Hagen. Die geplante Radfahrer- und Fußgängerbrücke über die Volmemündung wird voraussichtlich auch 2020 noch nicht realisiert.

Als der ehemalige Hagener Stadtbaurat Thomas Grothe im Herbst 2016 erstmals ankündigte, dass eine 132 Meter lange Stahlbrücke über die Volmemündung errichtet werde, konnte sich seinerzeit niemand vorstellen, dass die legendäre Großbaustelle des Berliner Flughafens eher fertig werden könnte als die Hagener Metallkonstruktion.

Doch genau dieser Fall tritt jetzt ein: Während am neuen Hauptstadt-Airport tatsächlich am 31. Oktober dieses Jahres der Passagierbetrieb offiziell beginnen soll, wird es in Hagen absehbar bis Mai 2021 dauern, bis die ersten Radler im Schatten der A1 komfortabel am Zusammenfluss von Volme und Ruhr die neue Verbindung zwischen Hengstey und südlichem Harkortsee-Ufer nutzen können.

Höhere Zuschüsse sind gesichert

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Das für das Hagener Tourismus- und Freizeitangebot rund um die Ruhrseen so wichtige Schlüsselprojekt rutschte nach der Ankündigung im Stadtentwicklungsausschuss direkt auf die lange Bank. Die euphorische Hoffnung bei den Bürgern, dass die auf vier Stützpfeilern im Flussbett der Volme stehende Konstruktion bereits im Jahr 2017 verschraubt und verschweißt werden könnte, ist längst einer großen Resignation gewichen. Zwar wurde das Baum- und Buschwerk an beiden Seiten des Ufers schon vor Monaten gerodet, doch die Gründungsarbeiten für die Flussquerung lassen weiter auf sich warten. Erst am heutigen Mittwoch, so kündigt jetzt der neue Baudezernent Henning Keune an, werde zumindest die Ausschreibung für das Millionen-Projekt auf den Weg gebracht.

Dabei liegt im Hagener Rathaus bereits seit Monaten der erforderliche Bewilligungsbescheid über 2,4 Millionen Euro vor. Den Löwenanteil der Bau- und Planungskosten trägt das Land NRW, den städtischen Eigenanteil von etwa einer halben Million Euro übernimmt der Regionalverband Ruhr (RVR). Allerdings hatte der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), der die Errichtung der Brücke übernehmen soll, angesichts der anhaltenden Kostensteigerungen in der Baubranche noch einmal nachgerechnet und war zu dem Ergebnis gekommen, dass das ursprünglich angedachte Budget absehbar um etwa 300.000 Euro (+12,5 Prozent) überschritten wird. Inzwischen hat der Zuschussgeber über die Bezirksregierung in Arnsberg aber signalisiert, dass man den entstehenden Mehraufwand ebenfalls mittragen werde.

Damit steht der finanzielle Rahmen für das Projekt auf soliden Füßen. Jetzt müssen sich lediglich noch Interessenten finden, die die für Radfahrer, Jogger, aber auch Spaziergänger so reizvolle Verbindungsachse hinüber vom Laufwasserkraftwerk Hengstey zur Herdecker Straße tatsächlich bauen möchten. Nach der jüngsten Erfahrung der Stadt Hagen mit der Erneuerung der Marktbrücke des Innenstadtrings keineswegs ein Selbstläufer. „Wir rechnen mit einer Auftragsvergabe im März, so dass dann voraussichtlich ab Mai gebaut werden kann“, erwartet Keune einen Realisierungszeitraum von einem Jahr. Damit wird also auch 2020 noch kein Freizeittourist die beiden Hagener Ruhrseen großzügig umrunden können.

Weitere Wegeführung noch unklar

Die Erschließung der künftigen Baustelle wird über die Hengstey-Seite erfolgen. Der schmale Fußpfad, der schon heute entlang der Autobahn bis zur Volme führt, wird von den Baufirmen genutzt, bevor er abschließend als Fahrradweg asphaltiert wird.

Am gegenüberliegenden Ufer mündet die Brücke unweit des Ruhrverband-Geländes dann auf die Herdecker Straße, an deren Rand bereits ein arg in die Jahre gekommener und wenig zeitgemäß wirkender Fuß- und Radweg entlangführt. Die weitere Wegeführung zu den Attraktionen am Fuße des Kaisbergs soll im Rahmen der Planungen für die Internationale Gartenausstellung (IGA 2027) entwickelt werden.