Hagen. Der Borkenkäfer hat im Hagener Forst bereits erschreckende Spuren hinterlassen. Und die Forstleute befürchten: Es wird noch schlimmer.

Großen Optimismus vermag Hans-Joachim Bihs beim Blick in die Hagener Wälder kaum zu versprühen. Der anhaltende Borkenkäferbefall vorzugsweise in den Fichten-Beständen, der die Nadelhölzer in kürzester Zeit absterben lässt, hat das Gesicht des 1800 Hektar großen Stadtforstes in den vergangenen beiden Jahren erheblich verändert. „Was uns angesichts der katastrophalen Entwicklung bleibt, ist Schadensbegrenzung zu betrieben“, betont der Vorstand des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH), dass seine Forstleute bereits am Anschlag arbeiten. „Allerdings befürchten wir, dass es nächstes Jahr noch schlimmer wird.“

Nasslager ohne Effekt

Von der in der Hagener Politik geborenen Idee, die Borkenkäfer-Stämme aus den städtischen Wäldern, aber auch aus den Beständen der privaten Waldbesitzer in einem Nasslager zu sammeln, um sie zu einem späteren Zeitpunkt etwas wirtschaftlicher vermarkten zu können, hält Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Hagener Wirtschaftsbetriebes (WBH), wenig.

„Das Käferholz hat keinen hohen Wert mehr und wird durch eine langfristige Lagerung auch nicht besser“, glaubt der WBH-Chef nicht an nennenswert besser Preise, die sich mit den Stämmen erzielen ließen.

Ein Nasslager, wie es beispielsweise nach dem Orkantief Kyrill am Ufer der Hengsteysees einmal eingerichtet wurde, sei nur bei gesunden Stämmen sinnvoll, die noch einen hohen Wert hätten.

Der Grund sind die auch in diesem Sommerhalbjahr viel zu geringen Niederschläge, die dem Borkenkäfer in die Karten gespielt haben. Dadurch kommt es nämlich zu der fatalen Konsequenz, dass die schädlichen Insekten nicht verpilzen und den Fichten obendrein die Feuchtigkeit fehlt, um durch Ausharzen natürlichen Widerstand gegen die Tiere leisten zu können. Der Hagener Wald war ohnehin schon geschwächt in die Saison 2019 gegangen, weil die Wasserspeicher in den Böden durch den Super-Sommer 2018 ausgelaugt waren. Und auch in diesem Jahr reichte der bisherige Regen kaum aus, um die Defizite auszugleichen.

Borkenkäfer mit Frostschutz

Die Borkenkäfer-Katastrophe hat in den Hagener Wäldern bereits erhebliche Spuren hinterlassen. 
Die Borkenkäfer-Katastrophe hat in den Hagener Wäldern bereits erhebliche Spuren hinterlassen.  © WP | Michael Kleinrensing

Stattdessen haben sich die Borkenkäfer auch 2019 überreichlich vermehrt und ziehen mit einer noch gewaltigeren Population in die Saison 2020. Daran dürfte auch ein eiskalter Winter wenig ändern. Besonders im Käferstadium, und als solcher überwintert er, zeichnet sich der Borkenkäfer durch eine große Winterfestigkeit aus, indem er bereits ab Herbst in relativ hohen Konzentrationen quasi als Frostschutzmittel Zucker produziert. Minus 25 Grad sind für ihn kein Problem. Schwieriger wird es hingegen für den Schädling, der sich vorzugsweise in Wurzelstöcken oder im Bodenstreu aufhält, wenn der Winter mild und patschnass ausfällt.

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Die städtischen Forstleute sind derweil damit voll ausgelastet, die befallenen Fichtenbestände umzulegen und das Holz aus dem Wald zu schaffen. Vor allem Bäume, die in gesunden Populationen braun werden, müssen zügig weg, bevor die Käfer überspringen. Allerdings lässt sich angesichts der im Keller befindlichen Preise mit den Stämmen kein wirtschaftlicher Erfolg mehr erzielen lässt. „Wir haben in diesem Jahr bislang 7000 Festmeter Holz eingeschlagen – 1000 waren regulär geplant“, skizziert Bihs das Ausmaß der anhaltenden Borkenkäfer-Katastrophe. Allerdings betont der WBH-Chef auch, dass der Waldumbau in Hagen bereits seit Jahrzehnten laufe: „Die Baumarten ändern sich und eine Naturverjüngung findet längst statt.“

Natur lässt Bäume zurückkehren

Deshalb plant der WBH aktuell lediglich für größere vom Fichtensterben befallene Flächen eine systematische Wiederaufforstung. Dann allerdings mit Borkenkäfer-resistenten Bäumen wie beispielsweise Eichen, Douglasien, Esskastanien oder auch Küstentannen. „Allerdings haben wir bislang noch kein Förderprogramm gefunden, das passt.“ Bei kleineren Flächen, die inzwischen einen viel intensiveren Lichteinfall bis zum Waldboden zulassen, sollen sich die Baumarten auf natürlichem Wege ansiedeln. „Dort müssen wir am Ende nur das wegnehmen, was wir nicht haben wollen“, möchte Bihs nicht ausschließen, dass an manchen Stellen sich auch die Fichte in Zukunft in Hagen noch wohlfühlt.

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Ansonsten bleiben die Skelette der nach Borkenkäferbefall abgestorbenen Bäume zunächst einmal stehen. Die Schädlinge sind dort längst verschwunden und haben sich längst nach frischen Hölzern umgesehen. Ansonsten gehen von den Stämmen, deren Nadeln den Waldboden bedecken, zunächst keine größeren Gefahren aus. „Ich stehe für den Erhalt des Hagener Waldes“, möchte Bihs trotz des zum Teil deprimierenden optischen Eindrucks eine Endzeitstimmung rund um den Stadtwald vermeiden. „Wir werden auch in Jahrzehnten noch einen Stadtwald haben, weil die Hagener Förster sich schon seit Generationen kontinuierlich um die Waldverjüngung kümmern.“