Hagen. Die Insassen waren wegen Corona abgeschirmt - die Hagener JVA geht deswegen neue Wege. Die Resonanz auf das Skype-Angebot ist positiv.

Wegen der Corona-Pandemie sind in der Justizvollzugsanstalt in Hagen schon lange keine persönlichen Besuche mehr möglich. Die Gefangenen wurden NRW-weit von der Außenwelt abgeschirmt, um eine Verbreitung von Coronainfektionen in Gefängnissen zu verhindern. Die JVA Hagen geht deswegen neue Wege. „Seit einiger Zeit bieten wir Skype-Gespräche mit den Angehörigen an“, sagt der Leiter, Dr. Jörg-Uwe Schäfer.

Dafür wurde in Hagen jetzt ein eigener Skype-Raum eingerichtet. Und auch wenn Lockerungen für die Besucherregeln in Sicht sind, ist Schäfer sich sicher: „Wir werden noch lange auf die Videotelefonie angewiesen sein.“

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Zwar stünde eine Lockerung des Besuchsverbots vermutlich ab Ende Juni bevor, „aber Besuche werden nicht im gleichen Umfang wie vorher möglich sein. Wir können nicht in allen Bereichen die Abstandsregeln einhalten, auch Körperkontakt ist noch nicht wieder zulässig und wir können insgesamt deutlich weniger Besucher empfangen.“

Zwei Gespräche gleichzeitig möglich

Das neue Angebot zeige außerdem viele Vorteile: „So konnten wir jetzt digitale Besuche trotz der Krise auch über weite Entfernungen ermöglichen“, sagt Schäfer dazu. Die Terminabsprache laufe dabei ähnlich wie bei einem ganz normalen Besuch.

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„Die Insassen geben an, mit wem sie sprechen möchten. Dann wird ein Termin vereinbart.“ Im Skype-Raum wählen sich dann zunächst die Insassen ein, „an die Angehörigen oder Freunde geht dann eine Einladung raus.“ Bei den Gesprächen, die maximal 45 Minuten dauern können, ist aus Sicherheitsgründen immer ein Justizvollzugsbeamter mit anwesend – „aber auch das unterscheidet sich nicht von einem normalen Besuch“, betont Schäfer.

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Zwei Gefangene können gleichzeitig im neuen Bereich per Video telefonieren – im Raum sind zwei Bildschirme aufgestellt, die entsprechend mit einem PC verbunden sind. Deswegen kriege man zwar zwangsweise etwas vom Nachbartisch mit, durch ein Headset und eine im Raum aufgebaute Trennwand hätten die Häftlinge aber ausreichend Privatsphäre.

Gute Erfahrungen gemacht

 Ein Justizvollzugsbeamter überwacht die
Ein Justizvollzugsbeamter überwacht die "digitalen Besuche". © JVA Hagen

Lediglich der Zeitraum für die Gespräche ist kürzer, ein normaler Besuch darf bis zu anderthalb Stunden dauern. „Das liegt daran, dass wir eine enge Taktung für die Skype-Gespräche haben. Die restliche Zeit müssen wir für die technischen Vorbereitungen des jeweils nächsten Gesprächs nutzen“, erklärt Schäfer.

Bislang habe man mit dem neuen Angebot nur positive Erfahrungen gemacht. „Die Bildqualität ist gut, der Service wird sehr rege genutzt und die Technik funktioniert bislang einwandfrei“, resümiert der JVA-Leiter.

Und es gibt weitere gute Neuigkeiten: Ab Ende Juni wird die Hagener JVA möglicherweise wieder „ans Netz gehen“, so Schäfer – also wieder Besuch empfangen können.

„Aber auch da reden wir natürlich nicht über Normalbetrieb oder Normalität.“ Unabhängig von der Krise soll die Möglichkeit der Videotelefonie auch darüber hinaus bestehen: „Die Krise hat die Etablierung eines solchen Angebots nur beschleunigt, es gab schon lange Überlegungen dazu, dass wir uns digitaler aufstellen wollen.“