Hagen. Das Hagener Bordell hat ein Hygiene-Konzept entworfen, das bei Stadt und Land eingereicht werden soll. Der Betrieb soll weitergehen.

Nachdem unterschiedliche Branchen im Zuge von Corona-Lockerungen ihren Betrieb wieder aufnehmen durften, will auch das Hagener Bordell in der Düppenbeckerstraße wieder an den Start gehen. Carsten Rohleder, der in der Straße zwei Häuser besitzt und Zimmer vermietet, hat ein Hygienekonzept zur risikoarmen Wiedereröffnung entworfen, das er zeitnah einreichen will. Die Bordellzimmer sollen dabei unter anderem mit einer Plexiglas-Scheibe geteilt werden.

Raum wird in Höhe des Bettes in zwei Teile getrennt

„Grundlage des Konzeptes ist, dass die Infektion mit dem Corona-Virus per Tröpfcheninfektion vonstatten geht“, schreibt Rohleder in seinem Konzept. „Und das kann mit meinem Konzept komplett verhindert werden.“ Recht zentral im Zimmer einer Dame solle dabei ein Bett aufgestellt werden, das weder über Kopf- noch Fußteil verfüge. Der Raum werde in Höhe der Mitte des Bettes quer entzwei getrennt – mit einer Plexiglasscheibe. Das Bett befinde sich demnach je zur Hälfte in beiden Räumen.

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Durch Ausbuchtung im Plexiglas soll Verkehr möglich sein

Oberhalb des Bettes, so heißt es in dem Konzept, werde eine Ausbuchtung in das Plexiglas geschnitten, die einen „Übergang“ in die jeweils andere Raumhälfte ermögliche. So könne sich eine Person auf das Bett legen und der Verkehr könne vollzogen werden, während beide Köpfe sich „im jeweils eigenen Raum“ befänden. Um die Sicherheit des Ausschlusses einer Tröpfcheninfektion weiter zu erhöhen, werde der Ausschnitt mit einer Einmal-Textil-Schärpe ausgelegt, so dass sichergestellt sei, dass nur der jeweilige Unterleib in den jeweils anderen Raum gelange. Sowohl Gast als auch Prostituierte sollen beim Verkehr eine Maske tragen.

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Personaldaten der Gäste werden erfasst, später aber vernichtet

Daneben sollen auch die Personaldaten aller Gäste erfasst werden. Die Richtigkeit könne über einen Abgleich mit dem Personalausweis erfolgen. „Die Daten werden sicher aufbewahrt und einzig zu dem Zweck gespeichert, diese im Infektionsfall an das zuständige Gesundheitsamt weiterzuleiten“, heißt es. Nach der Aufbewahrungsfrist würden die Daten umgehend vernichtet. Das Vertrauensverhältnis zwischen Gast und Betriebsstätte solle auf jeden Fall gewahrt bleiben. Auch kontaktloses Zahlen soll, ähnlich wie an einem Tankstellen-Nachtschalter, möglich sein.

Weitere Schließung des Bordells sei nicht mehr verhältnismäßig

Für Rohleder erscheine der Betrieb eines Friseursalons oder eines Tätowierstudios weitaus gefährlicher, da es hier zu unmittelbarem Kontakt zwischen Gesichtern und Köpfen und zu Tröpfcheninfektionen kommen könne. Grundsätzlich sei eine weitere Schließung des Hagener Bordells rechtlich nicht mehr verhältnismäßig, weil das Konzept ein „weniger eingriffsintensives Mittel“ zum Infektionsschutz als eine Schließung darstelle.

Rohleder stellt fest, dass im Schatten der Bordellschließung illegale Wohnungen, in denen in Hagen Prostitution angeboten würde, wieder zunehmen würden. Dabei sei dieser Markt doch durch das 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz endlich bereinigt worden. Kernpunkte des Gesetzes: Anmeldepflicht für Prostituierte, eine verpflichtende Gesundheitsberatung und die Erlaubnispflicht für den Betrieb eines Prostituiertengewerbes nebst Zuverlässigkeitsprüfung der Betreiber.

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Damen unter finanziellem Druck

„Die Prostituierten stehen auch unter dem Druck, Rechnungen zahlen zu müssen und sich um ihr Auskommen zu sorgen. Durch die weitere Schließung werden sie in die Illegalität getrieben“, sagt Rohleder.

Der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen hatte zuletzt gefordert, die Schließungen wieder aufzuheben. Angesichts der eingedämmten Pandemie müsse es auch der Prostitutionsbranche ermöglicht werden, „wieder Einnahmen zu generieren und den Kunden einen Service zu bieten, der menschlich, stabilisierend und in Corona-Zeiten existenziell“ sei.

Bordellchefs aus Süddeutschland haben zuletzt auch Konzepte vorgelegt

Parlamentarier von Union und SPD hatten zuletzt einen langfristigen Shutdown für den Sexkauf gefordert. Bordellchefs aus Süddeutschland hatten ebenfalls Hygienekonzepte zum Neustart in ihren Bordellen veröffentlicht.