Hagen. Felix Berndt und Ricarda Suska (beide 28) sind Medizinstudent und Psychologin. Ihr witziger Podcast verbindet beide Welten.

Nun ja, die halbe Welt hält sich ja aktuell für einen „Influencer“. Für jemanden, der hohes Ansehen und hohe Reichweiten in sozialen Netzwerken genießt und damit im besten Fall zu einem Werbeträger wird. Inhaltlich können die abgesonderten Beiträge oft flach wie eine Pfütze sein – wer in dieser digitalen Welt möglichst viele Jünger findet, ist König – und nicht der, der die richtigsten Inhalte liefert. Vor diesem Hintergrund ist das Hagener Projekt „Psycho and Doc“ quasi ein humorvoll-wissenschaftlicher Feldzug gegen die Oberflächlichkeit unserer Zeit.

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Ricarda Suska und Felix Berndt (beide 28) kennen sich aus Schulzeiten. Sie studierte später Psychologie und ist heute als Psychologin tätig. Er studiert Medizin und steht kurz vor Ende des Grundstudiums. „Wir erleben beide gerade eine Zeit, in der Podcasts total en vogue sind“, sagt Felix Berndt. Podcasts sind quasi abonnierbare Mediendateien übers Netz. „Mir fiel aber zum Beispiel auf, dass alles, was über Psychologie oder Medizin veröffentlicht wird, extrem trocken und theoretisch ist“, sagt Ricarda Suska.

Blick in das Studio, in dem der Podcast „Psycho and Doc
Blick in das Studio, in dem der Podcast „Psycho and Doc" aus Hagen produziert wird. Alles hier ist selbst gebaut.   © Felix Berndt

Also setzten die beiden sich hin und produzierten – sozusagen in absolut hemdsärmeliger Heimarbeit – einen eigenen Podcast, nannten sich „Psycho & Doc“ und nahmen sich vor allem eines vor: Witzig und verständlich sein. Herunter gebrochen werden dabei Themen, über die – und das ist keinesfalls despektierlich gemeint – jeder Stammtisch sich ein Urteil erlauben kann. „Placebo“, „Gruppenzwänge“, „Glück“ oder „Sind Menschen in Gruppen dümmer?“. Felix Berndt: „Psychologie und Medizin sind sich meistens extrem nah. Das eine bedingt durchaus das andere.“

Zwölf Folgen sind bereits im Netz und über mehrere Streamingdienste abrufbar. „Neben unserem inhaltlichen Angebot ist es für uns gleich doppelt spannend, weil wir ja quasi lernen müssen, wie Journalisten und Ton-Experten zu arbeiten“, sagt Felix Berndt. Wie bleibt man nachhaltig und spannend dran? Wie schafft man immer neue Inhalte? Und vor allem: Wie kann man technisch so auf Ballhöhe kommen, dass der Podcast auch Standards genügt, wie erfolgreiche Formate sie setzen? „Wir haben dazu mit den eigenen Händen ein Studio gebaut“, sagt Berndt. Die Freunde Christian Haarmann (Tischlermeister), Johannes Krahforst (Fotograf) und Thomas Imoehl (Tontechniker) standen als Experten zur Seite.

„Es ist alles lustig und witzig gehalten. Aber uns ist wichtig, dass alles eine Quelle hat, dass alles gut recherchiert ist und dass die Hörer es auch nachvollziehen können, was wir sagen“, erklärt Ricarda Suska.

Viele Stunden der Produktion

So eine Podcast-Folge dauert etwas länger als eine Stunde. Sie muss im Nachgang gemischt, gemastered und verfeinert werden. „Man kann sich nicht mal eben hinsetzen und sowas produzieren“, sagt Felix Berndt. „Das ist neben der Arbeit und dem Studium überhaupt nicht zu unterschätzen.“

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Bleibt die Frage, die sich viele junge Menschen stellen lassen müssen, die in dieser digitalen Szene mitmischen: „Geht es darum, reich und berühmt zu werden?“ Die beiden schütteln ziemlich schnell die Köpfe. „Das ist erstmal reiner Idealismus. Wir stehen für unsere Sache, für die wir auch beruflich stehen. Wenn das Hörer findet, wäre das ziemlich stark.“

Und hier kann man in den Podcast der beiden Hagener hineinhören und Dauer-Hörer werden.