Hagen. Corona hat da seit Jahrzehnten bewährte Blutspendesystem ins Wanken gebracht. Das DRK in Hagen sieht die Versorgung der Kliniken gefährdet.

Die Anzahl der Corona-Infizierten und auch die der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern nimmt ab, die Kliniken schalten in den Normalbetrieb um und operieren wieder mehr. Dadurch steigt der Bedarf an Blutpräparaten sprunghaft an. Doch die Zahl der Blutspender ist auf der anderen Seite infolge der Corona-Krise drastisch eingebrochen. „Corona hat unsere seit Jahrzehnten bewährten Strukturen zerstört“, so Stephan David Küpper vom Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Hagen.

Der Mangel an Blutkonserven aber könnte die Versorgung der Kliniken­ bzw. der auf Spenderblut angewiesenen Patienten gefährden. Dass dem DRK die Blutpräparate auszugehen drohen, hat mit den infolge der Corona-Krise erlassenen Kontaktbeschränkungen zu tun. Zahlreiche Spendeaktionen mussten abgesagt werden, in Hagen waren zum Beispiel Termine bei den Firmen CD Waelzholz und Premium Pulp & Paper, beim Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB), beim Wirtschaftsbetrieb (WBH) sowie in der Kaufmannsschule betroffen.

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Aber auch auf dem Friedrich-Ebert-Platz im Herzen der Stadt war das Blutspendemobil in den letzten Monaten nicht mehr anzutreffen. „Mich treibt nicht nur die Sorge um, dass wir den Rückstand an Blutkonserven nicht wieder aufholen können, sondern durch die Absagen auch bislang treue Spender verloren gehen könnten“, so Küpper.

Spendecenter in der Feithstraße

Dabei kann sich das Rote Kreuz über Zuspruch bei den regelmäßig im Spendecenter in der Feithstraße stattfindenden Blutspendetagen nicht beklagen. Diese Termine waren und werden während der gesamten Krise nicht verboten, betont Küpper: „Blutspenden sind alternativlos. Sonst würden mehr Menschen sterben als an Covid 19.“

Ein großer Teil der Blutspenden diene der Versorgung von Krebspatienten auf den onkologischen Stationen, wo ja keine Corona-Pause eingelegt werden könne. Doch die abgesagten Termine in Schulen, Unternehmen und Hochschulen sowie der Stillstand des Blutspendetrucks würden die Jahresplanung ins Wanken bringen. Stehe das Blutspendemobil vor der Volme-Galerie, würden sich dort täglich bis zu 35 Spender einfinden, rechnet Sabine Gräfe vom DRK in Hagen vor: „Bei zehn ausgefallenen Terminen sind das schon 350 Blutspenden und damit die Hälfte des Tagesbedarfs im Regierungsbezirk Arnsberg.“

Keine Untersuchung auf Corona-Antikörper

Nachdem zu Beginn der Pandemie weit weniger Blut als üblich benötigt wurde, weil die Krankenhäuser ihre Kapazitäten auf die Notfallversorgung von Covid-19-Patienten umgestellt hatten, lasse der neuerliche Umschwung das Blutspendesystem aus den Fugen geraten, bringt es Stephan Küpper auf den Punkt und appelliert an alle Bürger, sich unter www.blutspendedienst.jetzt über Termine in Wohnortnähe zu informieren. Denn neue, regelmäßige Blutspender seien der einzige Ausweg aus dem Dilemma: „Die öffentlichen Blutspendetermine müssen unbedingt angenommen werden.“

56 Tage Pause

Blut spenden kann jeder ab 18 Jahren; Neuspender bis zum 68. Geburtstag. Zur Blutspende muss immer ein amtlicher Lichtbildausweis mitgebracht werden. Männer dürfen sechs Mal und Frauen vier Mal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Blutspenden müssen 56 Tage liegen.

Das Blutspendecenter des Roten Kreuzes in der Feithstraße 180 ist am Pfingstmontag, 1. Juni, von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Dienstags bis freitags ist von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Das DRK untersucht das Blut von Spendern übrigens nicht auf Corona-Antikörper. Viele Spender würden sich derzeit erkundigen, ob das möglich sei, so Sabine Gräfe: „Das machen wir aber nicht.“ Auf Hepatitis, HIV und andere über Blut übertragbare Infektionen werde jedoch im Rahmen des Spendevorgangs weiterhin getestet.