Breckerfeld. Die Landwirte aus Breckerfeld wehren sich gegen das geplante Agrarpaket der Bundesregierung. Sie hoffen auf die Unterstützung der Verbraucher.
Über wachsende Bürokratie und immer neue Auflagen beschweren sich die Breckerfelder Bauern schon lange. Jetzt schwebt das Agrar-Paket der Bundesregierung wie ein Damoklesschwert über der Branche. Im Interview zeigen sich Heiner und Lukas Born, Vorstandsmitglieder des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld, besorgt über die geplanten Maßnahmen. Mit grünen Kreuzen, die sie aufgestellt haben, wollen sie die Verbraucher durch ihren stillen Protest zum Innehalten bewegen.
Das Agrarpaket ist durch den Bundestag noch gar nicht verabschiedet. Warum schon jetzt diese Aufregung?
Heiner Born: Jetzt ist noch Gelegenheit, Einfluss zu nehmen. Wenn die Politik einmal entschieden hat, ist es dafür viel zu spät. Die Auflagen für deutsche Landwirte steigen seit Jahren. In anderen europäischen Ländern oder beispielsweise in den USA ist das nicht der Fall. Wir befinden uns aber in einem internationalen Wettbewerb. Und da drohen wir immer weiter abgehängt zu werden. Uns geht einfach die Luft aus. Und das liegt an teilweise schwachsinnigen Auflagen.
Lukas Born: Umweltministerin Schulze und Landwirtschaftsministerin Klöckner haben das Paket ja bereits vorgestellt. Wenn Frau Klöckner das bereits vor ihrem Besuch in Breckerfeld getan hätte, hätten wir ihr wenigstens direkt unseren Standpunkt erläutern können.
Aber es geht doch um Dinge wie Insektenschutz und Tierwohl – da kann man doch nichts dagegen haben...
Heiner Born: Haben wir ja auch grundsätzlich nicht. Im Gegenteil: Viele Landwirte haben in den letzten Jahren in Breckerfeld Millionen in neue und moderne Ställe investiert. Das ist Tierwohl in Reinkultur.
Lukas Born: Aber was jetzt geplant wird, kommt einer Enteignung gleich. Rund um Bachläufe sollen riesige Areale unter Naturschutz gestellt werden, die wir dann nicht mehr nutzen können. Das soll dem Schutz von Insekten dienen. Dabei haben wir zuletzt schon freiwillig Blühstreifen angelegt und auf Erträge verzichtet.
Man kann aber doch die hohe Bodenbelastung durch die Landwirtschaft nicht wegdiskutieren...
Heiner Born: Das mag in einigen Regionen, zum Beispiel im Münsterland, ja durchaus ein Problem sein. Aber doch nicht bei uns. Auch hier engagieren wir uns seit Jahren freiwillig in Kooperation mit der AVU, haben das Düngen reduziert. Regelmäßig werden Proben aus dem Boden und in Bachläufen genommen. Die Nitratwerte sind so niedrig wie sonst kaum irgendwo, das Trinkwasser von höchster Qualität. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln finden sich nicht.
Lukas Born: Wir haben hier in Breckerfeld eine heile grüne Welt. Und das hat viel mit dem freiwilligen Engagement der Landwirte zu tun. Wenn man dann dieses Agrarpaket sieht, das alle pauschal in gleicher Weise trifft, fragt man sich schon, warum man das alles macht.
Warum ist es denn so schlimm, Flächen stillzulegen?
Heiner Born: Das setzt einen Kreislauf in Gang. Uns fehlt Fläche für unsere Tiere und um Gülle ausbringen zu können. Wir müssen Futter zukaufen oder die Bestände reduzieren. Wir kalkulieren ja ohnehin schon knapp – aber das führt dazu, dass sich für viele hier die Landwirtschaft nicht mehr rechnet. Im neuen Regionalplan, der ja noch nicht verabschiedet ist, sind schon die Flächen, die unter Naturschutz gestellt werden sollen, ausgewiesen.
Kann man nicht einfach auf eine ökologische Landwirtschaft umstellen?
Lukas Born: Dafür fehlt es einfach an Fläche. Und selbst wenn: Der Bedarf ist in vielen Bereichen gedeckt. Für reine Bio-Milch würden wir beispielsweise gar keine Molkerei finden, die uns die Milch noch abnimmt.
Und wie sehen Sie die Politik?
Heiner Born: Was uns mächtig aufstößt, ist diese Doppelmoral. Wir schließen Abkommen, die Rindfleisch-Exporte aus den USA und aus Südamerika steigen, dabei sind die Betriebe dort weit entfernt von unseren Standards. Und dieses Fleisch wird dann auch noch mit Schiffen, die mit Schweröl betankt sind, über den Atlantik gefahren. Das kann eigentlich nicht sein...
Lukas Born: Bei uns heimischen Landwirten wird die Messlatte hoch angelegt. Und bei allem, was von außen kommt, spielen Umweltschutz und Tierwohl plötzlich keine Rolle mehr.
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Was ist der Gedanke hinter den Grünen Kreuzen?
Heiner Born: Das ist für uns ein Zeichen des stillen Protests. Die Kreuze sollen die Verbraucher auffordern, mal darüber nachzudenken, wie unsere Landschaft eigentlich ohne Landwirte aussähe. Jeder kann sich ja mal Gedanken machen, wie er zu den heimischen Bauern steht.
Lukas Born: Der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Aber solche Maßnahmen, wie sie jetzt durch das Agrarpaket drohen, führen auch dazu, dass immer mehr junge Landwirte die Lust am Beruf verlieren.
Was kann denn der Verbraucher tun?
Heiner Born: In ländlichen Regionen ist das Verständnis für unsere Belange schon größer. Wir hoffen auf ein Bekenntnis des Verbrauchers. Nicht nur verbal, sondern auch in den Läden. Wer die heimischen Milch-Bauern unterstützen möchte, der sollte im Geschäft zu Bio-Produkten oder zu Markenprodukten, beispielsweise von Landliebe und Bärenmarke, greifen.