Breckerfeld. In Bonn protestieren tausende Bauern gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Mit dabei ist eine Delegation aus Breckerfeld.
Die Anfahrt war ebenso lang wie ungewöhnlich. Das Bild, das sich Heiner Born und weiteren Landwirten aus Breckerfeld bot, beeindruckend. „Das ist einfach gewaltig, was in solch einer kurzen Zeit zusammengekommen ist“, erklärt der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld.
Mit einer 15-köpfigen Delegation aus Breckerfeld ist Born am frühen Montagmorgen nach Bonn gereist, um gegen das geplante Agrarpaket der Bundesregierung zu protestieren. Nicht in einem Bus sind die Landwirte gefahren. Die Bauern haben sich mit ihren Traktoren durch das Bergische Land auf den Weg in die ehemalige Bundeshauptstadt gemacht.
Langer Konvoi rollt über die Landstraße 528
220 Fahrzeuge umfasste der Konvoi, als er er über die Landstraße 528 von Hagen aus kommend durch Zurstraße und Breckerfeld bis Branten fuhr. „Zwei Hundertschaften aus Münster haben die Landwirte begleitet und Kreuzungen gesperrt“, so Sonja Wever, Sprecherin der Kreispolizei in Schwelm. „Lokale Einsatzkräfte haben den Konvoi in der Selbecke in Empfang genommen und bis zur Stadtgrenze in Halver begleitet.“
Um 3 Uhr morgens – so der Plan der Breckerfelder Bauern – wollten sie sich der Sternfahrt anschließen. Allerdings sind Born und seine Kollegen erst später losgekommen. „So gegen 9 Uhr haben wir schließlich Bonn erreicht.“
Demonstration über Facebook und WhatsApp organisiert
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Über die sozialen Netzwerke – über Facebook und WhatsApp-Gruppen – war die Demonstration organisiert worden. „Dass so viele aus so unterschiedlichen Regionen nach Bonn gekommen sind, zeigt, wie groß der Zusammenhalt unter den Landwirten noch ist“, sagt Heiner Born. „Diejenigen, die hier sind, kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Das Agrarpaket der Bundesregierung macht aber allen Sorge.“
Auffällig für Born: die große Anzahl an jungen Landwirten, die nach Bonn gekommen ist. „Das macht deutlich, wie groß unsere Zukunftssorgen sind“, so Heiner Born, „viele führen wie ich einen Hof in dritter Generation. Wir haben die Höfe einst übernommen, mit der Vorstellung, dass wir bis zu unserer Rente von der Landwirtschaft leben können und dass irgendwann vielleicht mal unsere Kinder die Höfe übernehmen.“ Ob das jemals so kommen werde, stehe völlig in den Sternen.
Bauern fürchten Verlust von Flächen
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Dabei fürchten die Breckerfelder Landwirte vor allem den Verlust von Flächen. „Kommt das Agrarpaket von Ministerin Klöckner so durch, werden weiträumig Areale um Bachläufe herum unter Naturschutz gestellt und dürfen nicht mehr bewirtschaftet werden“, sagt Heiner Born, „das kommt einer Enteignung gleich. Weniger Flächen bedeutet aber für Milchbauern weniger Tiere und weniger Ertrag. Zahlreiche Höfe auch in Breckerfeld werden sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen. Wir sind in unserer Existenz bedroht.“
Immerhin: Rückendeckung erhalten die Landwirte aus der Bevölkerung. „Schon auf der Anfahrt haben viele den Daumen gehoben und signalisiert, dass sie Verständnis für unseren Protest haben, obwohl wir mit unserem Konvoi ja durchaus für Verkehrsbeeinträchtigungen gesorgt haben“, sagt Heiner Born, „das macht uns Landwirten Mut.“