Hagen. Als Speditionskaufmann beim Hagener Logistiker Ottensmann stehen André Jung viele Karriere-Türen offen.

Wenn André Jung in der Spedition Ottensmann in seinem Job als Speditionskaufmann bei einer fehlerhaften Lieferung auf Ursachensuche geht, dann ist es wie eine Nadel, die man sprichwörtlich im Heuhaufen sucht. Er wandert durch die 5000 Quadratmeter große Lagerhalle. Nahezu jeden Standort jedes Materialstücks aus Stahl im Blick, das durch Ottensmann zum Kunden transportiert werden muss. Jedes Stückchen Stahl, in jeder möglichen Beschaffenheit. „Stahl ist mit die komplexeste Ladung, die es zu planen gibt“, betont er. Die Größe, die Dicke, die Notwendigkeiten der Sicherung beim Transport. Das fehlende Stück kann klein sein, oder riesengroß. Jung hat alles im Blick.

Vielfältige Aufgabenfelder

Also sucht André Jung die Nadel im Heuhaufen und redet vom Stressfaktor und von Materialkenntnissen, von Übersicht und Dauer und immer wieder vom Stahl, der sein berufliches Leben prägt. Dabei ist André Jung noch nicht lange im Geschäft. Gerade einmal seit Januar kein Auszubildender mehr. Doch schon jetzt mit so vielen verschiedenen Bereichen vertraut, dass er im Gespräch überlegen muss, ob er wirklich alles aufgezählt oder etwas vergessen hat.

Auch interessant

Speditionskaufleute können in vielen Firmenbereichen eingesetzt werden. Und müssen daraus folgend viele verschiedene Kompetenzen mitbringen. In der Disposition gehe es zum Beispiel um das Thema Service und Reklamation. Fehlen bei der Lieferung Packstücke, müsse herausgefunden werden, wo in der Zustellungskette ein Fehler passiert sei. Es gehe um Recherche und menschliches Einfühlungsvermögen.

Der Disponent plant, welcher Fahrer wann wohin und mit was unterwegs sei. Ein großer Bildschirm im Erdgeschoss des Bürogebäudes der Spedition zeigt eine Deutschlandkarte mit jedem Fahrer, der gerade im Einsatz ist. Übersicht ist gefragt. Und technisches Verständnis – die Anweisungen der Fahrer erfolgt komplett digitalisiert mittels EDV-Programm.

Spezialisierungen

In der Buchhaltung gehe es für Speditionskaufleute um das Thema Abrechnungen. Im Personalbüro um das Gespür für Menschen. „Alles muss ineinander greifen, muss gut funktionieren“, erklärt der 23-Jährige. In allen Bereiche sitzen Speditionskaufleute, „die sich in ihrer Laufbahn zwingend spezialisieren sollten“, rät er.

Die Ausbildung bei der Spedition Ottensmann fand der 23-Jährige durch Zufall. Sein Vater arbeitete viele Jahre lang als Disponent in einem Logistikzentrum. „Deshalb kannte ich den Beruf schon und ich wusste, dass ich nicht studieren wollte“, erzählt André Jung. Auf einer Ausbildungsmesse zog es ihn zum Stand der Bundeswehr, weil er wusste, dass diese auch kurzfristig einstellen. „Ich wollte in die Praxis, und das schnell.“ Es folgte ein Gespräch bei der Bundeswehr an einem Vormittag. Doch der Ausbilder sei sich nicht sicher gewesen, ob André Jung seine Zukunft tatsächlich beim Militär sehe. Und vermittelte kurzerhand einen Kontakt zur Firma Ottensmann.

Verantwortlich für die gesamte Logistikkette

Allgemeines

Berufsbezeichnung: Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung
Berufstyp: Anerkannter Ausbildungsberuf
Ausbildungsart: Duale Ausbildung in Industrie und Handel
Ausbildungsdauer: 3 Jahre

Was macht man im Beruf?

Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung organisieren den Versand, Umschlag und ggf. die Lagerung von Gütern und überwachen das Zusammenwirken der an einer Logistikkette Beteiligten wie beispielsweise Versender, Fracht- bzw. Verkehrs- und Umschlagsunternehmen, Lagerbetreiber, Versicherungsunternehmen und Endkunden. Sie beraten und betreuen Kunden, kalkulieren Preise, arbeiten Angebote aus, bereiten Verträge vor und kümmern sich um den Versicherungsschutz. Ist ein Auftrag erteilt, beauftragen sie Transportunternehmen mit der Durchführung, fertigen Warenbegleit-, Fracht- und Zollpapiere aus und überwachen die Abwicklung des Auftrags. Sie bearbeiten Kundenreklamationen, nehmen Schadensmeldungen entgegen und kümmern sich um die Regulierung von Schäden. Ist ein Auftrag abgewickelt, rechnen sie die Leistungen ab. Sie weisen Zahlungen an, bearbeiten Vorgänge des Mahnwesens und arbeiten zusätzlicher Logistikdienstleistungen aus.

Wo arbeitet man?

Beschäftigungsbetriebe: Speditionen und Unternehmen im Bereich Umschlag/Lagerwirtschaft.
Arbeitsorte: Büroräumen, Lager- bzw. Umschlaghallen, Betriebshöfe

Schulabschluss

Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwie-gend Auszubildende mit Hochschulreife ein.
Anforderungen: Sorgfalt, kaufmännisches Denken, Kundenorientierung und Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsgeschick.

Ausbildungsverdienst

1. Ausbildungsjahr: 480 bis 975 €
2. Ausbildungsjahr: 570 bis 1025 €
3. Ausbildungsjahr: 640 bis 1065 €

André Jung fackelte nicht lange und machte sich noch am selben Nachmittag mit seinen Bewerbungsunterlagen im Gepäck spontan auf zur Spedition. Und dann passierte etwas höchst Ungewöhnliches. „Zwischen dem Zeitpunkt, an dem ich die Bewerbung abgegeben habe und meiner Einstellung vergingen 15 Minuten“, berichtet der 23-Jährige stolz. „Heute bin ich echt froh, dass alles so passiert ist.“ Schon anderthalb Monate später begann André Jungs Karriere bei Ottensmann. Er lernte viel und hart, verkürzte seine Ausbildung auf zweieinhalb Jahre.

Tiefgründiges Kennenlernen

Derzeit arbeitet er im Bereich Controlling und macht sich noch tiefer mit den einzelnen Bereiche des Unternehmens vertraut. „Tiefgründiges Kennenlernen“, nennt er dies. Denn der nächste Schritt auf der Karriereleiter ist schon in Sicht. Ein Vorteil bei einem Betrieb mittlerer Größe wie Ottensmann, bei dem „das respektvolle Umgehen miteinander von der Geschäftsführung vorgelebt wird.“ Ein Vertriebler wird sich in den Ruhestand verabschieden und André Jung soll nun in seine Position nachrücken. Es sei eine Stelle, die werde es bei Ottensmann in den nächsten zehn Jahren nicht mehr geben. „Ein einmaliger Job und eine einmalige Gelegenheit für mich. Das zeigt ja auch die gegenseitige Wertschätzung“, sagt Jung.

So früh im Berufsleben einen richtungsweisenden Weg in die Zukunft zu erhalten: Ein Luxus heutzutage, das ist dem 23-Jährigen bewusst. In der neuen Position warte dann der intensive Kontakt mit den Kunden. „Darauf freue ich mich wahnsinnig“, sagt André Jung. Auch er habe im Vorfeld wie so viele Richtung Industriekaufmann geschielt. „Aber den Speditionskaufmann finde ich viel facettenreicher“, erklärt er. „Es geht nicht nur um den Verkauf von Produkten, wir bieten eine Dienstleistung an, das ist für mich viel interessanter.“