Breckerfeld. Für einen Krebskranken ist er die Nadel im Heuhaufen: Timo Eggemann aus Breckerfeld hat seine Stammzellen gespendet.

Gestatten: Timo Eggemann – Lebensretter. Wenn alles gut geht zumindest.

Er will Lebensretter sein, der junge Familienvater. Seinen Teil hat er dazu beigetragen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen. Und vielleicht hilft ein Gebet. Denn für einen Blutkrebserkrankten ist der Breckerfelder die winzige Nadel im Heuhaufen. Der Entwicklungsingenieur hat seine Stammzellen gegeben, um das Leben eines anderen Menschen zu retten.

„Ich habe eine kerngesunde Tochter“, sagt Timo Eggemann, der mit seiner Frau Pia an der Epscheider Straße lebt, „wenn man bedenkt, dass es auch Kinder gibt, die an Blutkrebs erkrankt sind, dann sieht man das Leben doch mit ganz anderen Augen. So eine Spende ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Aber das ist doch nichts im Vergleich zu dem, was man damit erreichen kann.“

Abstrich mit einem Stäbchen ist der erste Schritt

Timo Eggemann und Pia Eggemann freuen sich, dass der Familienvater als Stammzellen-Spender einem Krebskranken eine Perspektive eröffnen konnte.
Timo Eggemann und Pia Eggemann freuen sich, dass der Familienvater als Stammzellen-Spender einem Krebskranken eine Perspektive eröffnen konnte. © Jens Stubbe

Rückblick: 2015 hat sich Timo Eggemann bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. „Kein großer Akt“, sagt er, „ich habe ein Stäbchen bekommen, es einmal in den Mund geschoben und den Abstrich per Post zurückgeschickt.“ Timo Eggemann, ein potenzieller Lebensretter, ist typisiert.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man als Spender dann auch in Frage kommt, ist eher gering. Lange hört Timo Eggemann nichts von der DKMS. 2017 ein erstes Mal – bis sich herausstellt, dass die Spende platzt. „Die Gründe dafür habe ich nie erfahren“, sagt der Breckerfelder, „im Grunde war auch nach einer Blutanalyse klar, dass ich in Frage komme. Aber es kann auch sein, dass sich doch noch ein geeigneterer Spender gefunden hat. Oder dass sich der Zustand des Empfängers verändert hat.“

Zweimal in der engeren Auswahl als Stammzellenspender

80 Prozent Stammzellen aus der Blutbahn

Nur ein Drittel der Patienten findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der Großteil benötigt einen nicht verwandten Spender.

Noch immer findet nach Angaben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei jeder zehnte Patient in Deutschland keinen passenden Spender.

Das ist der Grund, weshalb sich die DKMS um so viele freiwillige Stammzellspender bemüht.

In ca. 80 Prozent der Fälle werden die Stammzellen der Blutbahn entnommen. Eine Operation ist nicht erforderlich.

Bei einer Knochenmarkspende wird dem Spender unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm rund fünf Prozent seines Knochenmarks entnommen. Innerhalb von zwei bis vier Wochen regeneriert sich das Knochenmark beim Spender.

Weitere Informationen sowie Voraussetzungen für mögliche Spender finden Sie im Internet unter www.dkms.de

Vor einem Jahr dann meldet sich die DKMS ein zweites Mal. Wieder der Bluttest. Und wieder die Bestätigung: Timo Eggemann kommt als Spender in Frage. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man zweimal in die engere Auswahl kommt, ist schon sehr gering“, so der Familienvater.

Es vergeht wieder reichlich Zeit, bis sich die DKMS erneut meldet. „Anfang Oktober war das“, sagt Timo Eggemann, „und da hieß es dann, dass es jetzt schnell gehen müsse.“ Timo Eggemann kommt – wie mittlerweile die meisten Spender – für eine periphere Entnahme in Frage. Das bedeutet, dass sein Blut gespült wird, um Stammzellen zu entnehmen.

Voruntersuchung in der Kölner Klinik

Weitere Voruntersuchungen finden in einer Kölner Klinik statt. Vier Tage vorher muss sich Timo Eggemann ein Medikament spritzen, das die Stammzellenproduktion anregt. „Die Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei einer Grippe", sagt er, „man fühlt sich schlapp und müde, hat Gliederschmerzen.“ Am 14. November muss er in der Klinik sein.

„Wir haben zu sechst in einem Raum nebeneinander gelegen. In fünf Stunden laufen 21,7 Liter durch die Schläuche und Filter“, sagt Timo Eggemann. „Am Tag selbst ist man ziemlich platt. Man merkt einfach, wie der eigene Körper arbeitet und gefordert ist.“

Empfänger und Stammzellen-Spender können sich kennenlernen

Für wen genau er gespendet hat – das erfährt Timo Eggemann nicht. Nur so viel: Es handelt sich um einen Mann aus Deutschland, der älter als 30 Jahre ist und an Blutkrebs leidet. Immerhin: In drei bis vier Monaten teilt die DKMS eine Tendenz mit, ob die Spende die erhoffte Wirkung hatte. „Es liegt dann am Empfänger, ob er Kontakt zum Spender aufnehmen will“, sagt Timo Eggemann, „willigen beide ein, kann man sich sogar treffen. Ich fände das schön.“

Timo Eggemann wird jetzt zunächst für seinen Empfänger zurückgestellt. „Es kann durchaus sein, dass er meine Stammzellen noch einmal braucht“, sagt Timo Eggemann, der weiter in der Spenderdatei erfasst bleibt. „Der Aufwand ist wirklich überschaubar. Zumindest, wenn man bedenkt, worum es geht.“ Um das Leben eines Menschen.