Hagen. Die Hagener Polizei hat einen neuen Führungsbeamten: Hubert Luhmann möchte mit Präsenz klare Schwerpunkte in der Stadt setzen.

Imposanter Händedruck, souveränes Auftreten, feste Stimme, offener Blick, präzise Formulierungen: Obwohl er von seiner Statur her keineswegs wie ein Gigant wirkt, strahlt Hubert Luhmann mit jeder Faser seines Körpers eine raumfüllende Präsenz und Souveränität aus, die dem austrainierten Beamten mit 45 Jahren Kampfsporterfahrung eine äußerst selbstbewusste Aura verleihen. Seit dem 1. August leitet der Polizeidirektor die Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz an der Hoheleye und somit jene 237 Beamten, die dem Polizeipräsidium Hagen zugeordnet sind.

Blick auf die Hotspots

Dabei tritt der seit 32 Jahren verheiratete Dortmunder Familienvater (zwei erwachsene Kinder) mit einer klaren Agenda für seine Hagener Zeit an. Bis zu seiner geplanten Pensionierung in zwei Jahren und acht Monaten möchte der 59-Jährige die kritischen Hotspots und führende kriminelle Protagonisten in der Stadt identifizieren und kompromisslos gegen sie vorgehen: „Wir werden die Daumenschrauben anlegen“, kündigt er eine klare Linie unter seiner Führung an. „Wo Polizisten, Rettungskräfte, Krankenschwestern und Notärzte angegangen werden, muss jeder damit rechnen, dass wir unser Gewaltmonopol umsetzen.“

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Dass die Polizei am vergangenen Wochenende gleich dreimal zu einer Hochzeit im Rockermilieu ausrücken musste, um vor Ort die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders zu erläutern, war ihm durchaus ein Dorn in Auge: „Das nächste Mal entführen wir gleich beim ersten Mal den Bräutigam“, berichtet er von einer erfolgreichen Strategie aus seiner Dortmunder Vergangenheit. Auch Konvoi-Fahrten und Kreuzungsblockaden bei Hochzeitsfeiern will der Leiter der Landeskarategruppe der NRW-Polizei und ehemalige Aikido-Bundestrainer (7. Dan) nicht länger tolerieren: „Mit mir ist das nicht zu machen.“

Blick auf die Clan-Kriminalität

Die Drogenlage rund um den Hauptbahnhof, die schwierige Szene in Haspe oder auch die Verbindungen der Clan-Kriminalität zwischen Hagen und Dortmund sind ihm längst ein Begriff: „Hier werden wir keinen Meter zurückweichen und frühzeitig Zeichen setzen“, wird er in den nächsten Tagen den Kontakt zu den einzelnen Wachen suchen „und viel zuhören“.

Vom Wachtmeister zum Polizeidirektor

Als Hubert Luhmann 1978 als Wachtmeister in Köln in den Polizeidienst eintrat, ahnte er kaum, welch bewegte und abwechslungsreiche Karriere ihm auf dem Weg zum Polizeidirektor bevorstehen würde.

Von der Rheinmetropole aus führte sein Werdegang zu Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses und der Kernkraft-Gegner-Proteste zur Bereitschaftspolizei nach Bochum, bis er schließlich beim Erkennungsdienst und der Kripo in Dortmund landete.

Nach zahlreichen Erfahrungen aus dem prallen Leben – allen voran in der Dortmunder Nordstadt mit ihrer Ganoven- und Multi-Kulti-Szene – führte der Weg des Selbstverteidigungssportlers zum ständigen Stab in Dortmund, von wo aus er unter anderem den Brandanschlag in Solingen und die großen Kurden-Demonstrationen begleitete.

Im Anschluss blicke er aus einem Sessel der Bezirksregierung in Arnsberg aus der Perspektive der Aufsichtsbehörde auf die Polizeitätigkeit, bevor er in Meschede die Rolle des Kripo-Chefs für den Hochsauerlandkreis bekleidete.

Über die Aufgabe des stellvertretenden Leiters der Spezialeinheiten in Dortmund, bei der vor allem einsatztaktische Aspekte im Vordergrund standen, führte sein anschließender Weg zum Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der NRW-Polizei in Selm. Schwerpunktthemen dort: Führungskräftetraining, Sportausbildung, Diensthundetraining und Einsatzreiterei.

Weiter ging es ins ostwestfälische Bielefeld als Leiter des ständigen Stabes, bevor er letztlich nach Dortmund zurückkehrte als Leiter der Polizeiinspektion 2. Dort war er für den Norden und Westen der Stadt verantwortlich, wo er sich in dem als No-go-Area verschrien Norden gegen Gewalt und Respektlosigkeiten sowie im Westen vor allem gegen die Rechten-Szene stemmen musste. Die jüngsten Daten in der Dortmunder Kriminalstatistik belegen, dass Luhmann dort mit seiner klaren Haltung erfolgreich war.

Zwei Ziele stehen allerdings schon heute auf seiner To-do-Liste: Ausbau der Diensthundestaffel und Aufbau einer Unterstützungseinheit, die bei kritischen Einsätzen allein schon durch die Präsenz ihrer Mitglieder keine Zweifel aufkommen lässt, wer Chef im Ring ist. „Beide Maßnahmen machen schon mächtig Eindruck“, wird Luhmann („Meine Frau nennt mich Hundeflüsterer“) aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen künftig auf diese taktischen Mittel setzen. „Und das spricht sich rasend schnell rum.“

Abstimmung mit Staatsanwaltschaft

Zudem möchte er in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft das Aufenthalts- und Asylrecht konsequenter nutzen, um Personen, die im Einsatzgeschehen ständig durch kriminelle Handlungen auffallen, durch sogenannte „räumliche Beschränkungen“ konsequenter abzudrängen. Im Fokus stehen dabei beispielsweise Dealer aus Nachbargemeinden, die regelmäßig am Hagener Hauptbahnhof aufkreuzen, um Drogen zu verkaufen. Werde deren Aktionsradius klar limitiert, könne die Behörde die komplette Sanktionsklaviatur über Ordnungswidrigkeiten und Straftaten bis hin zu Abschiebehaft ausspielen, plaudert Luhmann aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz seines bisherigen Polizei-Vorlebens.

Aus diesem kann er auch im Umgang mit rumänischen und bulgarischen Zuwanderern schöpfen, mit denen er als Leiter der Polizeiinspektion 2 auch im Dortmunder Norden regelmäßig konfrontiert war. „Auch hier gab es Problemimmobilien, einen Straßen-Arbeiterstrich, Vermüllung und Prostitution“, berichtet der Beamte, der mit Frau und Hund im Dortmunder Süden ein Haus bewohnt, von seinen Erfahrungen. Gemeinsam mit den zuständigen Behörden der Stadt und Kollegen aus den Heimatländern der Zuwanderer habe man dort viel erreicht – für die Kommune, aber auch für die Menschen. „Diese Erfahrungen möchte ich übertragen.“