Hohenlimburg. Der Tipp eines Försters zeigt bei einigen wildschweingeplagten Hohenlimburgern bereits Wirkung. Aber sind Schwefel-Linsen das beste Mittel?

Wenn heute im Umweltausschuss möglicherweise beschlossen wird, dass der Einsatz sogenannter Repellents, also Vergrämungsmittel, gegen Wildschweine in Wohngebieten in Hagen geprüft werden soll, dann steht ein Mittel besonders im Fokus der Diskussion.

Es geht um Schwefel-Linsen. Einige Hohenlimburger sind dem Tipp des fürstlichen Försters Michael Sommer gefolgt und erzielen bereits erste Erfolge in den von Wildschweinen geplagten Gebieten in Hohenlimburg.

Horst Künkel lebt im Burgweg in Elsey. Immer wieder graben sich Schweine in seinen Garten vor. Vergangenen Donnerstag gruben sie sich unter einem Maschendrahtzaun durch. Künkel will einen neuen und wildschweinsicheren Zaun montieren lassen. Doch er berichtet, wie ausgebucht Zaunbauer angesichts der Wildschweinplage aktuell seien.

Wildschwein mit mehreren Schüssen getötet

Im September war der Hagener André de Matthies in der Hagener Innenstadt von einem Wildschwein angegriffen worden. Für den Bruchteil einer Sekunde war André Matthies starr vor Schreck, hatte sich am Goldberg in seiner Garage versteckt und konnte sich so gerade vor einem Wildschwein retten, dass wenige Meter vor ihm stand.

„In Wohngebieten ist die Jagd gesetzlich verboten. Das wäre auch viel zu gefährlich. Querschläger zum Beispiel könnten jemanden treffen“, sagt der städtische Förster Martin Holl. Die Wildschweine wüssten instinktiv, dass der Goldberg ein befriedeter Bezirk sei, deshalb fühlten sie sich dort so wohl. Auch den Einsatz von Gift oder Fallen weist Holl zurück: „Das wäre ja Wahnsinn.“

Mit mehreren Schüssen haben Polizisten am 1. März 2016 in einem Lottoladen in der Hagener Innenstadt ein Wildschwein getötet.

Das Tier war durch den Hagener Stadtgarten in Richtung Innenstadt gerannt, dort in Panik geraten und hatte schließlich das kleine Ladenlokal völlig verwüstet. In dem Lottoladen wurde es dann erlegt.

„Ich bin dann dem Tipp des Revierförsters gefolgt“, sagt Künkel. Schwefel-Linsen. Im Raiffeisenmarkt besorgte er sich einen 25-Kilo-Sack für 38 Euro. Tipp des Verkäufers: Die Schwefel-Linsen anfeuchten, damit sie einen noch übleren, noch vergrämenderen Geruch verbreiten. „Ich setze die Linsen erst ein paar Tage ein“, sagt Künkel. „Aber ich beobachte, dass die Tiere fernbleiben.“

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Ein von Wildschweinen umgepflügter Garten am Goldberg in Hagen.
Ein von Wildschweinen umgepflügter Garten am Goldberg in Hagen. © WP

Nur teilweise erfolgreich

Das ist auch bei Günter Schnicker am Hierseier Weg so. Die Wildschweine hatten sich jahrelang seinen Garten rabiat vorgenommen. Nachdem er die Schwefel-Linsen ausstreute, beobachtete er, wie sich die Tiere wieder näherten, dann aber von seinen Wiesen abließen. Sind die Linsen also die Waffe im Kampf gegen die Wildschweinplage, nach der in Hagen so dringend gesucht wird?

„Nur teilweise“, sagt Förster Michael Sommer. „Teilweise funktionieren die Linsen und teilweise nicht. Es hat viel damit zu tun, was die Schweine unter dem jeweiligen Rasen suchen. Oft ist das die Larve der großen Wiesenschnake, die im Volksmund als „Schneider“ bekannt ist. Sie wirkt wie eine Praline für die Schweine und ihre Anziehungskraft kann letztlich dafür sorgen, dass die Schweine irgendwann resistent gegen den Schwefelgeruch sind.“

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Pilzsammler sind das Problem

Wegen der sehr milden Temperaturen wimmele es im Wald nur so vor Ungeziefer, das beste Nahrungsquelle für die Schweine sei. Darunter auch Mäuse, deren Nester die Wildschweine ausgraben. Die Beute wirkt als eine enorme Proteinspritze – und Protein ist der Reproduktionsträger Nummer eins.

„Durch die besondere Biotop-Struktur rund um Hohenlimburg bleiben die Tiere dazu die meiste Zeit im Wald. Auf ehemaligen Kyrill- und Sturmschadenflächenentstehen Dickungen, in denen wir uns unheimlich schwer tun, mit dem Gewehr ein Packende zu finden. Dazu kommt, dass Pilzsammler gerade in Hundertschaften durch die Wälder ziehen und das Wild beunruhigen. Das sorgt letztlich dafür, dass die Tiere sich in Wohngebieten am sichersten fühlen.“ Genau das erleben viele Hohenlimburger. Beispielsweise in Oege oder in Elsey.