Hagen. In der Corona-Krise wurden sie gefeiert – jetzt gucken sie in die Röhre: Das Allgemeine Krankenhaus Hagen streicht Mitarbeitern das Urlaubsgeld.
Es ist in dieser Corona-Krise wenige Wochen her, da haben sich in Hagen Menschen auf Balkonen versammelt und geklatscht. Wenn Stefan Marx, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes Mark-Ruhr, an diese symbolische Geste zurückdenkt, mit der den Mitarbeitern in Pflegeberufen in der Corona-Zeit Anerkennung zuteil werden sollte, dann sieht er das jetzt mit sehr gemischten Gefühlen: „Was wir damals befürchtet haben, wird nun Wirklichkeit. Wie gern hätte ich Unrecht behalten.“
Hat der Gewerkschafter aber nicht: Denn in einem Brief der Geschäftsführung, der zahlreichen Mitarbeitern des Allgemeinen Krankenhauses Hagen dieser Tage ins Haus geflattert ist, steht, was Marx geahnt hat. Die Agaplesion-Klinik zahlt in diesem Jahr kein Urlaubsgeld.
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Während sich die Mitarbeitervertretung nicht äußern will, nimmt Marx kein Blatt vor den Mund. Die Worte „zum Kotzen“ fallen, als er über die Pläne der Klinik spricht: „Wertschätzung meint nicht nur Klatschen und Jubeln. Wertschätzung hat auch mit Geld zu tun.“
Geld, das jene, die in der Corona-Krise gefeiert wurden, nun nicht erhalten. Dass das rechtmäßig ist, daran zweifelt nicht einmal der DGB. Denn: In den Tarifverträgen ist eine Klausel hinterlegt, die dem Arbeitgeber im Falle einer wirtschaftlichen Schieflage einräumt, Sonderzahlungen auf Eis zu legen. Davon macht die größte Hagener Klinik, bei der 1000 Mitarbeiter beschäftigt sind, jetzt Gebrauch. „Wir wissen, dass die vergangenen Wochen unsere Mitarbeitenden sowohl privat als auch beruflich vor viele Herausforderungen gestellt haben“, sagt dazu Kliniksprecherin Maren Esser, „jeder Mitarbeiter hat Besonderes geleistet und dazu beigetragen, dass wir trotz der schwierigen Umstände unsere Patienten gut und sicher behandeln konnten.“
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Umso mehr bedauere man nun, dass man in dieser Situation die „Notlagenregelung“ des Tarifs „AVR DD“ in Anspruch nehmen müsse. Dies sei aber nicht der Corona-Krise, sondern Problemen im Jahr 2019 geschuldet, die ein Wirtschaftsprüfer attestiert habe.
Für viele Mitarbeiter heißt das: Diejenigen, die in diesen Tarif eingruppiert sind (Beschäftigte aus allen Berufsgruppen), erhalten nur die Hälfte des 13. Gehalts, das gesplittet in zwei Hälften im Winter und jetzt im Sommer ausgezahlt wird.
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Marx zeigt ein gewisses Verständnis für einen Arbeitgeber in schwieriger Lage. Gleichzeitig sagt er: „Morgens sehen die Beschäftigten, die oft am unteren Ende des Gehaltsniveaus angesiedelt sind, dass mit Milliarden vom Staat die Lufthansa gerettet wird, und nachmittags registrieren sie, dass Kliniken kaputtgehen, weil in dieses System kein Geld fließt.“