Hagen. Innenministerium veröffentlicht Liste mit „verrufenen“ Orten, auf der auch Hagener Straßen sind. Angaben sind überholt und wurden zurückgestuft
Die Landesregierung hat Hunderte Straßen und Plätze in Nordrhein-Westfalen genannt, die laut Polizeigesetz „gefährlich und verrufen“ sein sollen. Gleich mehrere Straßen aus dem Hagener Innenstadt- und Bahnhofsbereich hatten es auf die Liste des NRW-Innenministeriums geschafft und galten für einen gewissen Zeitpunkt als gefährlich und verrufen. Die Angaben beziehen sich allerdings auf die Jahre 2010 bis 2017 – und seien mittlerweile überholt, so die Pressestelle der Hagener Polizei.
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Durch positive Entwicklungen konnte die Polizei die Einstufung der Straßen zurücknehmen, heißt es dazu. „Nach derzeitigem Stand gibt es in Hagen keine gefährlichen bzw. verrufenen Orte oder gar Stadtteile.“ Hagen sei so sicher wie seit Jahren nicht mehr. Der Innenstadt- und Bahnhofsbereich stehe weiterhin im Fokus, „um auch das subjektive Sicherheitsgefühl zu steigern.“
Positive Entwicklungen bei Fallzahlen
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Zum Hintergrund: Besonders gefährlich war es laut der Liste im Innenstadtbereich (Volme-Galerie, Schulhof der Ricarda-Huch-Schule, Cinestar/Europapark, Volmepark, im Bereich der Großraumdiskothek) und im gesamten Bahnhofsbereich (Frankfurter Straße, Mittelstraße, Elberfelder Straße, Friedrich-Ebert-Platz, Körnerstraße, Bahnhofsstraße sowie Graf-von-Galen-Ring, Berliner Platz, Am Hauptbahnhof und Körnerstraße). Die Straßen „wurden aus polizeilicher Sicht damals als gefährlich eingestuft, weil es vermehrt zu Straßenkriminalitätsdelikten kam“, so die Polizei.
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Durch umfangreiche polizeiliche Maßnahmen hätten sich die Kriminalitätsfallzahlen allerdings deutlich positiv entwickelt. In den vergangenen Jahren habe sich laut Polizei zudem die Erlebnisgastronomie am Elbersgelände verändert und damit auch die Personen, die sich dort regelmäßig aufhalten.
Vorher war es dort vermehrt – gerade in den Nächten – zu Auseinandersetzungen und Straftaten gekommen. „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Hagen so sicher ist wie seit mehreren Jahren nicht mehr - die Kriminalitätsfallzahlen sind bereits im vierten Jahr in Folge rückläufig.“
Null-Toleranz-Strategie fortsetzen
So wurden 2019 insgesamt 13.984 Straftaten gezählt – im Vergleich zum Vorjahr sei dies nochmals ein Rückgang von gut einem Prozent. „Die Aufklärungsquote stieg gleichzeitig um 0,99 Prozent auf 57,39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert (der Landesdurchschnitt liegt bei 53,33 Prozent).“ Um diese erfreuliche Entwicklung weiter zu fördern, bewerte die Polizei Hagen das Sicherheitsprogramm jährlich neu.
Der Bereich des Hauptbahnhofs habe dabei schon immer im Fokus gestanden. Auch wenn die objektiven Kriminalitätsfallzahlen dies nicht belegen, will die Polizei den Kontrolldruck dort weiter hoch halten und die Tätigkeiten im Rahmen des Konzeptes ,Erhöhung der objektiven und subjektiven Sicherheit in der Hagener Innenstadt‘ fortsetzen und weiter ausbauen.
Besondere Berücksichtigung finde dabei die Straßen- und Betäubungsmittelkriminalität. „Die Hagener Polizei ist nun mit uniformierten und zivilen Kräften noch präsenter, führt mehr Kontrollen – insbesondere im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität – durch und geht im Zuge einer Null-Toleranz-Strategie konsequent gegen jegliches normabweichendes Verhalten vor“, heißt es weiter.
Verstöße im Innenstadtbereich
Der Hagener Polizei liegt auch die Entwicklung der Verstöße im Hagener Innenstadtbereich seit 2017 vor: Im Bereich der Straßenkriminalität seien 2017 insgesamt 696 Taten gezählt worden, 2018 gab es einen Anstieg auf 745 Fälle und 2019 auf 777. „Auch wenn sich die Summe der Fallzahlen in den vergangenen zwei Jahren in dieser Straftatengruppe leicht erhöht hat, bewegen sich diese auf einem deutlich niedrigeren Niveau als 2011. Hier waren es noch 920 Fälle.“
2011 wurden 465 Taschendiebstähle gezählt. Seitdem sinken die Zahlen nahezu kontinuierlich. „Im Jahr 2017 gab es bisher mit 237 Fällen den niedrigsten Wert seit der Konzeptumsetzung. 2019 gab es zwar einen Anstieg auf 381 Taten, dieser Wert kann jedoch bereits steigen, wenn einzelne, sehr aktive Täter oder organisierte Banden für wenige Tage in Hagen aktiv sind“, so die Polizei.
Die Polizei gehe hier konsequent vor und arbeite dabei auch eng mit anderen Behörden zusammen. „In den vergangenen Jahren konnte festgestellt werden, dass in der Stadt wiederholt reisende Täter oder Gruppierungen, aber auch ortsansässige Personen für punktuelle Anstiege der Fallzahlen gesorgt haben.“ Diesem Trend konnte erfolgreich entgegenwirkt werden. So konnte die Kriminalpolizei in diesem Jahr gute Erfolge verzeichnen und mehrere Taschendiebe festnehmen.
Die Anzahl der Sachbeschädigungen in Hagen konnte ebenfalls gesenkt werden. 2017 gab es 100 Fälle, ein Jahr später stieg der Wert dann zwar minimal auf 106 Fälle an, der Wert sank jedoch 2019 auf 74 Taten.
Hintergrund: Jahrelanger Streit
Um einen Ort als „gefährlich bzw. verrufen“ einstufen zu können, müssen an dieser Stelle regelmäßig Straftaten von erheblicher Bedeutung verübt worden sein. Diese Einstufung ermögliche vor Ort außerdem Personenkontrollen ohne Tatverdacht.
Beantwortet wurde mit der Auflistung eine Anfrage von AfD-Abgeordneten aus 2017. Weil das Innenministerium diese zunächst nicht vollständig beantworten wollte, gab es jahrelang Streit.
Schließlich hatte der NRW-Verfassungsgerichtshof die Landesregierung im Januar gezwungen, die Anfrage zu beantworten. Die Abgeordneten hätten einen Informationsanspruch.