Sundern/Düsseldorf. . Unter dem Namen “Happy Tree“ verleihen zwei Jungunternehmer aus Düsseldorf Weihnachtsbäume. Im Sauerland aber löst das Geschäftsmodell Skepsis aus.
- Zwei Jungunternehmer aus Düsseldorf liefern das Weihnachtsgrün zum Fest und holen es anschließend wieder ab, um es im nächsten Jahr erneut zu vermieten.
- Rund 1000 Bäume im Topf vermietet.
- Sauerländer Tannenhöfe reagieren skeptisch auf die Geschäftsidee.
Es ist ein glanzvoller Auftritt mit viel Aufmerksamkeit, aber er währt nicht lange: Die Tage für Weihnachtsbäume sind begrenzt. Kaum aufgestellt und geschmückt, wird die Ständerware wieder abgeschmückt und landet draußen, am Sammelplatz an der Straße, zur Abfuhr. Das wollen zwei Düsseldorfer Jungunternehmer ändern: Sie bieten an, den Tannenbaum im Topf übers Fest zu mieten. „Happy Trees“, also glückliche Bäume, haben sie ihr Unternehmen genannt. Eine Geschäftsidee, die bei den Weihnachtsbaumhöfen im Sauerland auf Skepsis stößt.
Wer auf die Internet-Seite von „Happy Tree“ klickt, fühlt sich ein bisschen an einen Möbelriesen aus Schweden erinnert: Der Kunde wird konsequent geduzt. Auch haben die Baummodelle Namen: „Tanneliese“ ist demnach mit 1,25 bis 1,50 Meter Größe das Nesthäkchen; „Thorwald“ mit bis zu 2,25 Metern der Riese. Dazwischen liegen „Waldemar“ und „Baumgard“; die Preisspanne reicht von 65 bis 80 Euro, inklusive Lieferung.
Experte glaubt ,"Idee ist kaum umsetzbar"
Ihren Service bietet Happy Tree im zweiten Jahr an; die Zahl der Städte ist von zwei (Düsseldorf, Köln) im Vorjahr auf jetzt 12 gestiegen, darunter Dortmund, Wuppertal und Essen.
„Die Idee klingt gut, ist aber kaum umsetzbar“, urteilt Eberhard Hennecke, Sprecher der Fachgruppe Weihnachtsbaumproduktion im Landesverband Gartenbau aus Sundern. Er bezweifelt, dass die Idee der Nachhaltigkeit auf Dauer funktioniert: „Im warmen Wohnzimmer beginnen die Bäume mit der Knospenbildung. Später, wenn der Baum wieder in eine Schonung zurückgepflanzt ist und es Nachtfröste gibt, gehen die Knospen kaputt“. Im schlimmsten Fall überstehe der ganze Baum die Umstellung von warm auf kalt nicht; Hennecke rechnet mit einer ziemlichen Verlustrate. Sein Fazit: „Ein Geschäftsfeld kann ich darin nicht erkennen.“
Stetes Umpflanzen und Umtopfen schadet den Bäumen
Ganz ähnliche Bedenken hat auch Philip Teipel vom gleichnamigen Tannenhof in Plettenberg, dessen Weihnachtsbaumkulturen im Märkischen und Hochsauerlandkreis wachsen. Seine Bedenken: Vom „Wuchs und Aussehen qualitativ hochwertige Bäume“ dürften durch das stete Umpflanzen und -topfen kaum zu erzielen sein. Teipel macht zudem noch eine andere Rechnung auf: „Die eingetopften Weihnachtsbäume werden angeliefert und wieder abgeholt, dabei wird Sprit verfahren. Wie sieht da wohl die CO2-Bilanz aus?“
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„Der Aufwand ist groß und die Bäume sind vergleichsweise teuer“, urteilt Dirk Heimhard vom Hof Kuhweide in Hagen. Auch er schätzt die Überlebensrate der Bäume nicht sehr hoch ein.
„Abwarten, ob sich das Modell durchsetzt“, sagt Stefan Schulte-Wiese aus Bestwig, der pro Jahr an die 200.000 Weihnachtsbäume verkauft. Der Forstwirtschaftsmeister gibt zudem zu bedenken, „dass jeder Baum, der für Weihnachten produziert wird, irgendwann sowieso gefällt wird. Spätestens, wenn er über die Zimmerhöhe hinausgewachsen ist“.
Ganz ohne Erfolg scheint das Düsseldorfer Duo hinter Happy Trees, Sebastian Schönfeld und Jan Wehmeyer, nicht gewesen zu sein: Jüngst meldete die Internetseite für alle Baumgrößen „leider ausverkauft“. In Zahlen bedeutet das: „Rund 1000 Bäume sind vermietet“, berichtete Sebastian Schönfeld über das Saisongeschäft – und ließ keinen Zweifel, dass es im nächsten Jahr weiter gehen soll mit den Miet-Tannen im Topf.