Nahmer. .
83 Jahre lang war sie eine feste Größe im Nahmertal und zugleich ein Sinnbild für die dortige Industrie, ehe sie vor genau 30 Jahren von der Bildfläche verschwand: In der Vorweihnachtswoche des Jahres 1983 absolvierte die Hohenlimburger Kleinbahn ihre letzten Fahrten, am 23. Dezember 1983 nahm die HKB für immer Abschied.
Als 1861 die Ruhr-Sieg-Bahn durch das Lennetal eröffnet wurde, benötigten die Industriebetriebe in den engen Nebentälern einen Anschluss an diese Strecke von Hagen nach Siegen. Da die geografischen Gegebenheiten eine Erschließung mit Normalspur-Eisenbahnen allerdings nur unter gewaltigem Aufwand erlaubt hätten, wurden die Kleinbahnen gebaut. Sie vollzogen den Güterverkehr mit den Bundesbahnwaggons auf Rollwagen.
13 Fabriken angesteuert
Die Hohenlimburger Kleinbahn Aktiengesellschaft verdankte ihre Existenz den 13 Fabriken im Nahmertal und dem Hohenlimburger Amtmann Funke, der den Betrieb der Kleinbahn leitete. Am 1. März 1899 begann man mit dem Bau der 3,1 Kilometer langen Strecke vom Bahnhof in der Hohenlimburger Innenstadt bis zur Endstation Hobräcker Weg. Obwohl die Gleise zum größten Teil in die Straßen verlegt wurden, betrug die Bauzeit nur etwas mehr als ein Jahr: Am 28. Mai 1900 konnte die Strecke feierlich eröffnet werden.
Die ersten drei Kastendampfloks der HKB trugen die Namen „Hohenlimburg“, „Nahmer“ und „Lenne“ und steuerten alle Fabriken im Nahmertal – unter ihnen C.D. Wälzholz, Giebel, Hüsecken, Krupp-Stahl oder Hoesch – über einen eigenen Anschluss von der Kleinbahnstrecke aus an. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte zunächst eine komplette Sanierung der stark beschädigten Bahn, deren Fahrzeugpark zu jener Zeit aus Kasten-/Tenderdampflokomotiven, gedeckten Güterwagen und handgebremsten Rollwagen bestand. Diese schwarzen Ungetüme verschwanden 1960 von der Bildfläche und wurden von fünf 140 PS starken und 17,5 Kilometer schnellen Diesellokomotiven abgelöst.
Handbremser im Ruhestand
Damit aber nicht genug der Veränderungen, denn nun kamen nur noch druckluftgebremste Rollwagen zum Einsatz. Die Zeit der Handbremser, die bis dato tatsächlich unter dem Güterwagen saßen, war vorüber.
Doch nicht die zunehmende Motorisierung, sondern die industrielle Veränderung im Nahmertal und das schrumpfende Frachtaufkommen waren 1983 die Gründe für die Einstellung der HKB. So verlagerte mit Hoesch ein Hauptkunde der Bahn seinen den Standort. Bis zu jenem 23. Dezember 1983 waren im Laufe der Jahrzehnte über 11,8 Millionen Tonnen Güter durch das Nahmertal befördert worden.
Zahlreiche Eisenbahnfans aus Nah und Fern reisten an, um die letzte Fahrt in Bildern festzuhalten. Um 10 Uhr ging es vom Bahnhof aus los, gegen 10.50 Uhr erreichte der Tross die Krupp-Verwaltung in der Obernahmerstraße, um 11 Uhr kamen Bahn und Schaulustige am Endpunkt Hobräcker Weg an. Die Rückfahrt erfolgte gegen 12.30 Uhr – um 13.35 Uhr war die Kleinbahn schließlich nur noch ein Stück Heimatgeschichte.
Alle fünf Dieselloks sind der Nachwelt übrigens erhalten geblieben. Die Lok Nr. 3 versieht seit dem 28. Juli 1984 ihren Dienst bei der Märkischen Museumseisenbahn in Herscheid-Hüinghausen. Dort befinden sich auch noch der Güterwagen Nr. 4 sowie fünf Rollwagen. Die Lok 4 ist in der Unternahmer als Denkmal gegenüber der Firma C.D. Wälzholz aufgestellt. Die anderen drei Lokomotiven wurden 1984/85 nach Belgien zur Kleinbahn ,,SNCV Hainaut“ verkauft und versehen dort noch immer ihren Dienst. Auch eine der Dampfloks hat überlebt: Lok Nr. 1 steht nun im Heimatmuseum des früheren Hohenlimburger Fabrikanten Koenig in Eslohe.