Hohenlimburg. Es fehle an Wohnungen in zentraler Lage, die sich Berufsstarter leisten können, sagen junge Hohenlimburger – aber der Markt ist nicht leergefegt

Eine kleine Wohnung für sich in Hohenlimburg zu finden, mit dieser Aufgabe hatte Leonie Haux arge Probleme. Die 20-jährige ist Auszubildende bei einem Kaltwalzbetrieb und hat zuletzt eher schlechte Erfahrungen mit dem hiesigen Wohnungsmarkt für junge Leute gemacht. „Hohenlimburg ist da sehr unattraktiv für Azubis“, sagt sie. Konkret suchte sie nach einer Wohnung um die 60 Quadratmeter, die bis zu 400 Euro Miete kosten durfte. „Es gibt davon nicht viele Wohnungen in Hohenlimburg, die dann auch zentral liegen. Aber gerade diese Lage ist für junge Leute wichtig, weil sie sich meist noch kein Auto leisten können.“

Gerade für junge Leute mit kleinem Geldbeutel gebe es wenig Wohnraum in Hohenlimburg – so der Eindruck von Azubis.
Gerade für junge Leute mit kleinem Geldbeutel gebe es wenig Wohnraum in Hohenlimburg – so der Eindruck von Azubis. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Ähnliche Stimmen kommen von Fabian Rißmann. Er macht eine Ausbildung zum Erzieher und war ebenfalls im vergangenen Jahr auf Wohnungssuche vor Ort. „Es war schwer, eine relativ günstige Wohnung zu finden“, sagt der 23-Jährige. „Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Balkon waren fast nur in Oege frei, aber dort ist die Busanbindung eher schwierig.“

Geeigneter Bestand ist da

Zwei Stimmen von insgesamt rund 2700 jungen Menschen zwischen 18 und 26 Jahren, die zurzeit in Hohenlimburg leben. Zu klein, um als Zielgruppe für Vermieter attraktiv zu sein? „Nein“, sagt Ulrich Schulze-Witteborg, vom Vorstand des Hohenlimburger Bauvereins. Die Genossenschaft hat erst im Herbst einen viergeschossigen Neubau in Elsey fertiggestellt – mit barrierefreien Wohnungen, gezielt auf die Bedürfnisse von Menschen in der zweiten Lebenshälfte ausgerichtet. „Wir sind aber darum bemüht, alle Zielgruppen zu bedienen“, sagt Schulze-Witteborg und verweist auf Starter-Wohnungen, die der Bauverein etwa in der Heidestraße anbietet. „Die Wohnfassaden sind zwar nicht energetisch gedämmt, dafür ist die Miete dann aber günstiger.“ Die Nachfrage sei hoch. Wer nur wenig Geld zur Verfügung habe, für den sei ein Nischenangebot auf dem Wohnungsmarkt durchaus vorhanden. „Man wird in dem Fall allerdings seine Ansprüche zurückschrauben müssen“, so Schulze-Witteborg. „Aber die Zeit der Ausbildung ist auch eine Zeit des Übergangs. Wenn die Ausbildung beendet ist, sieht die Lage finanziell meist wieder anders aus.“

Studentenwohnungen in Hagen

Schwierig sei das Angebot auf dem hiesigen Wohnungsmarkt bei Studentenapartments unter 40 Quadratmetern. „Die sind hier schon seltener.“ Das bestätigt auch Mischa Lenz, Sprecher der Wohnungsbaugesellschaft LEG, die insgesamt 1771 Wohnungen in Hagen besitzt, davon auch viele in Hohenlimburg. „Wir beobachten, dass etwa Studenten aus Dortmund häufig im Umfeld nach Wohnungen suchen“, so Lenz. „Aber das Segment unter 60 Quadratmeter können wir in Hohenlimburg nicht bedienen.“

Wer den Blick weitet auf das gesamte Hagener Stadtgebiet, dem bietet sich ein differenziertes Bild. Ein Mangel an Studentenwohnungen herrsche nicht, sagt Dirk Weißgerber vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte der Stadt Hagen. „Über Münster und Köln lässt sich das behaupten, hier ist der Markt aber noch nicht leergefegt.“ Zwar handele es sich meist um Wohnungen, die nicht mehr auf dem neuesten Stand modernisiert sind, aber der Bestand sei da.

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Häufige Mieterwechsel

„Ein Problem, dass Vermieter von Kleinwohnungen aber haben, sind die häufigen Mieterwechsel“, so Weißgerber. Denn die Zielgruppen, die der günstige Wohnraum anspricht, befinden sich in überschaubaren Lebensphasen wie Ausbildung oder Jahresverträgen und seien selten auf langfristige Vermietung aus. „Häufig bleiben die Mieter rund ein bis zwei Jahre.“ Andere Option: Wohngemeinschaften bilden. „Wenn sich mehrere Leute zusammentun und eine größere Wohnung finanzieren, gibt es auch dafür ein Wohnangebot vor Ort.“

Für Leonie Haux ist eine Wohngemeinschaft nur schwer vorstellbar, sagt sie. „Ich möchte eigenständig leben, in meinen eigenen vier Wänden“, so die junge Hohenlimburgerin. „Vielleicht ist das eher ein Wunsch von Frauen. Ich hätte zum Beispiel die Sorge, dass der Putzplan nicht eingehalten wird“, sagt die 20-Jährige und lacht. Eine neue Wohnung hat sie inzwischen gefunden, vierter Stock, Dachgeschoss. „Ich fühle mich da zwar wohl, aber es ist nichts für die Ewigkeit.“