Breckerfeld. Der Breckerfelder Bezirksbeamte Reinhard Schnabel verabschiedet sich. Er blickt zurück auf bewegte Jahre und viele Einsätze - was er erlebt hat.

Polizeihauptkommissar Reinhard Schnabel verabschiedet sich nach mehr als 18 Jahren aus dem Bezirksdienst in Breckerfeld – vor Kurzem hatte der 62-Jährige seinen letzten Arbeitstag. Ein ungewöhnlicher Abschied in der Coronazeit, ohne Feier, ohne Verabschiedung im Kreishaus. Schnabel blickt im Interview zurück auf bewegte Jahre, schöne Erinnerungen – und auch Trubel in Breckerfeld.

Wie ist es, den letzten Arbeitstag hinter sich zu haben?

Reinhard Schnabel: Es ist irgendwie ein komisches Gefühl. Zumal wegen der Coronakrise auch kein richtiger Abschied möglich war. Das hatte ich mir anders vorgestellt und eigentlich eine Party mit Kollegen geplant. Aber wir können das sicherlich irgendwann nachholen.

Wie hat Ihre Laufbahn bei der Polizei begonnen?

Am 3. April 1978 habe ich mit der Ausbildung angefangen, war dafür ein Jahr in Essen und danach ein Jahr in Bochum in der Hundertschaft. Im Oktober 1980 bin ich in den EN-Kreis zur Polizeiwache in Ennepetal gekommen. Das hat sich zufällig ergeben. Zu der Zeit habe ich noch täglich im Schichtdienst gearbeitet, mich dann aber nach 22 Jahren im Jahr 2002 auf eine Stelle im Bezirksdienst beworben. So kam ich dann nach Breckerfeld. Jetzt bin ich seit 18 Jahren hier zuständig, allerdings nur noch im Tagesdienst. Unfassbar, wie die Zeit vergeht.

Haben Sie auch in Breckerfeld gewohnt?

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Nein. Ich lebe in Schwelm – und fand das auch immer gut so. Tatsächlich finde ich es gut, wenn ich ein wenig Distanz habe zu dem Ort, in dem ich arbeite. Denn man muss ja auch dazu sagen: Nicht alle Aufgaben, die man übernimmt, werden als positiv empfunden.

Was genau sind denn Ihre Aufgaben gewesen?

Man ist der Ansprechpartner für die Bürger, wenn es Probleme gibt, übernimmt aber auch Ermittlungen für die Kriminalpolizei, das Verkehrskommissariat oder Aufenthaltsermittlungen für die Staatsanwaltschaft und Vorführungen von Zeugen oder Angeklagten vor Gericht. Auch die Vollstreckung von Haftbefehlen gehörte zu meinen Aufgaben. Besonders gefallen hat mir immer die Verkehrserziehung in den Kitas und Schulen.

Wie oft kommt es vor, dass man einen Haftbefehl in Breckerfeld vollstrecken muss?

Wenn man sich die Bevölkerungszahl anschaut, dann ist der Anteil der vollstreckten Haftbefehle prozentual wahrscheinlich nicht viel geringer als in anderen Städten. Es handelt sich dabei ja auch nicht immer um dramatische Vorwürfe, das ist ein Irrglaube. Oft sind es nicht bezahlte Bußgelder, wegen derer dann ein Haftbefehl ausgeschrieben wird. Da geht es auch mal um 20 oder 30 Euro.

Was waren Ihre spannendsten Einsätze?

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In meinen 42 Dienstjahren hat man natürlich einiges erlebt. Sicherlich eine außergewöhnliche Situation war das Sturmtief „Kyrill“ 2007. Ich hatte Spätdienst, eigentlich alleine. Mir wurde aber ein Kollege aus Schwelm zur Seite gestellt, weil es die Befürchtung gab, dass es ein stärkerer Sturm werden könnte. So kam es dann auch. Es ging so weit, dass Breckerfeld abends irgendwann komplett abgeschnitten war. Alle Straßen waren dicht, keiner kam mehr rein oder raus. Das war gespenstisch. Wir kamen dann nur wieder weg, weil ein Bauer mit seinem Trecker einen Baum von der Straße gezogen hat.

Gibt es Sachen, an die sie sich besonders gerne erinnern werden?

Ja, viele. Der Kontakt zu den Menschen hier war immer nett. Eine schöne Sache war immer die Begleitung der Schützenumzüge, auch wenn man selbst nicht mitfeiern konnte. Ich habe mir auch fest vorgenommen, weil die Umzüge dieses Jahr ja ausfallen, wiederzukommen. Dann kann ich auch mal mitfeiern (lacht).

Gab es auch kuriose Einsätze für Sie?

Häufig welche mit Tieren, wenn Schafe, Kühe oder Pferde ausgebüxt sind und auf der Straße standen. Besonders kurios war: Eine Frau hatte uns im Nachtdienst gerufen, weil eine Kuhherde am „Heider Kopf“ unterwegs sein sollte. Als ich ankam, war von den Tieren keine Spur. Wir fanden sie dann später auf der Terrasse eines Seniorenheims, wo sie die Gartenmöbel verrückt hatten (lacht).

Werden Sie Breckerfeld vermissen?

Ja, ich bin immer gerne zum Dienst gefahren. Aber ich bin ja nicht aus der Welt und werde – wie bereits betont – sicherlich noch mehrfach wiederkommen.

Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit? Ist das nicht merkwürdig, morgens auf einmal nicht mehr zur Arbeit zu müssen?

Komisch ist es schon ein wenig, aber einen richtigen Plan habe ich mir nicht gemacht. Natürlich möchte ich gerne mehr Urlaub machen, auch mal spontan wegfahren. Außerdem bin ich leidenschaftlicher Radfahrer, gehe mit meiner Frau „walken“, oder wandern. Jetzt habe ich eben mehr Zeit, Zeit im Freien zu verbringen. Darauf freue ich mich.