positiv wahrgenommenen Einsatzes der Waste-Watcher, weiterhin ebenso beim Themenfeld Stadtsauberkeit. Ein vernachlässigtes und verdrecktes Wohnumfeld gehört in der Stadt zu den Nervfaktoren Nummer eins.

Ähnlich sieht es mit dem Parkdruck aus, der vor allem in den Wohnquartieren permanent zunimmt. Hier werden von den Ordnungsbehörden lieb gewonnene Stellplatz-Gewohnheiten immer häufiger konsequent sanktioniert, nicht zuletzt um Rettungswege freizuhalten. Allerdings gibt es seitens der Verantwortlichen neben den Bußgeldern bislang weder Alternativangebote durch intelligente Parkraumkonzepte noch eine tiefgreifende Verkehrswende, die Menschen tatsächlich zum Umstieg auf ÖPNV oder Fahrrad bewegt.