Delstern. Ganze Generationen hat der Garten von Familie Bohr heranwachsen sehen. So schön, so harmonisch und so einfach kann das Familienleben sein.

Der Garten ist das Wohnzimmer von Rüdiger und Erika Bohr. Er ist das Familienzimmer. Ganze Generationen hat er heranwachsen sehen, die Kinder tollten zwischen den Sträuchern, kickten auf der kleinen Rasenfläche, fütterten die Fische im Teich, spielten im Sandkasten, zelteten, versammelten sich am Lagerfeuer. Und die Erwachsenen sahen ihnen zu und freuten sich.

So einfach, so schön kann das Familienleben sein.

Rüdiger Bohr zieht Mangold.
Rüdiger Bohr zieht Mangold. © WP Hagen/Heuel | Hubertus Heuel


„Wir sind eigentlich jeden Tag hier draußen“, berichtet Erika Bohr (65): „Von morgens bis abends. Ganze Urlaube haben wir hier verbracht.“

Die Parzelle ist 347 Quadratmeter groß und gehört zur Kleingartenanlage Volmeburg in Delstern. Gepachtet hat sie vor 52 Jahren der Vater von Rüdiger Bohr (68), dann hat sie der Sohn übernommen, und er hofft nun, dass er sie dereinst an eines seiner drei Kinder weitergeben wird.

Denn sie sind ja alle groß geworden in diesem Garten, noch heute besuchen sie ihre Eltern regelmäßig und bringen die fünf Enkel mit. „Unser Garten ist nach wie vor ein Stück Familie“, sagt Erika Bohr.

Ringelnatter auf der Jagd

Doch wie ein Wohnzimmer geputzt, so muss ein Garten gehegt und gepflegt sein. Freilich hat Erika Bohr die Tätigkeit in Blumen- und Gemüsebeeten noch nie als Arbeit empfunden, sondern stets als willkommene Abwechslung.

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Nur beim Säubern des Teichs beschleicht sie bisweilen ein mulmiges Gefühl, denn eine Ringelnatter kriecht auf der Jagd nach Amphibien gern am Saum des Gewässers umher. Ihr Mann („Welche Frau mag Schlangen schon gern?“) ist da weniger zimperlich, Rüdiger Bohr hat den Teich samt Pumpe für einen kleinen Bachlauf, in dem das Wasser mit Sauerstoff angereichert wird, vor 16 Jahren angelegt.

Frösche und Molche haben sich von allein eingestellt, Goldfische und Kois hat Bohr selbst eingesetzt. Wenn es auf den Winter zugeht, halten sich die Fische vorwiegend auf dem Grund des Gewässers aus. Ein über die Wasserfläche gespanntes Netz schützt die Tiere vor Laub und Reihern, die andernorts schon ganze Zierteiche leergefischt haben.

55 Parzellen


Der Kleingartenverein Volmeburg in Delstern wurde 1960 gegründet. Ihm gehören derzeit 55 Parzellen an.
Eine Windmühle war jahrelang das Wahrzeichen der Kleingartenanlage. Sie wurde jedoch vor einigen Jahren demontiert.

Und natürlich dient der Garten auch der Ernährung, sogar die Enkelkinder behaupteten, berichtet Rüdiger Bohr, dass Gemüse frisch aus dem Garten viel besser schmecke als aus dem Supermarkt. Und das soll schon etwas heißen. Bohrs ziehen viel Salat, aber auch Grünkohl, Kartoffeln, Möhren, Mangold, Bohnen, Wirsing, Porree und Sellerie; im Gewächshaus, das jetzt am Ende der warmen Tage leer steht, Tomaten und Gurken. Nur mit dem Rosenkohl will es nicht so recht klappen, sagt Rüdiger Bohr ein wenig ratlos: „Ich weiß nicht, ob das mit der Beschaffenheit des Bodens zusammen hängt.“

Keine Chemie

Die Schnecken werden in der Abendzeit abgesammelt, auf Blaukorn verzichten Bohrs ganz bewusst: „Keine Chemie.“ Gedüngt werde ausschließlich mit Pferdemist, Brennessel-Jauche und Hornspänen.

Rüdiger und Erika Bohr: Der Garten gehört zur Familie.
Rüdiger und Erika Bohr: Der Garten gehört zur Familie. © WP Hagen/Heuel | Hubertus Heuel


Es sei so schön im Garten, sagen die Eheleute und die Vergangenheit zieht herauf und vermischt sich mit dem Heute: „Die Natur, die frische Luft, die Kinder.“

Und ja, der Rasen wird nicht mehr zum Kicken benötigt, mitten auf der grünen Fläche haben Rüdiger und Erika Bohr deshalb ein Apfelbäumchen gepflanzt. Der erste Versuch ging schief, weil Mäuse die Wurzeln abknabberten. So wurde der Baum aus dem Garten weggetan und durch ein neues Bäumchen ersetzt, dessen Wurzelwerk Rüdiger Bohr mit einem Drahtgeflecht vor den Nagern schützt.

Und ja, den Sandkasten hat Rüdiger Bohr inzwischen demontiert, weil die Enkel über das Spielen mit Schüppchen und Eimerchen hinaus sind. Aber vielleicht wird man ja dereinst wieder einen Sandkasten benötigen, wenn eine weitere Generation hinzugekommen ist. . .


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