Hohenlimburg. . Jahre und Jahrzehnte erfreute sich Günter Schnicker an der unberührten Natur im Wesselbachtal. Doch seit dem 8. November 2015 ist hier die Sau los.

Hier, am Ende des Hierseier Weges im ruhigen Wesselbachtal, schaute höchstens Mal ein Reh oder ein Hase in seinen Garten, oder es kringelte sich eine Ringelnatter auf der Terrasse. Und ab und an tauchte auch ein Wildschwein auf. Ab und an.

Doch das ist seit dem 8. November des vergangenen Jahres ganz anders. Seit dieser Zeit ist nämlich sprichwörtlich die Sau los. An jenem frühen Sonntagmorgen stand ein Überläufer auf der Wiese. So nennen die Fachleute ein junges Wildschwein, das etwa ein Jahr alt ist. Dieses buddelte mit seiner Wühlscheibe nach Nahrung. Würmer und Engerlinge stehen bekanntlich ganz oben auf dem Speiseplan der Schwarzkittel.

Kleine Leckerbissen

Offenkundig schmecken die kleinen Leckerbissen am Hierseier Weg besonders gut. Von Stund’ an kommen die schwergewichtigen Borstenviecher mit einer solchen Regelmäßigkeit, dass es Günter Schnicker die Zornesröte ins Gesicht treibt. Seit Monatsanfang ist seine rund 800 Quadratmeter große Wiese hinter seinem Haus komplett umgepflügt und sieht aus wie der oft zitierte Kartoffelacker. Nur, dass Günter Schnicker keine Kartoffeln anpflanzen möchte.

Deshalb hat er bereits seit Wochen versucht, Kontakt zum städtischen Förster Michael Knaup zu bekommen, denn dieser hatte im November im Gespräch mit dieser Zeitung betont, allen Wildschweingeschädigten mit Rat zur Seite stehen zu wollen.

Und auch vom in Wuppertal beheimateten Jagdpächter hat er bislang wenig hilfreiche Antworten erhalten. Stöcke mit Urin zu benetzen und diese aufzustellen, ist ein Ratschlag; übel riechende Wildschwein-Stopp-Tinktur auf kleine Stoffstückchen, die auf Alufolie aufgeklebt sind, zu kippen, ist ein weiterer.

Verrückte Lösung

Und letztlich bliebe noch die ganz große, aber irgendwie total verrückte Lösung. Nämlich rund 100 Zentimeter hohe grobmaschige Bauzäune aus Stahl 20 Zentimeter tief ins Erdreich einzubetonieren, damit die Viecher nicht mehr aufs Grundstück gelangen können.

Bei der Größe des Grundstücks ein kostenintensiver und kaum zu realisierender Vorschlag. „Unlängst hat ein Wildschwein am frühen Morgen auf dem Hierseier Weg gestanden. Dann kommen die Tiere von der anderen Seite“, hält Schnicker von dieser Idee nichts.

Was bleibt also zu tun?

Klaus Buhl, erfahrener Förster des Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg, rät den Hierseier-Weg-Anwohnern, ihre Grundstücke mit Strom zu schützen. „Ein Litzenzaun kostet nicht viel. Diesen kann man an eine Batterie anschließen oder ans Stromnetz. Wenn die Sauen einen gewischt kriegen, kommen die nicht wieder.“

Allerdings räumt Buhl ein. „Die Tiere sind unglaublich schlau. Sie merken sich das, wenn es irgendwo etwas Leckeres gibt.“

Strom fließen lassen

Das heißt für Günter Schnicker, zumindest in den Wintermonaten den Strom kontinuierlich um sein Grundstück fließen zu lassen. Damit den wilden Schweinen der Appetit vergeht.....

All das, was er auch machen wird, muss er allerdings aus der eigenen Tasche finanzieren. Klaus Buhl: „Entschädigung für Wildschweinschäden gibt es nämlich nur für landwirtschaftlich genutzte Flächen, nicht für Privatgrundstücke.“