Hagen. Die Parksituation in Hagen wird von den Teilnehmern unseres großen Heimat-Checks mit einer schlechten Gesamtnote von 3,55 bewertet.
Nach der Stadtsauberkeit ist die Parksituation das Thema, das den Teilnehmern unseres großen Heimat-Checks am meisten aufstößt. Gesamtnote 3,55. In manchen Vierteln wie Altenhagen, der City, Eppenhausen und Wehringhausen sieht es noch viel schlimmer aus. Dabei sind aus manchen heißen Diskussionen in den vergangenen Jahren durchaus auch positive Wirkungen entstanden.
Auch wenn Hagen in den 50er- und 60er-Jahren zum heutigen Leidwesen als Autostadt angelegt worden ist – nie und nimmer konnten die Planer von damals ahnen, wie viele Autos viele Haushalte in Hagen mal haben würden. 568 Autos gibt es in Hagen je 1000 Einwohner. Viele Wohnviertel sind nahezu verstopft mit Autos. So wie die City und die steilen Straßen Richtung Remberg beispielsweise. „Blücherstraße, Lützowstraße, Arndtstraße – abends findet man hier gar keinen Parkplatz mehr und auch tagsüber, wenn man Pech hat, muss man teilweise zwei bis drei Straßen weiter parken. Anwohner sollten einen Parkausweis bekommen wie in anderen Straßen auch“, fordert Anwohnerin Jessica Rasche.
Lange Wartelisten für Garagen
Julia Wolframm, die im Blumenviertel lebt, weiß Ähnliches zu berichten: „Es sind einfach zu viele Autos und leider wird auch unmöglich geparkt. Macht echt keinen Spaß mehr, nach Hause zu fahren, weil man dort nur noch auf der Suche nach irgendwelchen Parkmöglichkeiten ist. Ich stehe seit zwei Jahren auf einer Warteliste für eine Garage. Das wird nie was.“
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Vielerorts gilt das Ordnungsamt als Sündenbock, dabei ist der hohe Kontrolldruck letztlich nur Teil der schmerzhaften Parkdruck-Symptome. Dabei gibt es durchaus auch andere Entwicklungen zu beobachten. In der Goebenstraße zog die Stadt durchgängig Parkverbot-Schilder ein. Die Folge laut einer Anwohnerin: „Viele haben sich Parkplätze auf ihren Grundstücken eingerichtet. Weil dadurch viele Straßenabsenkungen entstanden sind, vor denen nicht geparkt werden darf, ist die Straße wirklich leerer geworden.“
„Das Thema Parken bildet beim Ordnungsamt einen Schwerpunkt“
Thomas Lichtenberg ist Leiter des Hagener Ordnungsamtes und blickt im Interview auf die Parksituation in der Stadt und den Parkdruck in bestimmten Vierteln. Corona hat nicht dafür gesorgt, dass Parkverstöße weniger geahndet werden.
Wie groß ist das Thema Parken im Hagener Ordnungsamt?
Der Parkdruck ist in einigen Stadtteilen Hagens hoch. Dementsprechend häufig gehen hier täglich Beschwerden der Bürger in telefonischer und schriftlicher Form ein. Ob die Bürger zu diesem Thema die meiste Wut verspüren, ist schwer einzuschätzen. Es ist aber mit Sicherheit ein Thema, welches die Bürger bewegt und daher auch beim Ordnungsamt sicherlich einen Schwerpunkt bildet.
Gibt es Punkte, die vom Parkdruck her besonders im Fokus stehen?
Das Bahnhofsviertel sowie der Innenstadtbereich werden aufgrund der hohen Verkehrsdichte besonders überwacht. Gegen das ordnungsgemäße Parken wird hier regelmäßig verstoßen. Des Weiteren sind in diesem Bereich viele Schwerbehindertenparkplätze, an denen eine regelmäßige Überwachung stattfindet, da hier regelmäßig unberechtigt geparkt wird. Anwohnerparkplätze im Innenstadtbereich bilden ebenfalls einen Überwachungsschwerpunkt, da diese Parkplätze einem bestimmten Personenkreis zugewiesen sind und die Ausweise gebührenpflichtig erteilt werden.
Haben die Hagener aus Ihrer Sicht schlicht zu viele Autos?
Beschwerden über zunehmenden Parkraumdruck nehmen zu. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass ein Haushalt nicht wie früher nur über ein Fahrzeug, sondern mindestens über ein zweites Fahrzeug verfügt.
Welche Parkverstöße werden denn am meisten geahndet?
Da gibt es schon eine Reihenfolge: 1.Gehwegparken, 2. Parkschein- und Parkuhr-Überziehung oder gar nichts davon auslegen, 3. Absolutes und eingeschränktes Haltverbot, 4.Anwohnerparkplätze, 5. Feuerwehr und Rettungswege, 6. Radwege zustellen im 7,5-Meter-Bereich vor und hinter Kreuzungen, 8. Schwerbehinderten Parkplätze und 9. Temporäre Haltverbote bei Umzügen, Baustellen, Brauchtumsveranstaltungen usw.
Bleibt aktuell die nötige Zeit, um Parkverstöße zu ahnden oder hat Corona den Fokus verändert?
Die Überwachung der Regelungen der Corona-Schutzverordnung ist mit Beginn der Pandemie als zusätzliche Aufgabe auf die örtlichen Ordnungsbehörden zugekommen. Dieser Aufgabenzuwachs war mit dem vorhandenen Personal in Hagen zu lösen. Dies war nur durch die Vornahme einer Aufgabenkritik möglich.
Mit Thomas Lichtenberg sprach Mike Fiebig
Wohl dem, der das Glück hat, seinen Parkplatz auf dem eigenen Grundstück einzurichten. In der Heidbrache am Ischeland sah das schon anders aus. Auch dort formierte sich vor Jahren der Anwohner-Protest. Halteverbot ordnete die Stadt hier an. Rettungsfahrzeuge und die Müllabfuhr kämen überhaupt nicht mehr zwischen den beidseitig parkenden Autos hindurch. „Es bleibt trotz des Halteverbots schwierig, denn die Parker weichen jetzt auf die Alexanderstraße aus, wo es wie verstopft ist. Die Bushaltestelle Houbenstraße ist beispielsweise immer richtig zugeparkt“, sagt Heidbrache-Anwohner Hermann Klein. Auch er hat Glück, er hat eine Garage.
Modulares Parkraumbewirtschaftungskonzept entwickeln
Zur Lösung des Hagener Parkdruck-Problems hat die CDU eine Idee ins Rennen geschickt: Sie besteht darin, abhängig von der Anzahl der Gewerbebetriebe und Wohnungen in einem jeweiligen Quartier tagsüber die Stellplätze sowohl für Anwohner mit Parkausweis, aber auch für Kurzzeitparker mit Parkscheibe, Park-App oder Bon vom Parkscheinautomaten zur Verfügung zu stellen. Dabei soll die Verwaltung für jedes Quartier Instrumente für ein modulares Parkraumbewirtschaftungskonzept entwickeln. In den Abend- und Nachtstunden steht dann das Anwohnerparken im Vordergrund.