Hagen. Unsere Berichterstattung über die Staus auf den Linksabbiegern am Emilienplatz hat viele Leserreaktionen hervorgerufen. Hier mehr Hintergründe.
Die Verkehrsströme auf dem Hagener Innenstadtring werden jetzt von einem digitalen Verkehrsmanagement geleitet. Am Dienstag wurde das System, das auf einer Scanner-Technologie und Bluetooth-Signalen beruht, scharf gestellt. „Wir hoffen, dass wir damit zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes beitragen können und zugleich der Verkehr flüssiger läuft“, sagte Markus Falkenroth, Fachleiter Verkehrstechnik beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH).
An insgesamt 20 Ampelanlagen entlang des Rings sowie an der großen Kreuzung am Landgericht wurden die Rot-Grün-Intervalle aufgrund der ermittelten Verkehrsbewegungen verändert. Dabei geht es oft nur um wenige Sekunden, so dass viele Autofahrer die Umstellung kaum bemerken dürften.
An zwei Stellen im Stadtgebiet behinderte die Neuregelung den Verkehr jedoch statt ihn flüssiger laufen zu lassen. So kam es in der Unterführung in Wehringhausen (ab Volkshochschule in Richtung Hauptbahnhof) sowie auf den beiden Linksabbiegerspuren am Emilienplatz zu Staus. „Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden, nur an diesen beiden Stellen haperte es“, so Falkenroth. Der WBH reagierte umgehend und schaltete ein erstes Update, das die Ampeln wieder auf die vorherigen Grünphasen stellte. Auch in den kommenden Tagen werde es sicherlich noch die eine oder andere Feinjustierung geben müssen, so Falkenroth.
Digitale Scanner-Technologie
Die digitale Scanner-Technologie wurde im vergangenen Jahr in rund 20 Ampelmasten verbaut. Im Gegensatz zu den Induktionsschleifen im Asphalt, die lediglich die Verkehrsmengen erfassen können, ist die neue Technik in der Lage, die zurückgelegten Routen der einzelnen Fahrzeuge nachzuverfolgen.
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Der Schlüssel für diese exakten Beobachtungen sind Bluetooth-Signale, die beispielsweise von Smartphones oder auch von im Auto verbauter Technologie ausgehen und an besagten 20 Messpunkten entlang des Innenstadtrings erfasst werden. Anhand dieser Daten werden Bewegungsprofile einzelner Fahrzeuge erstellt. Fußgänger und Radfahrer, die ebenfalls die Scanner passieren, können anhand der Fahrzeiten automatisch herausgefiltert werden. Die Stadt Hagen versichert, dass im Rahmen der Datenschutzbestimmungen die gemessenen Ergebnisse allesamt anonymisiert und keinesfalls an Dritte weitergegeben werden.
Ampelschaltungen quasi in Echtzeit
Während die Ampelphasen bislang nur mit Blick auf die unterschiedlichen Tageszeiten verändert wurden, soll dies ab sofort aufgrund des faktisch gemessenen Verkehrsaufkommens und der bevorzugten Bewegungsrichtungen quasi in Echtzeit geschehen. Dabei kann der Computer auf verschiedene Signalprogramme zurückgreifen, die dynamisch die unterschiedlichen Szenarien steuern. Dafür werden extra bestimmte Schwellenwerte definiert, damit das System nicht gleich bei jeder noch so kleinen sich verändernden Verkehrslage eingreift.
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Um „grüne Wellen“ hervorzurufen, werden Ampeln, wo immer möglich, im Verbund aufeinander abgestimmt und hintereinander geschaltet. Im Mittelpunkt stehe natürlich die Frage, wie die Schadstoffbelastung reduziert werden könne, so Baudezernent Henning Keune: „Vor allem in der Finanzamtsschlucht werden uns diese Optimierungen sicherlich helfen können.“
Geänderte Ampelphasen Teil der Maßnahmenpakete
Um das Diesel-Fahrverbot im Innenstadt-Bereich abzuwenden, hat die Stadt im Rahmen eines Vergleichsentwurfs zwei Akut-Maßnahmenpakete entwickelt, die bis zum Juli in den Luftreinhalteplan einfließen sollen.
Wesentliches Ziel ist es dabei, dass der geforderte EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm/Kubikmeter künftig auch am Graf-von-Galen-Ring sowie in der Finanzamtsschlucht am Märkischen Ring eingehalten wird.
Aber selbst wenn das System optimal arbeite, werde es in der Hagener Innenstadt auch zukünftig Zeiten geben, in denen der Verkehr zähflüssig laufe, so Falkenroth: „Das liegt an der Kapazität, wir sagen der Leistungsfähigkeit von Straßen. Manchmal sind diese einfach dermaßen überlastet, dass es zu Stockungen auch dann käme, wenn die Ampeln ständig Grün zeigten.“