Hagen. Marguerite Donlon gibt mit „Casa Azul“ ihr Debüt als Ballett-Chefin am Hagener Theater.
„In Irland erzählen wir sehr gerne Geschichten, und ich bin nun mal gebürtige Irländerin“, sagt Marguerite Donlon mit vielsagendem Lächeln. Verständlich also, dass ihr erstes Werk, das sie als Hagens neue Ballett-Direktorin auf die Bühne bringt, ein Handlungsballett ist. „Ein zeitgenössisches Handlungsballett in sehr tänzerischem Stil“, konkretisiert Marguerite Donlon und spielt auf die Produktion „Casa Azul“, die am Samstag, 5. Oktober, im Theater Premiere feiert, an.
„Casa Azul“ – in dem berühmten Haus wurde die bekannte mexikanische Künstlerin Frida Kahlo geboren und dort verstarb sie auch – versteht die neue Ballettleiterin als ersten Gruß an das Hagener Publikum. „Mit diesem ganz besonderen Werk kann man Türen öffnen, da bin ich mir sicher. Es spricht auch Leute an, die nicht häufig ins Ballett gehen. Und ,Türen öffnen’ ist ja auch mein Lebensmotto.“
In der Choreografie „Casa Azul“ hat sich Marguerite Donlon intensiv mit dem Leben der mexikanischen Malerin und politischen Kämpferin Frida Kahlo (1907-1954) beschäftigt. Warum Donlon für ihre erste Premiere in Hagen gerade dieses Werk gewählt hat? „Meine Bewunderung für diese starke Frau ist groß. Sie ist eine Legende“, sagt Donlon unprätentiös.
Und fährt fort: „Aber auch aus ganz pragmatischen Gründen.“ Damit spielt Marguerite Donlon auf die von ihr choreographierte „Casa Azul“-Produktion in Saarbrücken an. 2009 wurde das Werk dort uraufgeführt; aufgrund des Erfolges wird es auch heute noch auf Bühnen weltweit gezeigt.
Teamgeist soll groß geschrieben werden
„In meinen ersten Wochen in Hagen wollte ich meine Energie nicht für ein komplett neues Werk einsetzen, sondern erst einmal die Compagnie kennenlernen“, erklärt die Irin, die Teamgeist laut eigener Aussage groß schreibt. Deshalb habe sie sich für ihr Debüt in Hagen für etwas Bewährtes entschieden. Genau wie vor zehn Jahren in Saarbrücken zeichnet auch in der Hagener Fassung Ingo Bracke für Bühnenbild und Videoeinspielungen verantwortlich. „Wir präsentieren ein ausgefeiltes Licht-Design“, schwärmt Bracke. Texte, Briefe und von Frida Kahlo selbst geschriebene Gedichte werden als Text-Collagen projiziert und auf der Bühne wird eine Fantasiewelt geschaffen.
Durch Tagebuch-Einträge inspiriert
„Als Sechsjährige war Frida Kahlo an Kinderlähmung erkrankt, konnte das Haus nicht verlassen und fühlte sich einsam. Daraufhin erschuf sie sich ihre eigene Welt, eine Fantasiewelt“, erklärt Ingo Bracke.
In ihrer Choreografie verbindet Marguerite Donlon Reales aus der Welt der mexikanischen Malerin – ihr politisches Bekenntnis zum Kommunismus, ihr Verständnis von freier Leibe zu beiden Geschlechtern und ihr Zusammentreffen mit dem Surrealisten André Breton – mit Impressionen aus Kahlos Malerei, „und ich habe mich durch ihre Tagebuch-Einträge inspirieren lassen“, sagt die neue Ballett-Chefin.
Noch Karten für Samstag, 5. Oktober
Das Ballett „Casa Azul“ feiert am Samstag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr Premiere am Hagener Haus. Es gibt noch Karten u.a. an der Theaterkasse oder unter 207-3218.
Bis Mitte April gibt es zwölf weitere Vorstellungen, außerdem ein Gastspiel in Siegen.
Die Bühne bestimmen große, steril wirkende Leinwände, die Tiefe schaffen und immer neue Räume bilden. Die Ballett-Compagnie wird von Live-Musik (Gitarre und Percussions) sowie von dem Sänger Luis Gonzales begleitet.
Den Part der Frida Kahlo besetzen abwechselnd drei Tänzerinnen: Filipa Amorim, Noemi Emanuela Martone und Amber Neumann. „Die drei unterstreichen, wie facettenreich die Person Frida Kahlo war“, sagt Marguerite Donlon.