Hagen. Das Gastgewerbe sei für Hagen „systemrelevant“, sagt Oberbürgermeister Schulz. Er hat deshalb die Gevelsberger Erklärung unterzeichnet.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat das Gastgewerbe in Hagen als systemrelevant bezeichnet und die Gevelsberger Erklärung unterschrieben, in der weitere finanzielle Hilfen und Solidarität für gastronomische Betriebe gefordert werden. „Eine vielfältige Gastronomie ist der Garant für ein lebendiges Miteinander in unseren Städten und liegt mir ganz besonders am Herzen“, so Schulz.
Zahlreiche Hotels und Gaststätten mussten wegen der Corona-Krise schließen und haben wochenlang praktisch keine Umsätze mehr erzielt. Auch die lebendige Kneipenszene in der Hagener Nachbarstadt Gevelsberg war davon betroffen, so dass der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi veranlasst sah, gemeinsam mit dem örtlichen Wirteverein und dem Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Unterstützung für das arg gebeutelte Gewerbe einzufordern.
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In dem Aufruf, der schnell als „Gevelsberger Erklärung“ bekannt wurde, heißt es: „Die absolut notwendigen Hygiene- und Präventionsvorschriften, die zur Eindämmung und Überwindung der Pandemie besonders intensiv für diese Branche bestehen, dürfen von niemandem in Frage gestellt werden und müssen kompromisslos eingehalten werden. Gleichwohl belasten und hemmen sie die Umsatzentwicklung des Gastronomiegewerbes immens, und das, obwohl die Inhaber seit Wiedereröffnung ihrer Betriebe vor wenigen Tagen gemeinsam mit ihrem Personal unglaubliche Anstrengung unternehmen, um unter schwierigsten Bedingungen Gastlichkeit, Service und Präventionsvorschriften unter einen Hut zu bringen.“
Umsätze weggebrochen
Nach Aussagen des DEHOGA-Geschäftsführers Lars Martin betrug der Umsatz der Gastronomiebetriebe in der ersten Woche nach Lockerung der Beschränkungen für die Branche für mehr als 75 Prozent der Betriebe weniger als 50 Prozent einer normalen Mai-Woche. „Neben den Abstandsgeboten und Kontaktbeschränkungen macht vielen Betrieben auch das Veranstaltungsverbot zu schaffen“, so Matthias Hummer, Betreiber von Hummer Catering und DEHOGA-Vorsitzender in Hagen: „Nicht wenige Gastronomen, Hoteliers und nicht zuletzt die Caterer generieren einen großen Teil ihres Umsatzes über Familienfeiern und Firmenveranstaltungen – diese Umsätze sind seit März komplett weggebrochen und auch auf Sicht nicht zu erwarten“, so der gelernte Koch.
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IN Hagen gebe es zwar nicht – vom Elbersgelände abgesehen – ein so konzentriertes gastronomisches Herzstück wie die Mittelstraße in Gevelsberg, das Bermuda-Dreieck in Bochum oder das Kreuzviertel in Dortmund, doch auch in der Volmestadt seien alle Betriebsarten vertreten. Die Hagener Gastronomen hielten sich derzeit „irgendwie“ über Wasser, sie hätten „zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel“.
Bedeutender Tagungsort
Zwar sei Hagen keine typische Touristenstadt, so Martin, doch ein bedeutender Tagungsort mit drei bekannten Seminaradressen: Mercure-Hotel, Stadthalle, Arcadeon. Davon profitierten auch die übrigen Hotels in Hagen, so Martin: „Da jedoch derzeit wegen Corona keine Tagungen stattfinden, gibt es auch keine Übernachtungen.“ Auch Kirsten Fischer von der Hagen-Agentur betrachtet die Situation der Branche mit Sorge: „Das Tagungsgeschäft als Motor für unsere Übernachtungsbetriebe ist komplett zum Erliegen gekommen – wir brauchen bei aller gebotenen Vorsicht schnelle Lockerungen in diesem Bereich, um den Tagungsstandort Hagen wiederzubeleben.“
Ein nicht zu unterschätzender Markt sei auch die Übernachtung von Gäste-Fans des BVB, die vor allem an Champions-League-Tagen aus dem überbuchten Dortmund ins preisgünstigere Hagen auswichen, fügt Lars Martin hinzu. Doch Fußballspiele finden derzeit bekanntlich bestenfalls vor leeren Rängen statt.
Gastronomische Betriebe in Hagen: Vom Restaurant bis zur Bar
Die letzte Erhebung über die Anzahl gastronomischer Betriebe in Hagen stammt aus dem Februar 2017, doch haben sich die Ergebnisse laut DEHOGA-Geschäftsführer Lars Martin nicht gravierend geändert.
Demnach gibt es in der Stadt Hagen 256 speisegeprägte Betriebe (Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissalons u.ä.), 37 Caterer und Erbringer sonstiger Verpflegungsdienstleistungen sowie noch 213 getränkegeprägte Betriebe (Schankwirtschaften, Diskotheken, Bars u.ä.).
„Betriebsschließungen können wir uns in Hagen nicht leisten“ bringt es Erik O. Schulz noch einmal auf den Punkt. „Auch ich freue mich jedes Mal auf den Besuch eines der oft familiär geführten Cafés, Kneipen und Restaurants.“ Dieser Gastro-Mix dürfe nicht verloren gehen und benötige in dieser schweren Zeit unser aller Unterstützung.