Hagen. . Der blutrünstige und skandalträchtige Künstler Hermann Nitsch zeigt seine Werke im Hagener Osthaus-Museum. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht.

Ob das eine gute Nachricht ist? Kinder unter sechs Jahren, so steht es auf dem Flyer zur Ausstellung, haben freien Eintritt. Was aber bei der Werkschau von Hermann Nitsch im Osthaus-Museum vor allem auf Fotos und in Videos zu sehen ist, dürfte kaum für Kindergarten-Kinder bestimmt sein.

Beispiel gefällig: Einer jungen Frau, die mit verbundenen Augen an einem Kreuz hängt, wird mit einem durchsichtigen Bottich Blut eingeflößt. Es rinnt über ihre Brüste ihren nackten Körper hinab.

Nitsch-Bilder in Hagen könnten für heftige Reaktionen sorgen

Hermann Nitsch vor einem seiner Bilder in Hagen.
Hermann Nitsch vor einem seiner Bilder in Hagen. © Michael Kleinrensing

Klingt verschreckend, verstörend, abstoßend. Ist aber Gegenwarts-Kunst. Und Teil einer der radikalsten und in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichsten Ausstellungen, die das Hagener Kunstmuseum je gezeigt hat. Eine Schau, die für heftigste Reaktionen sorgen könnte.

„Das ist eine Besonderheit, auch für uns“, sagt Museumsleiter Tayfun Belgin, der Nitsch aus seiner Zeit in Österreich kennt und ankündigt, am Zugang zur oberen Etage, in der blutige Fotos und Filme des sogenannten 6-Tage-Spiels zu sehen sind, Hinweisschilder anzubringen, auf denen vor der Heftigkeit der Bilder und möglichen Auswirkungen gewarnt wird.

„Orgien Mysterien Theater“

Weiteres 6-Tage-Spiel soll 2020 stattfinden

Die Ausstellung im Osthaus-Museum wird am Samstag, 1. Dezember, 16 Uhr, eröffnet. Sie ist zu sehen bis zum 3. Februar.

Für das Jahr 2020 hat Nitsch ein weiteres 6-Tage-Spiel angekündigt. Es soll jenes aus dem Jahr 1998 noch übertreffen.

„Orgien Mysterien Theater“ nennt Nitsch sein Gesamtkonzept, das Ende der 50er Jahre entstanden ist und das er bis heute verfolgt. Das 6-Tage-Spiel mit 100 Akteuren, einem 100 Köpfe starken Orchester sowie einem 80 Sänger umfassenden Chor auf Schloss Prinzendorf, das Nitschs Frau 1971 erworben hat, ist das skandalträchtige Hauptwerk des Künstlers aus Niederösterreich.

Das Spektakel rief 1998 Schauspielerin und Tierschützerin Brigitte Bardot auf den Plan. Tiere wurden auf dem Schlosshof geschlachtet, ihr Blut und ihre Innereien auf nackten Körpern verteilt. Nitsch selbst führte Regie. Die Zeitungen überschlugen sich angesichts des blutrünstigen Spektakels. Was in der Ausstellung in Hagen ebenso dokumentiert wird wie das Kunstprojekt.

Künstler ist Mitbegründer des Wiener Aktionismus

Hagen zeigt jetzt das Gesamtwerk des Mitbegründers des Wiener Aktionismus, der mit anderen Künstlern nach dem Krieg gegen die fehlende Aufarbeitung der NS-Zeit in Österreich rebellierte. Nitsch gilt als Vorreiter der Performance- und Body-Art und musste wegen der Skandale um Blut und Nacktheit in den 60ern zehn Jahre im bayrischen Exil verbringen.

„Form ist in der Kunst das allerwichtigste. Kunst hat immer mit Wahrheit zu tun. Sie muss alles Abgründige einschließen“, erklärte Nitsch selbst bei der Vorstellung seiner Schau in Hagen. Ein 80-Jähriger mit fülligem Leib, der sich nur schwerfällig bewegt, aber aufgeweckt und witzig wirkt.

Hermann Nitsch bekennt seine Liebe zur Schöpfung

Nitsch, dessen großformatige Bilder auf den ersten Blick in Teilen düster wirken, bezeichnet sich selbst als „lebensbejahenden Menschen“. „Ich liebe die Schöpfung“, sagt der Österreicher, „aber dazu gehören auch Momente des Leids, des Tragischen und die Passion.“

Außergewöhnliche Ausstellung von Hermann Nitsch

"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
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"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
"Eine Werkschau in Hagen - 80 Jahre Nitsch" im Osthaus Museum. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
Atelier Hermann Nitsch, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler./ Michael Kleinrensing
Atelier Hermann Nitsch, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler./ Michael Kleinrensing © Atelier Hermann Nitsch, Fotos von Archiv Cibulka, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler. | Atelier Hermann Nitsch
Atelier Hermann Nitsch, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler./ Michael Kleinrensing
Atelier Hermann Nitsch, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler./ Michael Kleinrensing © Atelier Hermann Nitsch, Fotos von Archiv Cibulka, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler. | Atelier Hermann Nitsch
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Atelier Hermann Nitsch, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler./ Michael Kleinrensing © Atelier Hermann Nitsch, Fotos von Archiv Cibulka, Fondazione Morra/Ernesto Mastrascusa,Martin Kitzler. | Atelier Hermann Nitsch
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