Hagen/Breckerfeld. Die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt gegen einen katholischen Priester, der Kinderpornografie besessen haben soll. Das Bistum Essen reagiert.

Die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt gegen einen 55-jährigen Priester des Bistums Essen wegen des Verdachtes des Besitzes von Kinderpornografie. Das bestätigte ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage der WP. Der Tatort liege im Zuständigkeitsbereich der hiesigen Staatsanwaltschaft. Der erstreckt sich von Hagen über große Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises und des Märkischen Kreises. Darüber hinaus wollte die Strafverfolgungsbehörde keine weiteren Angaben zu dem Fall machen.

Das Bistum selbst ist am Freitag mit dem Vorfall an die Öffentlichkeit gegangen: Der katholische Geistliche soll sich demnach entsprechende Dateien aus dem Internet auf seinen Computer geladen haben. Im Rahmen der Ermittlungen war am Donnerstag auch die Wohnung des Beschuldigten durchsucht worden, um mögliches Beweismaterial sicherstellen zu können.

Bistum stellt Priester bis auf weiteres frei

Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen nach einem Hinweis des Bistums Essen aufgenommen – das bestätigen sowohl das Bistum als auch die Staatsanwaltschaft. „Nach der Bischöflichen Verfahrensordnung des Bistums Essen bei Missbrauchsfällen wurde der beschuldigte Priester von seinem Dienst freigestellt“, so ein Sprecher des Bistums. „Bis auf Weiteres sind ihm alle priesterlichen Dienste untersagt.“

Während der größte Teil Hagens zum Bistum Paderborn gehört, ist das Bistum Essen für den Hagener Süden (Dahl, Priorei, Rummenohl) und Breckerfeld zuständig. Die Orte gehören zum Dekanat Altena-Lüdenscheid.

Missbrauchsfälle in der Vergangenheit im Dekanat

Hier hatte es schon zuletzt Schlagzeilen wegen Fällen sexuellen Missbrauchs in den vergangenen Jahren gegeben. Demnach hatte es zwischen 1946 und 2014 in dem Dekanat acht Missbrauchs-Fälle gegeben, die in den Kirchen-Dokumenten aktenkundig waren, aber nicht bei Polizei und Staatsanwaltschaft angezeigt worden waren. Begangen worden sein sollen sie durch zwei Priester, ein Mitglied einer katholischen Ordensgemeinschaft sowie drei Mitarbeiter der Jugendarbeit.

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Zudem hatten Recherchen der Lüdenscheider Nachrichten zuletzt ergeben, dass ein Priester, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden war (die Taten sollen aus den 1960er- und 1980er-Jahren stammen und sich im Ruhrgebiet ereignet haben), vom Bistum Essen in das Dekanat abgestellt worden war – ohne die Gemeinde vor Ort über die Hintergründe zu informieren.

Das damalige Verhalten hat eine Bistumssprecher jetzt auch eingeräumt. Das habe den damals geltenden internen kirchlichen Regeln entsprochen. Die seien heute aber anders. Und so hat in dem aktuellen Fall, in dem es um den Verdacht des Besitzes von Kinderpornographie geht, das Bistum nun von sich aus die Initiative ergriffen und die Öffentlichkeit informiert.