Helfe. In Hagen-Helfe hat Natalie Veit eine Lounge eröffnet, in der sie Tantra-Massagen anbietet. Der Standort sei dabei ganz bewusst gewählt.
Ein ganz normaler Montagmorgen im Wiedenbusch, einer ruhigen Wohnstraße zwischen Helfe und Boele. Die meisten Menschen sind bei der Arbeit, nur wenige Autos stehen an den Straßenrändern. Eine Lounge, wie Natalie Veit (42) sie hier eröffnet hat, vermuten die meisten Menschen wohl eher in dubioseren Ecken der Stadt, in Hinterhöfen oder versteckt in Gewerbegebieten. Aber Natalie Veit, die vor 25 Jahren aus Russland nach Deutschland, in die Heimat ihrer Vorfahren mütterlicherseits gekommen ist, hat eine klaren Vorstellung davon, wo sie mit ihrer Massage-Lounge hin will. Sie, Mutter zweier erwachsener Kindern, hat sich ganz bewusst für diesen Standort in Helfe entschieden. Ein Besuch in der Tantra-Massage-Lounge. Zwischen Klischees und der Kunst der Berührung.
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Natalie Veit wirkt aufgeregt. Das hat was mit der unbekannten Situation des Interviewt-Werdens zu tun, aber auch, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass die Anfrage zu einer Berichterstattung einen seriösen Hintergrund hat. Ist die Zeitung auf der Suche nach einer reißerischen Geschichte über einen verruchten Laden, in dem Massagen mit dem vielzitierten „Happy End“ angeboten werden? Das hat sie sich gefragt.
Bei der Massage hat sie heutigen Ehemann kennengelernt
Nein, ist sie nicht. Und sie würde diese Geschichte bei Natalie Veit auch nicht finden. Denn Veit will bieten, was die menschliche Sexualität aus ihrer Sicht längst aus den Augen verloren habe. Nähe, Akzeptanz, Zuneigung und, wie sie sagt, „grenzenlose Hingabe“.
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Ihr Mann (49) sitzt an ihrer Seite. Seit zwei Jahren sind die beiden verheiratet. Er kam einst als Gast zur Tantra-Massage zu ihr. Sie verliebten sich ineinander. Die Tantra-Kunst, das sagen beide, sei elementarer Bestandteil ihres eigenen Beziehungs- und Liebeslebens geworden. „Wir erleben uns und unseren Körper auf diese Weise besonders intensiv. Zu wissen, dass der Partner sich zu 100 Prozent dem anderen hingeben kann, ist eine wundervolle Erfahrung für uns.“
Ihr Mann ist Kfz-Meister. Er hat sein altes Leben komplett aufgegeben und ist aus der Lüneburger Heide zu Natalie Veit ins Ruhrgebiet gezogen. Er hat mit eigenen Händen mitgeholfen, die ehemalige Zahnarztpraxis im Wiedenbusch in eine Tantra-Welt zu verwandeln. Gehobenes, gemütliches Interieur, kein Praxis-Flair mehr.
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Abgrenzung zur Erotik: Es geht nicht um Sex
Worum geht es bei Tantra-Massagen? „Nicht um Sex“, stellt Natalie Veit deutlich klar. Die Trennung falle vielen Menschen, die mit dem Thema „Tantra-Massagen“ nichts zu tun haben, schwer.
Schwer vorstellbar ist es für viele Männer, dass es angesichts der Nacktheit der Masseurin, der Atmosphäre, die laut Veit durch leise Musik, Kerzenschein und angenehme Aroma-Öle entstehe und die speziellen Massage-Techniken, die bekanntlich auch den Intimbereich einbeziehen, nicht irgendwie auch um Erotik gehen soll.
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Zweifler, die finden, dass es sich hierbei um Massagen „fast vor Geschlechtsverkehr“ handele, werden in den Angebotstexten der vier Massage-Arten von Natalie Veit nach ihrer Lesart möglicherweise auch Bestätigung finden
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Völliges Loslassen, ein Zustand intensiver Wahrnehmung des eigenen Körpergefühls und am Ende der tiefen Entspannung sind in der uralten indischen Kunst das Ziel von Tantra-Massagen. Der Körper soll neu entdeckt, psychische Blockaden gelöst, Energien gebildet und völlig neu geleitet werden.
Nicht der sexuelle Höhepunkt, zu dem es auch kommen könne, stehe laut Natalie Veit im Vordergrund, sondern die Aktivierung des Energieflusses und absolute „Relaxation“, wie sie es fachlich nennt. Die meisten Gäste würden eineinhalb bis drei Stunden bleiben, sagt Natalie Veit.
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Angebot ist an ein bestimmtes Publikum gerichtet
Denn so viel Zeit brauche man, um die volle Wirkung der Tantra-Massage zu erlangen. Die Massage der Prostata und des Lingams (wie das männliche Geschlechtsteil in der tantrischen Kunst genannt wird) seien ebenfalls ein Teil der Tantra-Massage. Ruhe, Meditation und Sinnlichkeit sollten, wie die tantrische Lehre es beschreibe, zur „heiligen Begegnung“ führen.
„Ich will mich ganz klar abgrenzen von den vielen unseriösen Studios in der Region, die letztlich doch Prostitution anbieten und betreiben“, sagt Masseurin Natalie Veit. „Mein Angebot ist wertig und an ein ganz bestimmtes Publikum gerichtet, das sich meine Massagen auch leisten kann und will. Genau deshalb bin ich auch an einen Standort wie hier im Wiedenbusch gegangen. Denn er steht für Klasse, Ernsthaftigkeit und Seriosität. Übrigens lade ich alle, die neugierig sind, ganz herzlich ein, einfach mal vorbeizukommen und sich eigenes Bild zu machen.“
Die Erfahrungen eines Stammgastes: „Für mich ist es wie Urlaub“
Am Tag des Interviews klingelt es an der Tür. Ein junger Mann Anfang 30 tritt ein und wird in eines von drei Massagezimmern begleitet. „Mein Stammgast, dem Sie gerne Fragen stellen dürfen“, sagt Natalie Veit.
Der junge Mann arbeitet in der Lebensmittel-Branche, hat dort Leitungsfunktion. „Für mich ist das hier wie Urlaub“, beschreibt er seinen nicht ganz günstigen Ausflug. „Aber das ist es mir absolut wert. Ich kann meinen stressigen Alltag hier komplett hinter mir lassen und zehre noch Tage später von der Massage und der Entspannung.“
Natalie Veit ist zertifizierte Kosmetikerin und Wellness- und Massagetherapeutin. Tantra-Massage beschreibt sie nicht als Arbeit, sondern ihre Passion und Berufung, die sie erfülle und befriedige. „Ich habe unbeschreibliche Freude daran, zu sehen, wie Menschen sich in meiner Nähe fallen lassen und auf neuartige Begegnungen einlassen. Ich bin selbst ganz neugierig und freue mich, neuen, interessanten Menschen zu begegnen und ihnen einfach gut zu tun.“ Weitere Informationen findet man im Internet unter www.vaina-tantramassagen.de