Hagen. Im Juli 2019 brannte es im Woolworth-Kaufhaus in Hagen. Die Praxisräume von Zahnarzt Hegenberg wurden schwer beschädigt. Er musste schließen.
Elf Monate lang hat Lars Peter Hegenberg nicht gearbeitet. Nicht arbeiten können. Seine Praxis war geschlossen. Elf Monate sind ein Zeitraum, der auch einen Zahnarzt an seine Grenzen bringt. „Die Zwangspause hat mich an mein finanzielles Limit gebracht“, sagt Hegenberg.
Es war am 12. Juli 2019 gegen 14 Uhr, als im Ladenlokal der Kette „Woolworth“ in der Elberfelder Straße ein Feuer ausbrach. Bizarrerweise entstand das Feuer an einem Ständer zum Verkauf von Feuerzeugen, und die Ermittler sind überzeugt davon, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde. Doch obwohl DNA-Spuren gefunden und ausgewertet wurden, musste das Ermittlungsverfahren eingestellt werden. „Wir konnten den Täter leider nicht ermitteln“, so Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli.
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Für einige der über dem Kaufhaus praktizierenden Mediziner in dem Ärztehaus hatte der Brand dramatische Folgen. Ihre Behandlungsräume wurden durch das Feuer verrußt und kontaminiert, die Praxen mussten geschlossen werden. Am härtesten traf es Zahnarzt Hegenberg in der zweiten Etage: „Ich hatte in jedem Raum Lüftungsschlitze, die verrußt waren, jeder Zentimeter meiner Praxis war betroffen.“ Geschätzter Schaden: rund 340.000 Euro.
331 Tage bis zur Wiedereröffnung
Was er aber wohl nicht erwartet hätte: 331 Tage lang musste er warten, bis er wieder bohren, schleifen, füllen und säubern durfte. Seit Montag empfängt er wieder Patienten in der Praxis. „Ich freue mich wahnsinnig, dass ich endlich praktizieren kann.“
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In den ersten Wochen nach dem Brand nahm Hegenberg die unfreiwillige Unterbrechung seiner Arbeit noch gelassen hin. Er nutzte die plötzlich gewonnene Zeit, um sich ganz auf seine Tätigkeit als FDP-Vorsitzender in Hagen zu konzentrieren. Und bis Januar ersetzte ihm die Betriebsunterbrechungsversicherung ja auch einen Teil der ausbleibenden Honorare, die Inventar-Versicherung übernahm die neu zu beschaffenden Einrichtungsgegenstände.
Doch bei der Reinigung und Brandsanierung der Praxisräume, in denen die Halogenid-Konzentration (umweltgefährliche Chemikalien) nach dem Brand um das Vierfache über dem zulässigen Grenzwert lag, ging schief, was nur schief gehen konnte. Als die Trockenbauer eine neue Brandschutzwand hochzogen, mauerten sie Kompressor, Steuerleitungen, Absauganlage und andere Vorrichtungen, die ein Zahnarzt bei seiner Tätigkeit benötigt, einfach ein.
Telefonleitung gekappt
Und auch die Beleuchtung der Räume verschwand unter einer neuen, tiefer hängenden Zimmerdecke. Zudem hätten die Handwerker die Telefonleitung gekappt, berichtet Hegenberg: „Das alles hat die Wiedereröffnung natürlich weit hinausgezögert.“ Immer wieder habe er den angepeilten Termin verschieben müssen. Als dann auch noch die Versicherung ihre Zahlungen einstellte, massierten sich die Schwierigkeiten: „Irgendwann spürt man, dass es einem an die Substanz geht.“
Auch Hautarzt betroffen
Nach dem Brand bei Woolworth war auch die Hautarzt-Praxis Kingreen fünf Monate lang geschlossen. Am 10. Dezember ging die Praxis wieder an den Start.
Die 1200 Quadratmeter große Woolworth-Filiale in der Elberfelder Straße ist dagegen immer noch geschlossen.
Da war sogar Corona für Hegenberg das kleinere Problem. Mit Mundschutz und Handschuhen zu praktizieren, ist für einen Zahnarzt ohnehin selbstverständlich, jetzt kommen noch Visier und Schutzbrille hinzu. Ein Großteil seiner Patienten, die er in den vergangenen elf Monaten an einen Kollegen weiterempfohlen hat, sei ihm offenbar treu geblieben und kehre zurück. Die Praxis sei jetzt brandschutztechnisch auf dem neuesten Stand und verfüge über eine eigene Lüftung. Lars Peter Hegenberg ist einfach nur froh, wieder praktizieren zu können.