Breckerfeld. Die Waldbauern aus Breckerfeld kämpfen gegen den Borkenkäfer und seine Folgen. Holz wird ohne jeden Gewinn verkauft.
Waldbauer heiß der Ort, in dem er lebt. Und Waldbauer ist Dieter Greßhöner von Beruf. Zumindest zur Hälfte, denn außerdem stehen noch Milchkühe in seinem Stall. Wenn der Forstwirt derzeit allerdings an seine Waldbestände denkt, dann wird ihm anders.
26 Hektar Forst nennt Greßhöner sein Eigen. Rund die Hälfte davon sind Nadelholzbestände, vorzugsweise Fichte. Und genau diese Bäume werden gerade vom Borkenkäfer im wahrsten Sinne pulverisiert. Waldbauern wie Greßhöner bleibt da nur die Rolle des Zuschauers.
Die Wende für Waldbauern kam mit Sturm Burglinde
Dabei gab es eine Zeit, in der war alles gut. „Bis vor eineinhalb Jahren florierte der Markt“, sagt Greßhöner, die Nachfrage aus den Sägewerken war so groß, dass wir mit den Lieferungen kaum nachkamen. Der Preis war gut.
Dann kam am 3. Januar 2018 mit Sturm Burglind der erste radikale Einschlag und eine wahre Kettenreaktion setzt in den Fichtenbeständen ein. Auf Burglind folgte Frederike (2019 sogar noch Eberhard). Und als die Festmeter einmal am Boden lagen, kam die große Trockenheit.
Klimawandel und Natur belehren Waldbauern eines Besseren
„So einen trockenen Sommer erleben wir kein zweites Mal, hieß es damals noch“, sagt Greßhöner im Rückblick auf das letzte Jahr. Jetzt, im August 2019, haben Klimawandel und die Natur die Waldbauern eines Besseren belehrt. Und der Borkenkäfer, der bei Trockenheit die besten Bedingungen vorfindet, jubiliert unter der Rinde. „Das ist ein einziger Rattenschwanz“, sagt Greßhöner. „Und eine Ende ist nicht in Sicht.“
Es hakt an vielen Ecken und Enden. Das weiß auch Förster Volker Neumann, der für die Flächen der Forstbetriebsgemeinschaft Breckerfeld verantwortlich zeichnet. „Es ist zu viel Holz auf dem Markt, die Sägewerke sind mehr als ausgelastet. Gleichzeitig fehlt es an Firmen, die die toten Bäume fällen und das trockene Holz aus den Beständen holen. So breitet sich der Borkenkäfer, der ja Verursacher ist, weiter aus. Das ist wie bei einer Sturmflut, wenn die Deiche brechen. Die Natur zeigt uns unsere Grenzen auf.“
Wurzeln erreichen das Grundwasser nicht mehr
Der Grundwasserspiegel ist radikal gesunken. Auf ein Niveau, das die Wurzeln der Pflanzen nicht mehr erreichen. „Das merken wir auch in der Landwirtschaft“, sagt Ortslandwirt Heiner Born. Zahlreiche Bauern müssten Futter für ihre Tiere zukaufen.
Und auch so wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt. „Früher hieß es immer, der Wald sei die Sparkasse des Landwirts“, sagt Born. „Wenn die Milchpreise im Keller waren oder man Futter zukaufen musste, dann konnte man das durch die Holzerlöse ausgleichen. Diese Rechnungen geht aber nicht mehr auf.“
Holz wird ohne Gewinne abgegeben
Das bestätigt auch Neumann: „Waldbesitzer geben Holz ab, ohne damit Gewinn zu machen. Im Gegenteil: Wenn man die Kosten für die Wiederaufforstung mit einrechnet, sind Verluste programmiert.“ Dabei gebe es nicht einmal genug Pflanzen für all die geschädigten Flächen auf dem Markt.
Ein Umstand, der Waldbauern und Förster gleichermaßen nachdenklich stimmt. „Der Wald hat ja auch noch eine Erholungsfunktion“, sagt Greßhöner, „aber wer will schon auf kahlgeschlagene Flächen blicken.“ – „Der Duft, die Geräusche der Natur, der Schatten“, sagt Neumann, „da werden wir auf einiges verzichten müssen.“