Hagen. Jetzt hat auch die Stadt Hagen eine Straße mit rotem Fahrstreifen in der Mitte. Oberbürgermeister Schulz gab die B 7 für den Verkehr frei.

Hagen gilt laut einer Studie des Regionalverbandes Ruhr als lauteste Stadt des Ruhrgebietes, wozu das seit jeher dichte Verkehrsaufkommen erheblich beiträgt. Doch nun scheint sich die Stadt zu häuten, manche Beobachter sagen gar, sie erfinde sich neu. „Auf jeden Fall haben wir hier eine fahrradfreundliche Verkehrsführung geschaffen“, berichtet Arne Schwarz, Leiter des Fachbereichs Bau beim Wirtschaftsbetrieb Hagen.

Schwarz sagte diesen Satz aMittwoch anlässlich der offiziellen Freigabe des neu ausgebauten, etwa 800 Meter langen Teilstücks der Enneper Straße in Haspe durch Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Zwischen der Gevelsberger Stadtgrenze und der Einmündung „An der Wacht“ weist die B7 nun eine sogenannte „Mittenflexibilität“ aus – ein Fachbegriff, den nicht nur das Hagener Stadtoberhaupt erst lernen musste. Er verweist auf einen in rotem Asphalt hergestellten mittleren Fahrstreifen, der von beiden Fahrtrichtungen, beispielsweise beim Abbiegen in Einfahrten oder um haltende Autos zu umkurven, genutzt werden darf. „Dadurch kann der Verkehr flüssig weiterlaufen und es entstehen keine Behinderungen“, so Schwarz.

Kurze Bauzeit, lange Staus

21 Monate lang und damit drei Monate weniger als vorgesehen hat die Baustelle die Menschen in Haspe in Atem gehalten, für lange Staus und Umleitungen gesorgt. Dass während der Bauzeit die Unfallverhütungsvorschriften verschärft wurden, verschärfte die Situation.

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Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen, die vorhandene Fläche ist unter Autofahrern, Radlern und Fußgängern angemessen verteilt worden. So wurde die einst überbreite Fahrbahn auf die üblichen 6,50 Meter reduziert, die dadurch gewonnenen Flächen wurden für Geh- und Radwege, Baumbeete und Parkplätze genutzt. „Der motorisierte Individualverkehr ist noch vorhanden, aber Radfahrer und Fußgänger haben nun deutlich mehr Platz“, so Oberbürgermeister Schulz: „Die Planung in unserer Stadt geht auf die veränderten Ansprüche in der Gesellschaft zurück.“

Eröffnung in kleinem Kreise

Für die Umsetzung der rund vier Millionen Euro teuren und durch das Land NRW geförderten Baumaßnahme hatte der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) eine Bauzeit von zwei Jahren einkalkuliert.

Die Baumaßnahme wurde schneller als geplant nach nur 21 Monaten fertig gestellt.

Die offizielle Eröffnung am Mittwoch fand wegen der Corona-Krise in kleinem Kreise statt.

Im März war bereits die offizielle Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung wegen der Pandemie abgesagt worden.

Für den Radverkehr wurden auf fast der kompletten Länge beidseitig separate Radwege angelegt, die die B7 für Radfahrer attraktiver machen sollen. Zur Erinnerung: Bei der Fahrrad-Klimastudie des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (AFC) belegte Hagen unter den Städten bis 200.000 Einwohnern mehrmals den letzten Platz – ein Makel, den die Stadt offenbar abstreifen möchte.

Bushaltestellen barrierefrei

Auch die Bushaltestellen wurden barrierefrei ausgebaut und an den heutigen Standard angepasst. Außerdem wurden die Straßenlaternen umgerüstet, die bestehende Seilbeleuchtung abgebaut und durch moderne, energiesparende Mastaufsatzleuchten mit LED-Lampen ersetzt. Mit dem Ergebnis zeigte sich Arne Schwarz zufrieden: „Früher war es hier ja lebensgefährlich für Radfahrer. Jetzt haben sie ausreichend Platz.“