Delstern. Samstag und Sonntag wird es richtig voll auf Gut Kuhweide. Für alle die hinfahren, gibt es die Erklärung, wie Zucht und Verkauf funktionieren.
Dirk Heimhard denkt kurz nach. Dann sagt er: „Das Wochenende, das jetzt kommt.“ Heimhard ist der Besitzer des traditionsreichen Guts Kuhweide in Delstern. Und soeben hat er die Frage beantwortet welche Zeit die sei, in der er die meisten Weihnachtsbäume verkauft. Das 20 Hektar große Areal ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für Hagener, die sich einen Weihnachtsbaum kaufen wollen. Aber wie funktioniert das Gut Kuhweide auf dem grünen Hügel in Delstern eigentlich?
Nun ja, wenn es so einfach wäre wie Dirk Heimhard das erklärt, hätte wohl jeder von uns mehrere Weihnachtsbaum-Kulturen irgendwo stehen. Es ist aber nicht so einfach. Vor allem ist die Zucht wertiger Weihnachtsbäume ein Geduldsspiel. Auf mehreren großen Parzellen (das Luftbild zeigt die unterschiedlichen Felder ganz deutlich) sind Weihnachtsbäume gepflanzt. Auch die Stellen, die aus der Luft wie Wiese aussehen, sind mit jungen Weihnachtsbäumen besetzt. „Der verkaufsfertige Baum hat am Ende sechs bis sieben Jahre bei uns gestanden“, sagt Heimhard. Für alle, die beispielsweise den Preis von 30 bis 35 Euro für eine durchschnittliche Nordmann-Tanne einordnen wollen.
Der Baum steht da nicht nur sieben Jahre rum. Er wird permanent gepflegt und beobachtet. Und zwar jede der 8000 Bäume, die nur auf einem Hektar stehen. Also insgesamt 160.000 Nadelhölzer.
Dicht und rund muss er sein
Da der perfekte Weihnachtsbaum in den Augen von Dirk Heimhard sowohl dicht als auch rund gewachsen sein muss und über keine allzu lange Spitze verfügen darf, stehen in den warmen Monaten Formschnitte an. Landet mal ein Vogel auf den jungen, zarten Spitzen eines Bäumchens und knickt sie ab, wird die angeknackste Spitze kupiert und werden im gleichen Arbeitsgang die Seitentriebe gestutzt. Eine zigtausendfache Detailarbeit, damit Hunderte Hagener Familien knapp zwei Wochen eine schöne Tanne im Wohnzimmer stehen haben, die anschließend auf einen Schulhof gezerrt wird. Das Ende der siebenjährigen Zucht ist irgendwie unromantisch.
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Eine knallharte Handarbeit über das gesamte Jahr
Angesichts der Zahlen muss man den Eindruck gewinnen, dass Dirk Heimhard und seine Frau Traute auf einer wahren Goldgrube sitzen. Weihnachtsbäume werden schließlich jedes Jahr gekauft und wenn man 160.000 Stück davon hat und laut Dirk Heimhard jedes Jahr 10.000 Stück davon verkauft, dann kann man sich bei einem Durchschnittspreis von 25 bis 35 Euro pro Baum ja ausrechnen, wie viele Euros die Heimhards so einnehmen. „Wir haben schon ein gutes Auskommen“, sagt Dirk Heimhard. Aber das sei letztlich auch nur die Oberfläche.
Und das darf man getrost glauben. Denn das Leben als Waldbauer (in der oben stehenden Grafik sieht man, wie viele Waldflächen die Heimhards noch besitzen) ist ein Fulltime-Job. Und die Heimhards sind zu zweit. In der Hochphase im November und Dezember werden sie von Saisonkräften unterstützt.
Von Hand werden 45.000 neue Bäume rund um Gut Kuhweide im Frühjahr in die Erde gebracht. Die etwa drei bis vier Jahre alten Pflanzen, die von Baumschulen vorgezüchtet werden, recken sich dann erstmal 15 bis 30 Zentimeter aus dem Gras der Kulturflächen.
Die Wege zwischen den gesetzten Pflanzen sind genau so breit, dass Dirk Heimhard auf einem Aufsitzrasenmäher hindurchfahren kann.
„Von 100 Bäumen schaffen es 50 nicht in den Verkauf“, erklärt Dirk Heimhard somit eine 50-prozentige Verlustquote. Die ausrangierten Bäume werden zu Grünschnitt oder Dünger verarbeitet.
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An diesem Adventswochenende laden die Heimhards wieder zum romantischen Weihnachtsmarkt in der Gutshof-Atmosphäre ein. „Man kann hier einfach eine schöne Zeit verbringen. Erstmal egal, ob man auch einen Weihnachtsbaum kauft“, sagt Dirk Heimhard, dessen Großvater Ende der 40er-Jahre die erste Weihnachtsbaumkultur an der Kuhweide pflanzte.