Hagen. Die Enervie-Gruppe zieht in Hagen eine positive Bilanz des Jahres 2019. Gleichzeitig bereitet die Corona-Krise dem Energieversorger sorgen.

Es gibt positive Nachrichten. Auch in einer tristen Zeit. Und einige dieser positiven Nachrichten verkündet Erik Höhne, Vorstandssprecher der Enervie mit Blick auf die Jahresbilanz des Energieversorgers: „Wir hatten ein sehr gute Geschäftsjahr 2019“, erklärt er.

43,3 Millionen Euro Jahresergebnis vor Steuern ist so eine positive Botschaft. Oder: Die Eigenkapitalquote des einst angeschlagenen Versorgers steigt weiter auf jetzt 27 Prozent. Oder: Bereits im Januar sind 30 Millionen Euro als Rückzahlung eines Darlehens an die Aktionäre geflossen, zu großen Teilen an die Stadt Hagen. Weitere 30 Millionen sollen 2022 folgen.

Die Zahlen: Ergebnis weiter gesteigert

932 Millionen Euro beträgt der Umsatz der Unternehmen, die zur Enervie-Gruppe gehören. (2018: 931 Millionen Euro). Stärker gestiegen ist das Ergebnis vor Steuern: von 40,2 auf 43,4 Millionen Euro. „Der Vorstand schlägt vor, wie im Vorjahr eine Dividende in Höhe von 8 Millionen Euro an die Aktionäre auszuschütten“, so Höhne.

Auch Enervie setzt in Krise auf Kurzarbeit

Auch die Enervie-Gruppe setzt in der Corona-Krise auf K urzarbeit.

Betroffen sind in erster Linie die Mitarbeiter der Bäderbetriebe in Lüdenscheid sowie der Mark-E-Effizienz. Für weitere Bereiche wird derzeit Kurzarbeit geprüft.

Sowohl das Saunadorf als auch das Schwimmbad dort dürfen wegen der Ausbreitung des Coronavirus nicht öffnen.

Die Enervie hält allerdings an ihren Plänen fest, weiter in den Ausbau der Netze zu investieren.

In diesem Jahr startet für die Kunden von Enervie auch der Einbau sogenannter intelligenter Zähler.

Durch die Umstellung im Bereich der Erdgasversorgung müssen insgesamt 45.000 Zähler in der Region ausgetauscht werden.

Zwar hat das Unternehmen beim Stromabsatz einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Dabei allerdings handele es sich um sogenanntes Handelsvolumen. Das Endkundengeschäft – besonders auf dem Stromsektor – entwickelt sich positiv. 20.000 Neukunden sind in diesem Bereich hinzugekommen.

Insgesamt beliefert die Gruppe fast 400.000 Energiekunden. Das bedeutet: 5,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom (Vorjahr: 6,4 Mrd. kWh), 5,2 Milliarden kWh Gas (Vorjahr: 5,2 Mrd. kWh), 55 Millionen kWh Wärme (Vorjahr: 51 Mio. kWh) und 17,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser (Vorjahr: 17,6 Mio. Kubikmeter).

160 Millionen Euro, so Erik Höhne, seien an Wertschöpfung insgesamt in der heimische Region geblieben – Dividenden, Investitionen, Gehälter. Damit werde man dem Ruf als Regionalversorger gerecht, findet das Vorstandsteam bei Enervie

Die Energieproduktion: Gasturbinenkraftwerk mit hoher Auslastung

Positiv fällt vor allem das Gasturbinenkraftwerk in Herdecke auf: Die Einsatzstunden sind um mehr als 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. „Das hat mit einer deutlich geänderten Marktsituation zu tun“, so Höhne. Seit einem Jahr ist auch das sanierte Pumpspeicher-Kraftwerk Rönkhausen in Betriebe. 25 Millionen Euro hat die Enervie hier gemeinsam mit einem Partner investiert.

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Vor Herausforderungen hat die Trinkwasserproduktion den Versorger gestellt. „Zwei trockene Sommer hintereinander – das spürt man“, so Höhne. „Für uns ist es gut, dass wir auf eine Kombination aus Wasser aus der Hasper Talsperre sowie der Ruhr setzen.“

Das Personal: Enervie setzt stärker auf Ausbildung

Zum 31. Dezember 2019 arbeiteten für die Gruppe 1.066 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 20 Mitarbeiter erhöht. Der Fachkräftemangel hat aber auch die Enervie-Gruppe erreicht.

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Maßnahme: „Wir haben die eigene Ausbildung wieder hochgefahren“, sagt Erik Höhne. Von null zu Zeiten der großen Krise des Unternehmens auf mittlerweile 41 Azubis über alle Bereiche.

Die Projekte: Windkraft wird immer wieder ausgebremst

Weil erste Photovoltaikanlagen bald aus der Förderung herausfallen, will Enervie den Strom, der zumeist auf Dächern weiter produziert wird, weiter über eine Onlineplattform sammeln und vermarkten. Von einem „virtuellen Kraftwerk“ spricht Höhne.

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Die Windkraftanlage an der Versetalsperre in Lüdenscheid ist ein Erfolg. Das Windrad produziert mehr Energie als ursprünglich kalkuliert. Allerdings: Der Bau weitere Anlagen – zum Beispiel auf Breckerfelder Stadtgebiet oberhalb der Hasper Talsperre macht Probleme. „In diesem Fall haben wir das Projekt zunächst angehalten. Wegen des nahen Wasserschutzgebietes kommen wir nicht voran“, so Höhne. Was für Breckerfeld gilt, gelte allerdings auch für andere Standorte. „Überall stoßen wir auf irgendetwas, das uns ausbremst“, sagt Höhne und erklärt mit Blick auf die Politik: „Wir brauchen in diesem Bereich ein Umdenken, sonst werden wir die selbstgesteckten Ziele nicht erreichen.“

Zudem baut die Enervie aktuell ein Funknetz („LoRaWAN“) auf, das eine Alternative zu den bestehenden Netzen der Mobilfunkbetreiber werden soll. Dabei geht es aber nicht um die Übertragung großer Datenmengen. Über dieses Netz soll beispielsweise „Smartes Parken“ abgewickelt werden. Oder Daten aus dem Versorgungsnetz können so übertragen werden – zum Beispiel Pegelstände in Leitungen.

Die Coronakrise: 200 Mitarbeiter im Homeoffice

Die Krise rückt in der öffentlichen Diskussion vieles in den Hintergrund. „Vor wenigen Monaten war der Klimaschutz noch das bestimmende Thema in der Öffentlichkeit – darüber wird derzeit kaum noch gesprochen“, so Höhne, „aber das bedeutet für uns nicht, dass wir nicht weiter an Lösungen für ein besseres Klima arbeiten.“

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Die Aufrechterhaltung der Infrastruktur, die Organisation des Betriebs – all das sind Dinge, die das Unternehmen in den letzten Wochen beschäftigt haben. „Wir haben 200 Mitarbeiter im Homeoffice“, so Erik Höhne, „dabei haben uns die Erfahrungen geholfen, die wir in der Zentrale auf Haßley schon in der Vergangenheit mit unseren modernen Arbeitswelten gewonnen haben.“

Eine Folge der Krise: Die Strompreise sind um rund 30 Prozent an den Märkten gefallen. Der Kunde wird davon allerdings kaum profitieren. „Den Strom, den wir jetzt in die Haushalte bringen, haben wir schon vor langer Zeit eingekauft“, so Höhne. „Unsere Preise sind so gestaltet, dass wir kurzfristige Erhöhungen, aber auch Senkungen, auffedern und nicht durch permanent schwankende Preise an die Kunden weiterreichen.“ Abgesehen mache der Marktpreis ohnehin den kleinsten Anteil am Endpreis für den Kunden aus.“

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Die Enervie geht von sinkenden Absätzen aus. Davon betroffen ist vor allem das Industriekundengeschäft. Um wie viel der Verkauf zurückgeht, so Höhne, das könne nicht prognostiziert werden. „Das hängt auch davon ab, wie lange der Lock-Down anhält und wann und wie schnell die Wirtschaft wieder hochgefahren werden kann.“ Insgesamt sei Enervie nicht so schwer getroffen wie andere Unternehmen.