Hagen. Mit strengem Regelwerk versucht die Hildegardis-Schule in Corona-Zeiten in einen neuen Alltag zurückzufinden. Ein Gespräch mit dem Schulleiter.
Michael König ist Leiter des katholischen Hildegardis-Gymnasiums, das sich in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn befindet.
Frage: Sie öffnen die Schule erst am heutigen Montag für Ihre Abiturienten.
Michael König: Ja, wir hatten am Donnerstag noch nicht geöffnet, weil uns Desinfektionsmittel in ausreichender Menge nicht zur Verfügung stand. Unter diesen Umständen hielt ich es nicht für vertretbar, den Schulbetrieb wieder aufzunehmen. Inzwischen ist das Desinfektionsmittel eingetroffen. Deshalb öffnen wir heute, allerdings auch nur einen Teil des Gebäudes.
Warum das?
Aus Gründen der Hygiene und der Sicherheit. Die Schüler sollen sich nicht frei im gesamten Gebäude bewegen können. Vielmehr werden sie vom Eingang aus einzeln durch ein Treppenhaus in den für sie vorgesehenen Unterrichtsraum geführt und von dort aus durch ein anderes Treppenhaus und eine andere Tür nach draußen. Das muss man sich wie ein Einbahnstraßensystem vorstellen. Unsere Lehrer haben Aufsicht und tragen Sorge dafür, dass die Regeln, vor allem die Abstandsregel, auch eingehalten werden.
Als AD-Abiturient jetzt Hilde-Schulleiter
Michael König legte 1976 sein Abitur am Albrecht-Dürer-Gymnasium ab.
Er studierte anschließend für das Lehramt an der Ruhr-Universität Bochum die Fächer Deutsch und Geschichte.
1985 begann er seine Lehrtätigkeit an der Hildegardis-Schule, wo er seit dem 1. Februar 2019 als Schulleiter amtiert.
Das dürfte im Klassenraum bzw. Kurszimmer schwer möglich sein . . .
Oh, doch. Wir haben in jedem Klassenzimmer die Schulbänke in drei Reihen angeordnet. In jeder Reihe sitzen vier Schüler, maximal befinden sich zwölf Schüler im Raum. Zwischen zwei Schülern stehen jeweils zwei leere Bänke.
Aber die Kurse sind doch in der Regel viel größer.
Ja, deshalb teilen wir sie auf. Wenn 18 Schüler zu einem Kurs gehören, dann werden sie in zwei Neuner-Gruppen unterrichtet. Die eine Gruppe kommt morgens zwischen 8.30 und 10.30 Uhr, die zweite Gruppe zwischen 11 und 13 Uhr.
Und zwischen den Einheiten wird desinfiziert?
Wir stellen Desinfektionsmittel sowohl für die Hände als auch für Oberflächen zur Verfügung. In den Pausen werden damit zum Beispiel alle Pulte abgewischt. Übrigens wird es keine Pausen im üblichen Sinne des Wortes geben, die Schüler dürfen sich also nicht auf den Schulhöfen versammeln. An den Garderoben, auf den Toiletten – überall im Haus gelten strenge Regeln.
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Wie informieren Sie die Schüler über die Vorschriften?
Wir verteilen eine schriftliche, umfangreiche Handreichung an alle. Und wir hängen Plakate im Schulgebäude auf. Und jede Unterrichtsstunde beginnt mit einer Belehrung über die wesentlichen Hygieneregeln.
Und welche Unterrichtsinhalte werden vermittelt?
Die jungen Leute stehen ja kurz vor ihren Abiturprüfungen, die am 12. Mai beginnen, und um die dort anstehenden Themen wird es natürlich in den nächsten zwei Wochen im Unterricht für die Q2 gehen. Die Lehrer können noch einmal Klausurtypen vorstellen, die Schüler können gezielte Fragen stellen, und die Prüfungsthemen werden kursorisch durchgesprochen. Ich glaube, der psychologische Moment wird eine große Rolle spielen, nämlich dass die Schüler sich so kurz vor den Prüfungen noch einmal mit ihren Fachlehrern austauschen können.
Haben die Schüler des diesjährigen Jahrgangs eine faire Chance?
Ihre Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Die Situation ist schon belastend, das Infektionsrisiko ist ja vorhanden und lässt sich nicht zu 100 Prozent ausschließen. Und dann gab es diese wochenlange Verunsicherung: Wird es dieses Jahr Abiturprüfungen geben oder nicht? Zweifellos fehlte den jungen Menschen in den letzten Wochen auch die kontinuierliche pädagogische und fachliche Begleitung. Andererseits ist formal alles in Ordnung.
Heißt?
Die Vorbereitung auf das Abitur ist ja eine langfristige Angelegenheit und hat lange vor der Corona-Krise ihren Anfang genommen. Sehr viel Unterrichtszeit fehlt den Schülern auch nicht. Insofern findet das Abitur wie gewohnt statt, nur drei Wochen später als geplant.
Wie viele Lehrer an der Hilde zählen zur Risikogruppe?
Gottlob gibt es eine klare Definition des Bildungsministeriums. Alle Kollegen, die 60 Jahre und älter sind und bestimmte Vorerkrankungen haben, sind von der Präsenzpflicht ausgenommen und müssen heute nicht in der Schule anwesend sein. Wer über 60 Jahre und ohne entsprechende Vorerkrankungen ist, kann freiwillig in die Schule kommen. Von unseren 70 Lehrern sind etwa 25 Prozent betroffen.