Hagen-Mitte. Seit dem heutigen Montag dürfen auch große Läden und Ketten unter bestimmten Auflagen wieder öffnen. Die WP hat sich umgeschaut.

„Die sieht super aus, nimm die Hose“, sagt das eine Mädchen zum anderen. Die eine - Miriam­ – versichert ihrer Freundin Laura, dass die von ihr probierte Leggings wie angegossen sitzt. Laura­, genau wie Miriam 14, lächelt stolz. „Okay – gekauft“, strahlt die Blondine ihre Freundin an, huscht in die Umkleidekabine und rauscht nur zwei Minuten später zur Kasse. Mit überglücklichem Gesicht, das nur eins ausdrückt: „Endlich wieder shoppen in unserem Lieblingsladen.“ Und der heißt New Yorker - in dem Geschäft für junge Mode am Friedrich-Ebert-Platz kaufen die Mädchen nach eigener Aussage „am liebsten und echt viel“ ein. „Und zu H&M und Zara gehen wir auch gern“, erzählen die beiden bereitwillig. Die bunten Stoffmasken, die sie tragen, stören sie überhaupt nicht, „auch nicht beim Sprechen, das ist alles Gewöhnungssache. Und Schutz vor Corona ist eben wichtig“, sagen Miriam und Laura mit fester Stimme.

Die Teenager waren heute Vormittag nur zwei von zahlreichen Hagenern, die die Möglichkeit nutzten, wieder in großen Modegeschäften und Warenhäusern einzukaufen. Während kleinere Läden mit einer Verkaufsfläche bis maximal 800 Quadratmetern bereits am vergangenen Montag wieder an den Start gehen durften, waren „die Großen“ bis heute ausgebremst. Nun hat die Landesregierung aber verfügt, dass auch größere Läden und Ketten öffnen dürfen , wenn sie ihre Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter­ begrenzen. Wie (zur Freude von Miriam und Laura) New Yorker im Stadtfenster, das zur Volme-Galerie gehört. https://www.wp.de/staedte/hagen/hagen-betreiber-kleinerer-laeden-atmen-auf-id228947485.html

Nur 38 Quadratmeter abgetrennt

New-Yorker-Filialleiterin Schmidt und ihr Team hatten alle Hände voll zu tun: Darauf achten, dass alle Kunden die Maskenpflicht erfüllen, große Einkaufstaschen an die Kunden ausgeben, kontrollieren, dass nicht zu viele Personen zeitgleich im Laden sind. „Unser Laden hat 838 Quadratmeter Verkaufsfläche, wir mussten also gerade mal 38 Quadratmeter abtrennen“, so die Filialleiterin, „mit Flatterband haben wir einfach einen Teil der Herrenabteilung geschlossen, kein Problem.“

Eine Schlange wartender Kunden vor dem Elektrofachmarkt Saturn: Maximal 40 Leute werden zeitgleich hinein gelassen.
Eine Schlange wartender Kunden vor dem Elektrofachmarkt Saturn: Maximal 40 Leute werden zeitgleich hinein gelassen. © WP | Michael Kleinrensing

„Wir haben drei große Mieter - New Yorker, H&M und Sinn“, sagt Center-Manager Thomas Eggert. Während die Anbieter für junge Mode heute ihre Pforten erstmals wieder öffneten (H&M hat die Rolltreppe, die in die obere Etage führt, versperrt), blieb Sinn in der Volme-Galerie zu. „Das Qualitätshaus Sinn wird aller Wahrscheinlichkeit nach nächsten Montag, also am 4. Mai, wieder öffnen“, erklärt Thomas Eggert­.

Auch die vier „Großen“ in der Rathaus-Galerie – Saturn, Zara, Kult und Esprit – durften auf verknappter Fläche wieder öffnen. Vormittags bildete sich vor Saturn in der oberen Etage eine 20 Meter lange Schlange, ab dem Mittag hatte sich die Situation entspannt.

Was die Kunden des Elektrofachmarktes am ersten Wiedereröffnungstag so dringend brauchten? Alles – so schien es. Eine geduldig wartende Kundin wollte sich in Sachen Flachbildschirm informieren, ein älterer Herr sich ein neues Smartphone zulegen, und auch Zubehör wie Ladekabel und Handyhüllen standen auf den Wunschlisten der Wartenden.

Maximal 40 Personen zeitgleich bei Saturn

Christoph Höptner, Center-Manager der Rathaus-Galerie, hatte den Eingang im Visier: „Saturn dürfte laut Verordnung 80 Personen zeitgleich in den Markt lassen, doch hat sich selbst auf 40 Personen zeitgleich beschränkt. Schließlich soll hier alles reibungslos und sicher über die Bühne gehen.“

Auf dem Weg durch die Fußgängerzone Richtung Kaufhof fällt auf, dass auch im Freien beinahe jeder eine Maske trägt beziehungsweise beim Bummeln von Laden A nach Laden B einfach die Maske aufbehält. Erstaunlich und erfreulich zugleich, wie schnell man sich an das doch eigentlich fremde Bild gewöhnt.

Rechts rein, links raus

Der Kaufhof an der Elberfelder Straße 23 - 25 ist ein 12.000 Quadratmeter­ großes Kaufhaus mit vier Etagen. Schon der umgestaltete Eingang fällt ins Auge. Rechts rein, links raus - so lautet das einfache Motto. Eine Trennwand dazwischen sorgt für den vorgeschriebenen Abstand von mindestens 1,5 Metern. „Alles ein bisschen gespenstisch, oder?“, fragt mich eine Verkäuferin zaghaft, fügt dann jedoch beherzt hinzu: „Aber Hauptsache, wir sind wieder da.“

Die Parfümerieabteilung auf der rechten Seite ist, ebenso wie Flächen im hinteren Bereich, mit Flatterband abgesperrt, außerdem sind die Treppe ins Untergeschoss und die oberen Etagen tabu.

„Wir haben genau 769 Quadratmeter geöffnet, bleiben also freiwillig unter der Maximalzahl von 800“, sagt Tanja Wiedebruch. Die Filial-Geschäftsführerin und acht Mitarbeiter (im Hagener Kaufhof sind insgesamt 70 Mitarbeiter beschäftigt) halten die Stellung im Geschäft. „Wir lassen höchstens 30 Kunden zeitgleich auf die Fläche. Und wir halten uns natürlich daran, dass wir keine Ware aus den gesperrten Bereichen verkaufen dürfen, sondern nur Produkte aus dem Lager“, unterstreicht Tanja Wiedebruch.

Kunden, die etwas suchen, was nicht auf der verknappten Fläche im Erdgeschoss zu finden ist, werden von den Mitarbeitern beraten, „wir besorgen innerhalb von ein paar Minuten fast alles aus dem Lager­“, lächelt die Filialleiterin.

Renner sind Gummibänder

Der Renner am heutigen Montag? „Ganz klar – Gummibänder. Die benötigt jeder, der Schutzmasken selbst näht“, erklärt die Kaufhof-Verkäuferin hinter der Absperrung. Unter der Theke hat sie ein Körbchen mit der begehrten Ware platziert. „Rundgummi, schmales und breites Band, Gummiband­ in Weiß oder in farbiger Ausführung.“ Wie oft die Dame in den letzten drei Stunden ins Lager gegangen ist, um das Körbchen aufzufüllen? Das frage ich sie besser mal nicht. . .