Hohenlimburg. Heute vor 60 Jahren wurde die Bronzestatue „Warmwalzer“ an der Stennertbrücke eingeweiht. Warum die Statue nicht mehr wegzudenken ist

Er beobachtet täglich das Geschehen an Bentheimer Hof und Stennertbrücke: Kaum eine Statue in Hohenlimburg ist so im Stadtbild verankert wie der „Warmwalzer“. Am 12. Dezember 1959, heute vor 60 Jahren, wurde das Kunstwerk an die damals eigenständige Stadt Hohenlimburg übergeben.

Die Basis

Am Anfang der Geschichte steht ein hellgraues Cabriolet. Denn dieses rollte am 30. Mai 1959 als erstes Fahrzeug über die frisch eingeweihte Stennertbrücke – „Hohenlimburgs Lebensader“, wie diese Zeitung damals schrieb.

Damals war die Stadt Hohenlimburg im Aufbruch und strebte Richtung Moderne. Der Putz am Rathausgebäude war noch frisch, es war erst knapp drei Jahre alt, und die Stennertbrücke ersetzte mit ihrer schlanken Architektur eine baufällige Bogenbrücke.

„Als dann die neue Brücke nahezu fertig war, kam in der Stadt die Idee auf, dass dort ein Kunstwerk hin muss“, so Widbert Felka, Vorsitzender des Heimatvereins Hohenlimburg. Ein Kunstwerk an der „Lebensader Hohenlimburgs“, die damals vor allem wegen ihrer Industriebetriebe stark pulsierte. So war es für Hohenlimburg naheliegend, dass dieses Kunstwerk aus der Walzindustrie kommen musste.

Als Impulsgeber für den „Warmwalzer“ ist der damalige Stadtdirektor Albert Müller überliefert, der sich mit seiner Idee an die Hoesch-Werke wandte. „Die Hohenlimburger haben sich immer mit Hoesch identifiziert“, so Felka. Das Unternehmen finanzierte das Projekt.

Die Statue

Es war jedoch kein Hohenlimburger, der letztlich Modell stand für die Bronzestatue, sondern ein Oestricher: Willi Straet. Warum hat sich der Bildhauer gerade für ihn entschieden? Überlieferte Gründe gebe es nicht, sagt Felka und schiebt dann ein paar nahe liegende Erklärungen hinterher. „Es brauchte jemanden, der von seiner Statur her passte, der bereit war, sich öffentlich zu präsentieren“, so Felka, „und der Geduld hatte.“

Denn ab April 1959 musste Willi Straet jede Woche Modell stehen, ein bis zwei Stunden lang, über sieben Monate. „Ein nervöser Mensch wäre dafür nicht geeignet gewesen.“ Dass Willi Straet jede Woche für ein paar Stunden seinen Arbeitsplatz verließ, sorgte bei den Kollegen im Oeger Warmwalzwerk für Unmut. „Später wurden die Termine auf den arbeitsfreien Samstag verlegt.“

Mit einem Festakt am 12. Dezember 1959 übergab dann der damalige Hoesch-Direktor Herbert Severing die Bronzestatue an die Stadt Hohenlimburg. Für die Kleinstadt auch deshalb ein besonderer Tag, weil es das erste größere Kunstwerk in der Stadt war. „Hohenlimburg war seit jeher eine Arbeiterstadt – mit Kunst hatten die Menschen nie so viel am Hut“, sagt Felka. Mit dem Warmwalzer änderte sich dies: Zwei Jahre später wurde das Denkmal des Kaltwalzers auf der anderen Uferseite enthüllt, wieder zwei Jahre später begrüßte man die Skulpturen „Brüderchen und Schwesterchen“ im Lennepark.

Das Wahrzeichen

Was damals Sinnbild der Moderne war, steht heute für Tradition und ist fest im Hohenlimburger Stadtbild verwurzelt, wie Kommentare in einer Umfrage auf Facebook belegen: „Kein Bürger unserer Stadt würde freiwillig auf die eine oder die andere Figur verzichten“, so Hans-Joachim Klöpping über den Warm- und Kaltwalzer an der Stennertbrücke. „Sie gehören wie das Schloss oder der Bentheimer zu den Wahrzeichen Hohenlimburgs.“

Nach 60 Jahren verbindet sich auch die ein oder andere schöne Kindheitserinnerung mit dem Warmwalzer, wie die von Katharina Flick vom Heimweg aus der Schulzeit. „Ich bin zur Heideschule gegangen und wir haben zu der Zeit in der Innenstadt gewohnt. Ich bin zu Fuß gegangen und er war das Zeichen, dass ich bald da bin.“