Wehringhausen. Mit einem Bebauungsplanverfahren will die Stadt Hagen auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs das Heft des Handelns zurückgewinnen.

Bringt das endlich Bewegung in den jahrelangen Stillstand auf dem alten Schlachthof-Gelände in Wehringhausen? Die Stadt Hagen will ein Bebauungsplanverfahren für das Areal einleiten, um das Heft des Handelns zurückzugewinnen. Das Ziel: die Förderung von Kultur- und Kreativgewerbe. Die Einschränkung: Der Stadt gehört auf dem Gelände nur ein kleiner Teil der Flächen. Das Verfahren kann dennoch als Instrument des sanften Drucks verstanden werden, das Schlachthof-Gelände im unteren Wehringhausen endlich weiterzuentwickeln.

Fünf Grundstückseigentümer

„Zur Verwirklichung der Ziele der Rahmenplanung für das Schlachthofgelände und zur Förderung von Kultur- und Kreativgewerbe sowie zur Steuerung des großflächigen Einzelhandels ist die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig. In diesem Zuge sollen die überbaubaren Flächen sowie die innere Erschließung neu arrangiert werden“, heißt es in einer Vorlage zum Stadtentwicklungsausschuss am morgigen Dienstag. Das Gegensätzliche daran ist nur: Die Stadt hat auf dem Gelände längst nicht mehr alle Grundstücke inne. Das Herzstück des Geländes – eines der alten Schlachthäuser, in dem vor Jahren noch eine Dönerproduktion untergebracht war und ein schräg gegenüberliegendes Gebäude – ist jüngst in einer Zwangsversteigerung für 271.000 Euro unter den Hammer gekommen. Den Zuschlag erhielten Privatpersonen, nicht die Stadt.

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Neben der Stadt Hagen gibt es weitere fünf Grundstückseigentümer auf dem Gelände. Die Stadt hatte durch den Verkauf des alten und sanierungsbedürftigen Schlachthofgeländes vor elf Jahren den Zugriff auf das Gelände verloren. Ein Gelände, das in der Bauverwaltung heute angesichts der Bahnhofshinterfahrung, der Aufwertung des unteren Wehringhausens durch die „Bohne“, den neuen Bodelschwinghplatz und die Verkehrsberuhigung als Quartier mit größtem Potenzial betrachtet wird.

Straße versehentlich verkauft

Noch dazu wurde am Eingang des Geländes versehentlich eine gewidmete, öffentliche Straße mitverkauft, die vor dem Oberverwaltungsgericht zurückerstritten werden musste. Der Stadt gehört heute unter anderem eine größere Freifläche im rechten Eingangsbereich des Geländes, das sie sich über ein Vorkaufsrecht gesichert hat.

An der Rehstraße möchten die Betreiber der dortigen Eventhalle unterdessen eine weitere Eventhalle bauen. Um den Standort wirtschaftlich weiterentwickeln zu können, soll auf der Parkfläche direkt neben der bereits bestehenden Halle, die einst als Sozialgebäude und Mitarbeiterkantine des Energieversorgers Mark-E diente, eine zweite barrierefreie Eventhalle auf einer Fläche von 2300 Quadratmetern entstehen. Dazu würden weitere 400 Parkplätze erforderlich, die vorzugsweise auf dem Schlachthofareal entwickelt werden sollen. Auch auf dem Gelände der alten Dönerproduktion.

Gewerbe und Kreativwirtschaft

Als Ziele für das ehemalige Stadtwerke-Areal im Westen des Geländes sieht die Planungsverwaltung hingegen die Stärkung von Gewerbe und für das restliche Schlachthof-Areal Richtung Minervastraße von Gewerbe und Kreativwirtschaft vor. Zusätzlich sieht die Rahmenplanung eine durchgehende Wegeverbindung über das Areal von der Minervastraße bis zur Rehstraße vor. Doch auch das wird gar nicht so einfach, denn Teile der Straße im westlichen Bereich des Geländes sind in der Hand von privaten Grundstückseigentümern.

Dreizügige Kindertagesstätte

Neben der zweiten Eventhalle soll in dem stattlichen Gebäude an der Ecke Reh-/Wehringhauser Straße, in dem einst die IT-Abteilung der Enervie-Gruppe untergebracht war, noch eine privat betriebene, dreizügige Kindertagesstätte unterbringen.

Außerdem würde der Komplex, an dessen Rückseite die Spielflächen für die Kindertagesstätte entstehen sollen, ausreichend Raum bieten, um in den Obergeschossen noch die Verwaltung der Event Hagen GmbH unterzubringen.

Durch den Bebauungsplan soll dennoch neben der Steuerung auch eine Revitalisierung der historischen Gebäude herbeigeführt werden. Eine zweite Eventhalle auf dem Gelände lehnt die Planungsverwaltung übrigens nicht ab. „Auch der Wunsch, Gebäude abzureißen, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings halten wir dies für konzeptionell zu kurz gesprungen“, sagte Baudezernent Henning Keune bereits im vergangenen Dezember. Umfassendes ebenerdiges Parken in diesem Umfang sei nicht mehr zeitgemäß. Mit dem Bebauungsplan will die Stadt nun klar festlegen, was künftig am Schlachthof entwickelt werden darf – unabhängig davon, ob ihr die Flächen gehören oder nicht.