Hagen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten repariert Nunzio Alessandro Autos. Eine Leidenschaft, die er bereits seit Kindertagen auslebt.
Klassischer hätte der Weg in den Job kaum verlaufen können: Nunzio Alessandro hat sich schon als Kind für Technik interessiert, am Fahrrad gebastelt oder den Vater bestaunt, wenn dieser hobbymäßig an Autos herumschraubte. „Wir sind jedes Jahr mit dem Familienwagen nach Sizilien runtergefahren. Da wurde immer vorher das Auto repariert – das hat mich infiziert.“ Somit war der Weg schnell vorgezeichnet, eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker – heute Mechatroniker – ins Visier zu nehmen.
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Für den jungen Mann mit italienischem Blut in den Adern führte der Weg 1995 nach dem Hauptschulabschluss in Altenhagen naturgemäß zum ARO-Autohaus, Ausbildung in einer Fiat-Werkstatt: „Meine Liebe gehört den italienischen Autos – Mercedes oder BMW waren für mich kein Thema“, erzählt der Vater zweier Söhne, der selbst einen Fiat-Panda fährt und einen alten Fiat 500 sein Eigen nennt. Wobei er manchmal auch heimlich von einem Alfa Gulia träumt.
Spezialist für die Elektrik
„Ich habe mehrere Bewerbungen geschrieben, bin dann aber hier zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden und das war für mich natürlich ein Volltreffer, an italienischen Autos schrauben zu können.“ Seitdem dauert sein Arbeitstag von 7.30 bis 16.45 Uhr, dazwischen jeweils halbstündige Frühstücks- und Mittagspausen. Das jeweilige Tagwerk wird bereits am Abend vorher anhand der angemeldeten Termine mit den Kollegen verteilt. „Natürlich haben wir Spezialisten für Transporter, andere arbeiten lieber an Motor und Getriebe oder kümmern sich um die Inspektionen. Das ist bei uns so eingespielt. Ich mache beispielsweise vorzugsweise die gesamte Elektrik. Aber ich könnte natürlich auch die anderen Reparaturen erledigen“, erzählt der 41-Jährige über die Aufgabenverteilung der fünf Mechaniker, eines Karosserieschraubers sowie eines Lackierers. Genau dieser Wechsel an Herausforderungen macht für ihn den Job so spannend.
Dabei muss sich das Team regelmäßig auf dem technischen Stand der Zeit halten: „Wenn neue Modelle, neue Systeme oder Upgrades kommen, gibt es Lehrgänge, wo wir unser Wissen aktualisieren“, muss Alessandro immer wieder zu Fortbildungen. Der Mechatroniker hat sich extra zum Techniker weitergebildet, um bei diesen Informationsveranstaltungen das neueste Wissen aufzusaugen und dann als Multiplikator an die Kollegen weiterzugeben. Eine besondere Verantwortung, die ihm einen monatlichen Verdienst von 2300 bis 2500 Euro beschert.
Inspektionen vor der Reise
Gelegentlich muss der 41-Jährige auch schon mal samstags ran: „Das hängt von der Auftragslage ab“, wird in der Werkstatt im Notfall den Kunden sogar am Wochenende weitergeholfen. Gerade jetzt in der Urlaubszeit, wenn es um Inspektionen kurz vor einer Autoreise geht, oder wenn die Reifenwechsel anstehen, herrscht im ARO-Autohaus Hochbetrieb: „Da geht es richtig ab“, erzählt Alessandro gleichzeitig von ruhigeren Tagen im tiefsten Winter. Da bleibe manchmal sogar Zeit für Online-Lehrgänge.
Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein sind gefordert
Allgemeines
Berufsbezeichnung: Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik
Berufstyp: Anerkannter Ausbildungsberuf
Ausbildungsart: Duale Ausbildung in der Industrie und im Handwerk (geregelt durch Ausbildungsverordnung); Ausbildungsdauer 3,5 Jahre; Lernorte Ausbildungsbetrieb und Berufsschule (duale Ausbildung).
Was sind die Aufgaben?
Kfz-Mechatroniker mit dem Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik halten mechanische, elektronische, hydraulische und pneumatische Systeme bzw. Anlagen von Autos instand. Mithilfe elektronischer bzw. computergestützter Mess- und Diagnosegeräte testen und analysieren sie z.B. Antriebsaggregate, Dämpfungs-, Niveauregelungs- und Fahrerassistenzsysteme. Sie schmieren Teile, tauschen defekte Bauteile aus, reparieren Antriebskomponenten oder wechseln Schmierstoffe, Brems- bzw. Hydraulikflüssigkeiten. Zudem kontrollieren sie, ob die straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften eingehalten werden, führen Probefahrten und Abgasmessungen durch. Auf Wunsch bauen sie Zusatzeinrichtungen wie Navigationsgeräte oder Freisprechanlagen ein. Kraftfahrzeugmechatroniker können zudem im Bereich Elektromobilität tätig werden.
Einsatzgebiete
Beschäftigungsbetriebe: Kfz-Mechatroniker finden Beschäftigung in Reparaturwerkstätten, bei Herstellern von Kraftwagen.
Arbeitsorte: Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik arbeiten in erster Linie in Werkstätten und Fertigungshallen.
Schulabschluss
Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss ein.
Worauf kommt es an?
Gefordert sind Sorgfalt (z.B. beim Vermessen von Fahrzeugkarosserien oder Prüfen der Funktion elektrischer Bauteile), Verantwortungsbewusstsein (z.B. beim Einstellen und Warten sicherheitsrelevanter Bauteile wie Bremssysteme), handwerkliches Geschick und Auge-Hand-Koordination (z.B. beim Ausbau von Getrieben oder Montieren von Ersatzteilen), technisches Verständnis (z.B. Ermitteln der Ursachen von Fehlern, Störungen und Schäden).
Schulfächer: Werken/Technik (z.B. zum Durchführen von Instandsetzungsarbeiten), Mathematik (z.B. beim Berechnen von Einstellwerten und Interpretieren von Messwerten), Physik (z.B. zum Verständnis der Fahrzeugtechnik).
Verdienst
Beispielhafte Ausbildungsvergütungen pro Monat im Handwerk:
1. Jahr: 475 bis 869 Euro;
2. Jahr: 545 bis 931 Euro;
3. Jahr: 585 bis 1034 Euro;
4. Jahr: 1102 bis 1199 Euro.
In der Industrie liegt die Vergütung jeweils ein wenig höher.
„In diesen Monaten ist es nicht gerade gemütlich in der Werkstatt“, beschreibt der Hagener seine kalten Finger, wenn im Januar an den tiefgekühlten, oft tropfenden Fahrzeugen gearbeitet werden muss, „aber man gewöhnt sich daran, das gehört dazu“. Da kann auch die Heizungsanlage in der Werkstatthalle nicht verhindern, dass man als Mechaniker mal die Zähne zusammenbeißen muss.
Familiäre Atmosphäre
„Die Arbeitsatmosphäre ist bei uns sehr familiär“, fühlt sich Alessandro in dem eher kleinen Betrieb seit mehr als zwei Jahrzehnten sehr wohl. „Man kann mit seinen Sorgen auch mal zum Chef gehen und trifft dort immer auf ein offenes Ohr.“
Natürlich wird der 41-Jährige ebenso privat angesprochen, mal zu helfen: „Jeder hat mal ein Autoproblem und kennt dann den Nunzio und ruft ihn. Aber ich mache das gerne, das mache ich mit Herz und Seele. Das ist auch wichtig, dass man diesen Beruf liebt. Sonst ist man nicht gut.“ Und was sagt die Gattin, wenn er auch am Wochenende im Overall loszieht? „Die hat sich mittlerweile dran gewöhnt. Sie kennt es nicht anders von mir.“
Ein Wechsel des Arbeitgebers kommt für den Hagener nach all den Fiat-Jahren nicht mehr in Betracht. „Ich fühle mich so wohl hier, das ist wie ein Zuhause.“
Und wenn eines Tages in Hagen eine Ferrari-Werkstatt eröffnet? Alessandros Augen funkeln und sein freundliches Lachen wird noch ein Stück breiter: „Das wäre natürlich was, da könnte ich schon schwach werden…“