Hohenlimburg. Vor 120 Jahren begann die Ära der Kleinbahn – 1983 endete der Betrieb. Zwei Hohenlimburger erzählen, warum sie die Bahn noch heute fasziniert
Heute vor 120 Jahren schnaufte zum ersten Mal die Hohenlimburger Kleinbahn durch das Nahmertal. Obwohl die Bahn bereits 1983 ihren Betrieb eingestellt hat, fasziniert die Kleinbahn bis heute viele Hohenlimburger – egal, ob sie die Bahn noch selbst erlebt haben oder nicht.
Als Lokführer in der Nahmer
Ernst August Siegmund steht vor der ehemaligen Lok 4, heute ein Denkmal in der Unternahmer, und wendet seinen Blick auf die Räder. „Die Sandrohre sind nicht mehr dran“, sagt Siegmund, der gut 15 Jahre die Kleinbahn als Lokführer gesteuert hat. „Über Düsen an den Rohren kam Sand auf die Schiene, damit Lok und Waggons mehr Halt hatten. Bei Regen mussten wir das machen.“ Seine Lokführermütze hat der 72-Jährige heute noch. „Ziemlich angestaubt“, sagt er und zeigt die Mütze mit dem silbernen Bundesadler. „Wir hatten den silbernen Adler auf der Mütze, die Bundesbahner hatten einen goldenen.“
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Immer schon war Siegmund begeistert von Eisenbahnen, fährt noch heute regelmäßig zur Märkischen Museumseisenbahn, kauft Eisenbahnhefte. Es sei „die Freiheit auf Rädern“, die ihn an den Kolossen aus Stahl und Eisen immer schon fasziniert hat. Eine Freiheit, die im Falle der Hohenlimburger Kleinbahn mit einer besonderen Umgebung zusammenfiel. „Schön war immer die Strecke vom Roten Stein aus hoch bis Werk 4“, erinnert er sich. „Wenn es in den Wäldern neblig war, da sagte ein Kollege immer: Jetzt kochen die Füchse wieder Kaffee“, sagt Siegmund und lacht. „Es war eine tolle Zeit, die letzte Eisenbahnromantik in der Region.“
Vom Opa angesteckt
Als Fabian Horn in Elsey geboren wurde, war die Hohenlimburger Kleinbahn bereits stillgelegt. Doch schon seit der Kindheit ist er von den Loks fasziniert. „Das liegt wohl in der Familie“, sagt Horn. „Als Vierjähriger habe ich zum ersten Mal die ehemalige Lok 3 besucht, die steht heute in Plettenberg.“
Sein Opa Gerhard Wahsmuth war passionierter Eisenbahnfreund, sammelte Dokumente und Fotos der Kleinbahn. Mit seiner Leidenschaft hat er den Enkel schon früh angesteckt. Was findet er an der Kleinbahn so spannend? „Die Streckenführung“, sagt Horn. So hatte die Hauptstrecke vom Bahnhof Hohenlimburg bis zum Hobräcker Weg zwar nur gut drei Kilometer. „Aber viele zusätzliche Gleisanschlüsse führten zu den einzelnen Fabriken und so wuchs die Gesamtstrecke auf 11,5 Kilometer.“ Ein verästeltes System, an das heute nur noch ein paar Gleisreste erinnern, etwa in der Einfahrt zum Werkhof.
Auch wenn ihm eine Fahrt mit der heimischen Kleinbahn nie vergönnt war: Sein Hobby lebt er heute in Geilenkirchen, Kreis Heinsberg, aus. Denn dort dampft die Selfkantbahn – die letzte Eisenbahn in Nordrhein-Westfalen, die noch auf Ein-Meter-Schmalspur fährt, genau wie einst die Kleinbahn im Hohenlimburger Nahmertal.