Hagen. Die Verkehrswende hat Christian Bubolz für sich eingeleitet. Mit einem futuristisch anmutenden Rad, einem Velomobil, fährt er täglich zur Arbeit.
Manchmal halten die Autos an der Ampel extra neben ihm. Der Beifahrer blickt dann herüber, lässt die Scheibe herunter und erkundigt sich, was das denn wiederum für ein Gefährt sei.
Christian Bubolz fällt auf. Weil in einer Stadt, die radfreundlicher werden will, jeder in gewisser Weise auffällt, der sich mit einem Fahrrad mitten hinein in den Verkehrsdschungel wagt. Aber vor allem, weil dieses Fahrrad ein ganz besonderes ist, wohl das einzige seiner Art in Hagen. Christian Bubolz fährt ein Velomobil – ein Liege-Fahrrad mit drei Rädern (vorne zwei und hinten eins) sowie einer futuristisch anmutenden Kabine aus Carbon.
Elektromotor unterstützt an Steigungen
Radverkehrskonzept für die Stadt Hagen
Das Büro „Planersocietät“ hat 2018 ein 206 Seiten starkes Radverkehrskonzept für die Stadt Hagen vorgelegt.
Darin zeigen die Planer ihren Weg auf, wie Hagen ein attraktives und sicheres Radwegenetz anbieten könnte, mit dem man von Haupt-Fahrradachsen auf direktem Weg in jedes Viertel der Stadt kommt.
Die Grundidee: In Hagen gehören auf Radfahrer auf die Straße. Es soll mehr Radwege auf Schutzstreifen oder Radfahrstreifen geben. Und das nicht nur in Nebenstraßen.
„Wir brauchen einen Sinneswandel im Verkehr. Nur dann werden wir fahrradfreundlicher“, sagt Jörg Winkler, Verkehrsplaner bei der Stadt Hagen.
„Früher bin ich mit dem E-Bike zur Arbeit gefahren. Aber da hat man an regnerischen Tagen das Problem mit dem Wetter“, sagt Bubolz, der bei der Polizei Hagen im Präsidium auf der Hoheleye arbeitet und an der Stadtgrenze zu Letmathe wohnt. „Seit ich das Velomobil habe, bin ich an nur zwei Tagen mit dem Auto zur Arbeit gekommen.“
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Ansonsten strampelt Bubolz. Neun Kilometer hin, neun Kilometer zurück. Ganz entspannt. Auch, weil er selbst einen Elektromotor in sein Velomobil eingebaut hat. „Das funktioniert wie bei einem herkömmlichen E-Bike“, sagt Christian Bubolz, „bei manchen mag so was verpönt sein. Mir hilft es. Der Motor unterstützt bis 25 Stundenkilometer. Dann riegelt er ab.“
Probefahrt und Kauf in Holland
In Foren hat Bubolz nach dem Gefährt gesucht, dann schließlich einen Händler in Holland aufgetan, der ihm die Möglichkeit zu einer Probefahrt bot. „Am Ende habe ich zugeschlagen“, sagt der Hagener.
Seither sitzt bzw. liegt er in der rahmenlosen Konstruktion mit drei Rädern, umgeben von einer oranfarbenen-weißen Kunststoffhülle. „Das Gute im Verkehr ist, dass man mit dem Velomobil auffällt“, sagt Christian Bubolz, „Autofahrer halten beim Überholen einen größeren Abstand als früher, als ich noch auf dem E-Bike unterwegs war.“
Freude über Reaktion von Passanten
Bis zu 40 Stundenkilometer schafft Bubolz, der mit Klickpedalen fährt, auch dank der windschnittigen Hülle auf gerader Strecke. „Bergab hatte ich sogar mal 81 Kilometer auf dem Tacho“, so der 57-Jährige, für den die täglichen Touren gleichzeitig Sport sind. „Im Alter hat man ja schon ein paar Wehwehchen. Da muss man sehen, dass man in Bewegung bleibt.“
Diese Bewegung genießt er mindestens zweimal täglich – am Morgen und am Abend. Ebenso wie die Reaktionen der Menschen am Straßenrand. „Manche lachen, wenn ich vorbeifahre“, sagt Bubolz, „andere heben den Daumen.“ Und dann gibt es ja noch die, die ihn Fragen, was das denn für ein ungewöhnliches Gefährt sei. Vielleicht ist er ja bald nicht mehr der einzige Hagener mit einem Velomobil.