Hohenlimburg. Zufällig pinseln Pfadfinder und ein Einzelkämpfer zeitgleich über die Graffitis am Werkhof und am Pumphaus am Königsee.

Immer wieder tauchen Graffitis im Hohenlimburger Stadtbild auf und sorgen für Unmut, wie zuletzt im Falle der neu gebauten Lärmschutzwand an der Bahnstraße. An zwei Stellen im Bezirk kämpften nun zwei verschiedene Initiativen – fast parallel und ohne gegenseitige Absprache – gegen die Schmierereien. Beide wollen auch künftig hartnäckig bleiben.

Die Wand am Werkhof

Fast genau ein Jahr ist es her, da bemalten die Pfadfinder aus Hohenlimburg die Mauer an der Herrenstraße, gegenüber vom Kulturzentrum Werkhof. In 40 verschiedenen Farben, mit Friedenssymbolen und Schriftzug. Es blieb nur kurz unangetastet. Denn die Farbe war gerade frisch, da wurde die Mauer schon erneut mit Graffitis beschmiert. Aber: Nur mit zwei Graffitis – ohne, dass weitere dazu kamen. „Das war irgendwie spannend“, sagt Tabea Dressen, Pfadfinder Hohenlimburg. „Anscheinend war unsere Bemalung für viele Leute kein Problem.“

Nun gestaltete eine Gruppe der Pfadfinder die Mauer am Werkhof erneut. „Dieses Mal allerdings mit Imprägnierung“, sagt Dreessen. „Und nicht publik, ohne große Ankündigung vorher.“ Fördergeld für die erneute Initiative gab es vom Jugendverband BDKJ (Bund der katholischen Jugend) und Rest-Farbe vom vergangenen Jahr war auch noch da. Auch die Bezirksvertretung war über die Initiative informiert. Sechs Stunden Arbeit liegen in der erneuten Aktion – und die Resonanz der Hohenlimburger war groß.

„Viele Leute sind vorbeigefahren oder vorbei gegangen und haben uns Geld für Eis oder Süßigkeiten gegeben“, so Dreessen. „Einfach so, weil sie die Aktion so toll finden.“

Das Pumphaus in der Nahmer

Nahezu zeitgleich, etwa vier Kilometer südlich, pinselt Jan Wagner in Eigenregie das Pumphaus am Königsee. „Ich hatte mal einen Artikel mit dem Pumphaus in der Zeitung gesehen und fand, das sieht mit den Graffitis sehr hässlich aus“, so Wagner, der privat ein Faible für Fachwerkhäuser hat.

Jan Wagner rückt aus, um die Graffitis am Pumphäuschen in der Nahmer zu entfernen. 
Jan Wagner rückt aus, um die Graffitis am Pumphäuschen in der Nahmer zu entfernen.  © Westfalenpost | Privat

Vor der Aktion habe er sich die Genehmigung des Wirtschaftsbetriebs Hagen eingeholt. Geplant war die Aktion schon länger, jedoch habe er bis jetzt gewartet – wegen der Temperaturen. Denn die Farbe, eine spezielle Eigenmischung aus Kalk, hafte im Hochsommer weniger gut. Ist aber optimal für Fachwerkhäuser ausgerichtet. „Ich würde mir wünschen, dass das Gebäude unter Denkmalschutz stände, weil es von unserer Stadtgeschichte erzählt“, so Wagner, stehe das Gebäude doch auf Röhren und früher mal mitten in einem künstlichen See.

Nach Absprache mit dem Wirtschaftsbetrieb Hagen gab es grünes Licht – und Wagner machte sich mit Pinsel, Farbeimer und Leiter ans Werk. Zwei Tage und zehn Stunden Arbeit später ist das Werk fast fertig. „Es fehlt nur ein letztes Stück – das soll in dieser Woche fertig werden.“

Dafür hat er eine neue Bürste geschenkt bekommen, zugeschickt von einem Online-Shop aus Niedersachsen, der über Facebook von der Mal-Aktion erfahren hatte.

Die Perspektive

Und was, wenn erneut Graffitis auf das Pumphaus gekritzelt werden? „Dann mische ich wieder Farbe an und streiche drüber“, so Wagner. Vorrangig habe er aber zunächst noch ein anderes Projekt im Blick: „Das Holz am Pumphaus ist in schlechtem Zustand, viele Balken sind verfault. Darüber werde ich nochmal mit dem Wirtschaftsbetrieb Hagen sprechen.“

Zurück bei der Wand an der Herrenstraße: Die neue Imprägnierung soll helfen, künftige Graffitis leicht zu entfernen. Mit einem Hochdruckreiniger könne die Schmiererei abgespritzt werden, so Tabea Dreessen. Der Bürgerverein Wesselbach stellt dazu bei Bedarf einen Hochdruckreiniger zur Verfügung, den nötigen Strom dürfen die Jugendlichen vom Werkhof zapfen.

„Wir befürchten, dass es wieder passieren wird, aber dieses Mal haben wir den geringeren Aufwand“, sagte Tabea Dreessen.

Ihre Idee gegen Schmierereien: Legale Graffiti-Wände im Bezirk. „Das würde die Schmierereien mit Sicherheit reduzieren“, sagt die Pfadfinderin. „Und darüber hinaus auch Platz für neue, schöne Kunst schaffen.“