Hagen. Großer Heimat-Check: Beim Thema Stadtsauberkeit sind die Hagener weiterhin sehr unzufrieden. AS-Verein hinterlässt in Haspe positive Spuren.

Sperrmüllberge am Straßenrand, Dreckhaufen rund um die Depot-Container, wilde Kippen an Waldparkplätzen, Hundekot auf Spielplätzen und Bürgersteigen sowie Kaugummis und Kippen wohin man schaut: Die täglichen Zumutungen im Stadtbild sind für die Bürger längst nicht mehr tolerabel.

Mit der Gesamtnote 4 plus (3,54) geht die Rote Laterne in der Region beim Thema Stadtsauberkeit eindeutig nach Hagen. Lediglich die Zufriedenheit mit Politik und Verwaltung bewerten die Bürger entlang der vier Flusstäler noch schlechter. Damit fallen die Ergebnisse des Heimatchecks noch erschreckender aus als bei der WP-Bürgerbarometer-Umfrage vor drei Jahren: Damals waren lediglich 14 Prozent der Hagener mit der Stadtsauberkeit zufrieden.

HEB-Chef- „Man muss nicht schlecht sein, um besser werden zu wollen“

Uwe Unterseher-Herold, neuer Geschäftsführer des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB), blickt auf die Stadtsauberkeitssituation in Hagen.

Wie schätzen Sie die Sauberkeit in Hagen ein? Ist die Stadt tatsächlich dreckiger als andere im Ruhrgebiet?

Ein entschiedenes „Nein“! Aber man muss nicht schlecht sein, um besser werden zu wollen. Die Stadtsauberkeit unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der in anderen Ruhrgebietsstädten. Nach meinen Beobachtungen haben wir weniger Hot-Spots, und diese sind nicht so extrem, wie ich sie aus einigen Städten kenne, mit deren Stadtreinigungsbetrieben wir in ständigem Austausch sind oder in denen ich regelmäßig unterwegs bin. In den Wohnquartieren gibt es Unterschiede in der Intensität der Grundverschmutzung.

In Hagen wurde das System der Waste-Watcher installiert, um eine Ergebnisverbesserung herbeizuführen. Wie sind Sie mit diesem Instrument zufrieden?

Das Instrument überzeugt. Es ist akzeptiert, unseren Mitarbeitenden wird während ihrer Einsätze viel Sympathie entgegengebracht. Natürlich nicht von den Abfallsündern. Die Fallzahlen sprechen für sich, und unsere Einsatzzeiten zeigen die Ernsthaftigkeit, mit der das Konzept entwickelt und umgesetzt wurde. Besonders hervorragend ist die Kombination und Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Stadtreinigungsbetrieb. Man hat ja sogar neuen Menschen Arbeit gegeben. Ja, das kostet Geld, und man kann es schlecht aufwiegen: Was ist ein Stadtquartier ohne wilde Abfallablagerungen wert? Was ist das damit einhergehende gesteigerte Gefühl der Sicherheit wert?

Welche Maßnahmen haben Sie als neuer HEB-Chef mittelfristig in Planung, um die Stadtsauberkeit in Hagen auf ein besseres Niveau zu führen und somit die Zufriedenheit in der Bürgerschaft zu verbessern?

Auf jeden Fall dafür werben, dass die Waste-Watcher weitermachen können. Außerdem haben wir unser Stadtreinigungskonzept um einen akkubetriebenen selbstfahrenden Staubsauger erweitert. Er ist in der Innenstadt platziert und kommt dort zum Einsatz. Der Sauger bietet die Möglichkeit, die Ecken auszusaugen und auch zwischen parkenden Fahrzeugen weggeworfene Reste zu erfassen. Darüber hinaus nimmt der Sauger Flugsamen in den Randsteinen auf, was zu einer Reduzierung von Pioniergrün in Fugen und Ritzen befestigter Wege und Parkbuchten führt. Es wird noch ein zweiter Staubsauger angeschafft, der in den Ortsteilen eingesetzt wird. Außerdem arbeiten wir intensiv an einem Konzept, die Anzahl der Wertstoffhöfe zu erhöhen. Der schwierige Grundstücksmarkt und natürlich auch die Frage der Lage eines Wertstoffhofes machen ein Konzept erforderlich, das insgesamt den Service sicherstellt, der in der heutigen Zeit erwartet werden darf.
-mw-

Für Ralf Quardt (CDU), Bezirksbürgermeister Hagen-Mitte, keine Überraschung: „Ich habe täglich mit dem Thema zu tun, nicht nur in den Bürgersprechstunden.“ In seinem Beritt liegen die drei Quartiere mit den deprimierendsten Resultaten. Für Altenhagen und Wehringhausen gibt es eine 5, für die Viertel rund um den Innenstadtring reicht es ebenfalls nicht für eine glatte Schulnote 4. Damit gilt: nicht versetzt.

Auch interessant

Phlegmatisch und ignorant

Dieses Ergebnis macht auch Quardt ein wenig ratlos: „Es gibt keinen Informationsmangel, was man alles kostenlos an der MVA und an Wertstoffhöfen abgeben kann – dennoch sind die Menschen phlegmatisch und ignorant“, verweist er gleichzeitig auf leichte Verbesseru ngen durch die Waste-Watcher-Offensive. „Es gibt eine Entwicklung, aber längst keine Kehrtwende.“

Auch interessant

Gleichzeitig kritisiert er, dass niemand konsequent kontrolliere, ob die Mülltonnen-Kapazitäten zur Anzahl der Hausbewohner passen. Außerdem sorge der häufige Mieterwechsel in manchen Quartieren dafür, dass immer seltener eine Identität der Menschen mit dem eigenen Viertel entstehe und es somit an Achtsamkeit fehle.

Aber Quardt will diese Quintessenz gar nicht auf die genannten Problemviertel reduzieren: „Wenn wir in Emst Beutelspender für Hundekot aufstellen und am Ende baumeln die Tüten wie Christbaumkugeln in den Hecken, weiß ich manchmal auch nicht mehr, was wir noch tun könnten.“

Auch interessant

In Haspe sorgt bereits seit Jahren der „AS“-Verein (Arbeit schaffen in Haspe) für eine deutliche Verbesserung im Stadtbild. Vier vom Jobcenter entsandte, dreiköpfige Teams, die sich zwei Euro/Stunde dazuverdienen können, sorgen mit vom HEB gespendeten Besenwagen und unter Anleitung der Ehrenamtlichen für Sauberkeit entlang der Straßen und öffentlichen Grünflächen. „Die Resonanz in der Bürgerschaft ist absolut positiv“, erzählt die AS-Vorsitzende Karin Flüshöh. „Wir gehen neben den täglichen Routen auch ganz gezielt Hinweisen aus der Bevölkerung und der Bezirksverwaltung nach.“

Leute sind empfindsamer geworden

„Ohne AS sähe es in Haspe aus wie in Altenhagen“, lobt Werner Beermann (82) das Engagement des Vereins. Der gebürtige Hasper, der sein Leben lang bei Varta sein Geld verdient hat, unterstreicht: „Es ist längst nicht mehr so dreckig wie früher. Die Leute sind empfindsamer für das Thema geworden, und auch die Geschäfte achten wieder mehr auf die Sauberkeit.“