Wehringhausen. Bewohner aus zwei Mehrfamilienhäusern in Hagen haben gegen Quarantäneregeln verstoßen. Nach einem Massenabstrich kontrolliert die Stadt weiter,
Mit einem Massenabstrich hat das Hagener Gesundheitsamt am Montagmorgen die gesundheitliche Überprüfung der Bewohner jener zwei Häuser aus Wehringhausen fortgesetzt, die in der vergangenen Woche teilweise massiv gegen die Quarantänebestimmungen verstoßen hatten.
Über 50 Menschen, darunter mehreren Kindern, entnahm Stadtärztin Dr. Anjali Scholten eine Speichelprobe, um herauszufinden, wer außer den drei bislang positiv auf das Corona-Virus getesteten Bewohnern ebenfalls infiziert worden ist.
Abgeschirmt vor der Öffentlichkeit
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Um die Betroffenen vor Schaulustigen und Medienvertretern abzuschirmen, wurde ein Sichtschutz vor dem Rettungswagen, in dem Dr. Scholten mit Unterstützung von zwei Mitarbeitern des Gesundheitsamtes die Abstriche vornahm, aufgebaut. Die Häuser sollen noch bis zum 1. Mai bewacht werden, um sicherzustellen, dass die Bewohner, die aus Südosteuropa stammen, sie nicht verlassen. Das hatten einige zuvor getan, obwohl alle unter Quarantäne stehen.
„Die Abstriche haben in einer freundlichen Atmosphäre stattgefunden, die Bewohner haben sich bereitwillig testen lassen“, teilte die Stadtärztin nach getaner Arbeit mit. Die Speichelproben werden nun in einem Labor ausgewertet, am Mittwoch sollen die Ergebnisse vorliegen. Ob die Stadt im Falle von weiteren positiven Ergebnisse neue Bestimmungen trifft oder sogar die am 30. April ablaufenden Quarantänefrist verlängert, bleibe abzuwarten, sagte Thomas Bleicher, Referent von Oberbürgermeister Erik. O. Schulz.
Überwachung rund um die Uhr
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Die Häuser werden weiterhin rund um die Uhr von Beschäftigten des Hagener Ordnungsamtes kontrolliert, um zu verhindern, dass sich die Bewohner in die Öffentlichkeit begeben. Dies war am Freitag mehrmals geschehen, obwohl es sich dabei um einen Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz handelt. „Das ist eine Straftat, keine Ordnungswidrigkeit“, sagte Bleicher. Gegen einen der Bewohner, der sich besonders uneinsichtig zeigte, erstattete die Polizei, die das Ordnungsamt im Rahmen der Amtshilfe unterstützt, denn auch prompt Anzeige.
Die Polizei stellte die Überwachung der Gebäude allerdings noch am Montag ein und will nur noch bei Bedarf eingreifen. Dagegen werden auch nachts mindestens drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor den Häusern patrouillieren und dabei auch jedem Unbefugten den Zutritt verwehren. In den beiden Häusern an der Wehringhauser Straße in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Deutschen Edelstahlwerken sind 60 Personen gemeldet. Eine Familie wurde jedoch nicht angetroffen, dem Vernehmen nach soll sie schon vor längerer Zeit fortgezogen sein, ohne sich abzumelden.
Infizierte sind ohne Symptome
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Bei dem jüngsten der am Montag getesteten Bewohner handelt es sich um ein 15 Monate altes Kleinkind, die älteste Bewohnerin ist eine knapp 70-jährige Frau. Nicht wenige der Bewohner sprechen oder verstehen zumindest Deutsch, bei den anderen übersetzten Dolmetscher die Anweisungen und Belehrungen des Gesundheitsamtes. Dabei galt es auch, die Menschen, die durch die Anwesenheit zahlreicher Schaulustiger und Journalisten in Aufregung versetzt worden waren, zu beruhigen. Die drei Personen, bei denen das Virus bereits nachgewiesen wurde, weisen übrigens keine Symptome auf.
Kein Zutritt für Dritte
Die Mitarbeiter des Hagener Ordnungsamtes achten insbesondere darauf, dass die Bewohner die Häuser nicht verlassen und dritte Personen keinen Zutritt erhalten.
Die Stadt Hagen begründet ihre Überwachungsmaßnahmen damit, dass es angezeigt sei, den Kontrolldruck in den Häusern hoch zu halten. Es gelte, eine Verbreitung des Corona-Virus zu vermeiden und die von der Landesregierung getroffenen Maßnahmen nicht zu gefährden.
Versorgt werden die Bewohner der Häuser in den folgenden Tagen vom Quartiersmanagement in Wehringhausen und dem Verein Romano Drom („Der Weg der Roma“). Die Mitarbeiter beliefern die Häuser mit Grundnahrungsmitteln, die sie vor der Tür abstellen.
„Die Situation ist natürlich schwierig, aber Gott sei Dank waren wir gewappnet“, so Andreas Binder. Der Verein habe schon zu Beginn der Krise mehrere Roma-Familien mit kostenlosen Lebensmittel unterstützt. Die Erfüllung von Extra-Wünschen, etwa Zigaretten, müssen die Bewohner der Häuser selbst bezahlen.