Hagen. Um während der Kurzarbeit wertvolle Fachkräfte nicht zu verlieren, sollen Hagens Firmen weiterbilden. Auch um bereit für die Zukunft zu sein.

Sowohl Hagens Arbeitsagentur-Chefin Maren Lewerenz als auch der Hagener Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) machen sich angesichts der gestiegenen Kurzarbeiter-Zahlen in Hagen dafür stark, die Kurzarbeits-Phase zu nutzen, um die Beschäftigten weiterzubilden. „Die Firmen müssen ihre Stammbelegschaft halten“, sagt DGB-Chef Marx. Angesichts des großen Fachkräftemangels würde man einmal verlorene Mitarbeiter nämlich nicht zurückkriegen. „Und es geht nicht darum, dass jeder einen Gabelstapler-Schein kriegt. Vielmehr müssen die Unternehmen sich fragen, welche Qualifikation nötig ist, wenn man künftig nicht mehr nur von der kriselnden Autoindustrie abhängig sein will.“ Es hake schlichtweg in der Personalentwicklung. Marx: „Egal, welche Antriebsart künftig gebraucht wird, es werden dafür immer Autoteile gebaut werden müssen.

Noch lange keine Krise

Maren Lewerenz, Leiterin der Arbeitsagentur in Hagen
Maren Lewerenz, Leiterin der Arbeitsagentur in Hagen © Thomas Riese

Maren Lewerenz, Chefin der Hagener Arbeitsagentur ordnet ein, dass das derzeitige Kurzarbeits-Niveau noch lange keine Krise wie 2009 darstelle. „Damals hatten wir in Hagen und EN-Kreis über 33.000 Arbeitnehmer, für die Kurzarbeit angemeldet worden war, in mehr als 1000 Betrieben.“ Heute sind es 42 Betriebe und rund 2400 Kurzarbeiter. „Heute entscheiden Unternehmen bei Auftragsrückgang auch unter dem Aspekt des Fachkräftemangels sehr bewusst und sehr zurückhaltend über die Inanspruchnahme von Kurzarbeit. Bei der Beratung informieren wir immer auch über die Möglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes mit dem Ziel, dass die Unternehmen für einen Teil ihrer Belegschaft bei Auftragsrückgängen die Zeit nutzen, um in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter zu investieren“, so Lewerenz. Gerne plane ihre Agentur gemeinsam mit dem Unternehmen die für die Mitarbeiter einerseits und für den Betrieb andererseits passenden Qualifizierungsangebote und deren Förderung. Dies stelle für ein Unternehmen auch eine gute Gelegenheit dar, sich zukunftssicher aufzustellen.

„Mein Wunsch wäre, dass die Weichenstellung noch häufiger Richtung Qualifizierung ginge.“ Auch IG-Metall-Bevollmächtigter Jens Mütze hatte sich zuletzt für Weiterbildungen während der Kurzarbeiter-Phase ausgesprochen.

Stefan Marx, Vorsitzender des DGB in Hagen.
Stefan Marx, Vorsitzender des DGB in Hagen. © Michael Kleinrensing